Entwicklungsministerin Svenja Schulze sagte:
"Die Politik der Taliban ist nicht nur frauenverachtend, sondern auch Gift für die Entwicklung des Landes. Denn wer der Hälfte der Bevölkerung die Bildungschancen verwehrt, raubt dem Land sein Zukunftspotenzial. Ohne gut ausgebildete Frauen gibt es keinen Ausweg aus Hunger und Armut. Sie sind auch für die Arbeit von Hilfsorganisationen unverzichtbar. Die Taliban müssen die Verbote zurücknehmen, die die Frauen ausschließen. Wir werden jedenfalls nicht nachlassen, Wege zu suchen, wie wir afghanische Frauen unterstützen können. Ein Weg ist, dass wir geflüchteten Afghaninnen ermöglichen, in einem der Nachbarländer zu studieren. Damit schaffen sich die Frauen eine Perspektive für einen guten Job und einen gesicherten Lebensunterhalt. Und sie können ihr Land beim Wiederaufbau unterstützen, sobald es die Rahmenbedingungen in Afghanistan wieder zulassen."
DAAD-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee ergänzt:
"Für die Menschen in Afghanistan ist die Lage katastrophal. Vor allem junge Frauen sind schwer getroffen: Es ist ihnen kaum mehr möglich, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Seit dem Ausschluss aus den Hochschulen fehlt ihnen zudem jede akademische Ausbildungsmöglichkeit. Das neue Stipendienprogramm ist daher ein wichtiger Baustein, um gemeinsam mit unseren internationalen Partnerorganisationen jungen Frauen die Vorbereitung auf ein Studium zu ermöglichen und geflüchtete Afghaninnen mit Bachelor- und Masterstipendien an Hochschulen in der Region zu fördern."
Schwerpunkt des neuen Stipendienprogramms ist die Förderung der akademischen Ausbildung von afghanischen Studentinnen in den Nachbarländern Bangladesch, Kirgistan und Pakistan.
- In Bangladesch vergibt der DAAD Bachelorstipendien an der Asian University for Women in der Stadt Chittagong.
- In Kirgistan werden afghanische Studierende an der American University of Central Asia (AUCA) in der Stadt Bischkek über einen Zeitraum von zwei Jahren gefördert, während sie einen Masterstudiengang absolvieren.
- In Pakistan wird der DAAD über Partnerorganisationen vierjährige Bachelor- und zweijährige Masterstipendien primär für geflüchtete Afghaninnen anbieten.
Die gezielte Förderung afghanischer Frauen soll dazu beitragen, qualifizierte Fachkräfte auszubilden, die unter veränderten Bedingungen in Afghanistan Bildung und Entwicklung voranbringen können. Im Programm werden bis Ende 2027 voraussichtlich mehr als 5.000 Personen gefördert. Der DAAD arbeitet dazu neben dem Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen UNHCR mit dem Jesuit Worldwide Learning, der Asian University for Women und der American University of Central Asia zusammen.
Seit der erneuten Machtübernahme der Taliban im Sommer 2021 werden die Rechte von Frauen in Afghanistan immer stärker eingeschränkt. Ende 2022 wurden Frauen aus den Hochschulen des Landes ausgeschlossen, auch für Nichtregierungsorganisationen dürfen sie Stand jetzt nicht mehr arbeiten. Entwicklungsministerin Schulze hatte daraufhin die deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Afghanistan zunächst angehalten, um eine international abgestimmte Reaktion zu erarbeiten.