StartseiteAktuellesNachrichtenEU-Kommissarin Gabriel im Interview zu Prioritäten und Herausforderungen von Horizont Europa

EU-Kommissarin Gabriel im Interview zu Prioritäten und Herausforderungen von Horizont Europa

Berichterstattung weltweit

Nach fast drei Jahren Vorbereitungszeit läuft nun das groß angelegte EU- Förderprogramm für Forschung und Innovation Horizont Europa an. In den kommenden 7 Jahren stellt die Europäische Kommission hierfür eine Summe von insgesamt 95,5 Mrd. Euro bereit. In einem Interview mit der Wissenschaftszeitschrift Nature erklärt Mariya Gabriel, EU-Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend die Eckpunkte, Neuheiten und weiteren Schritte des Programms.

Die COVID-19-Pandemie habe der europäischen Zivilgesellschaft die entscheidende Rolle von Investitionen in Forschung und Innovation vor Augen geführt, so Gabriel. Bisher wurde bereits ca. 1 Mrd. Euro in die digitalgestützte Bekämpfung des Virus mittels Forschungs- und Innovationsmaßnahmen investiert. Zudem wurde das Budget für das Thema Gesundheit in Horizont Europa erhöht und eine neue Partnerschaft mit den Mitgliedsstaaten zu 'pandemic preparedness' vorbereitet.

Eine Neuheit des Programms, welches an das abgelaufene Rahmenprogramm Horizont 2020 anschließt, ist die sogenannte Missionsorientierung. Die Missionen Krebsbekämpfung, Klimaschutz, Ozeane, Zukunftsstädte, Boden und Lebensmittelsicherheit wurden in einem Beteiligungsprozess gemeinsam mit Interessenvertretern erarbeitet und mit 4,5 Mrd. Euro gefördert. Die Missionen umfassen präventive und proaktive Maßnahmen und setzen dabei auf zeitlich und inhaltlich klar definierte Ziele, z. B. sollen durch die ‚Krebsmission‘ bis 2023 drei Millionen Menschenleben gerettet werden. Unabhängig davon spielen die Bekämpfung des Klimawandels und der Schutz des kulturellen Erbes Europas weiterhin eine wichtige Rolle. So soll Horizont Europa wesentlich zu dem Ziel beitragen, Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen und wird hierfür 35% des vorgesehenen Budgets für klimarelevante Maßnahmen einsetzen. Ein neues Cluster soll außerdem die Kulturindustrie unterstützen, sich von den gravierenden Folgen der Pandemie zu erholen. Der Einsatz digitaler Technologien soll hierbei eine wesentliche Rolle spielen.

Der Förderhorizont des Programms reicht von Grundlagenforschung bis hin zur erfolgreichen Vermarktung von neuen Ideen und Produkten. Die lange Laufzeit bietet den Forschenden Stabilität und Investitionssicherheit. Gabriel betont die Bedeutung des Engagements von allen 27 EU-Mitgliedsstaaten für den Erfolg von Horizont Europa. Es gelte weiterhin das vereinbarte Ziel, 3% des Bruttoinlandsprodukts in Forschung und Entwicklung zu investieren. Außerdem müssten nationale Forschungs- und Innovationsstrategien mit den Zielen des neuen EU-Programms abgestimmt werden, wofür aktuell ein Pakt ausgeareitet wird. Eine Priorität wird zudem sein, ost- und mitteleuropäische Länder stärker in die europäische Forschungslandschaft zu integrieren. Um die Teilhabe traditionell eher schwachen Regionen zu erhöhen, d. h. auch grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu fördern und den Wegzug von Talenten zu vermeiden, sind Ausgaben in Höhe von 3,2 Mrd. Euro vorgesehen.

Zum Nachlesen

Nature (29.03.2021): ‘We must adapt’: EU research chief on Europe’s €100-billion funding programme

Quelle: Nature Redaktion: von Hendrik Dellbrügge, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: EU Themen: Strategie und Rahmenbedingungen

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