Mit der Strategie bringt sich Deutschland aktiv in die Gestaltung der internationalen Ordnung im Indo-Pazifik ein. Die COVID-19-Pandemie und ihre Auswirkungen haben erneut gezeigt: Weltweit stehen Staaten vor Herausforderungen, die nur durch gemeinsames Vorgehen bewältigt werden können. Wichtiges Ziel ist daher die Stärkung von Strukturen internationaler Kooperation – insbesondere des Staatenbündnisses ASEAN, mit dem auch Deutschland künftig enger kooperieren möchte.
Zu den größten Herausforderungen global – aber gerade auch im Indo-Pazifik-Raum – gehört der Kampf gegen den Klimawandel und gegen die Verschmutzung der Meere. Hier will die Bundesregierung mit den Ländern des Indo-Pazifiks gemeinsam Lösungen finden.
Es gibt viele Bereiche, in denen Deutschland intensiver mit den Staaten der Region zusammenarbeiten will – sei es zur Stärkung von Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten sowie dem Austausch in Kultur, Bildung und Wissenschaft. Hier ist für die Bundesregierung die bewährte wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit (WTZ) von herausragender Bedeutung. So wurden bereits mit zahlreichen Ländern aus der Region bilaterale WTZ-Abkommen abgeschlossen. Über 5.000 Hochschulkooperationen sind etabliert; davon wird eine Vielzahl von der Bundesregierung gefördert. Zudem sind der der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) und das Goethe-Institut an mehreren Standorten vertreten, genau wie verschiedene geförderte Einrichtungen, beispielsweise die Deutschen Wissenschafts- und Innovationshäuser (DWIH) in Neu-Delhi und Tokyo.
Auch die Wirtschaftsbeziehungen sollen ausgebaut werden – u. a. durch den Abschluss von EU-Freihandelsabkommen mit weiteren Ländern des Indo-Pazifiks. Dabei gilt es auch, durch eine Diversifizierung von Partnerschaften einseitige Abhängigkeiten zu vermeiden. Weitere Themen sind die Digitalisierung, die Vernetzung oder visionäre Zukunftstechnologien – Fragen, die für die globale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands wichtig sind. Hierzu gehört auch der gesellschaftliche Diskurs über den freien Zugang zu Informationen und den Schutz vor Fehlinformationen.
Mit den Leitlinien will die Bundesregierung nicht zuletzt eine europäische Strategie zum Indo-Pazifik fördern. Deshalb greift die Strategie europäische Politikansätze auf und bietet Anknüpfungspunkte für eine engere Zusammenarbeit auch auf EU-Ebene.
Über den "Indo-Pazifik"
Der Indo-Pazifik hat keine klar definierte geografische Ausdehnung. Er wird von unterschiedlichen Akteuren unterschiedlich definiert. Die Bundesregierung versteht unter dem Indo-Pazifik die Gesamtheit des vom Indischen Ozean und vom Pazifik geprägten Raums.
Mehr als die Hälfte der weltweiten Bevölkerung lebt in Ländern, die durch den indischen Ozean und den Pazifik geprägt werden. In den vergangenen Jahrzehnten haben Staaten wie Vietnam, China oder Indien ein rasantes wirtschaftliches Wachstum erlebt: Inzwischen trägt die Region fast 40 Prozent zum weltweiten BIP bei. Mit dem Aufstieg Asiens gewinnt das Gebiet auch wirtschaftlich und politisch an Bedeutung. Gleichzeitig nimmt die strategische Konkurrenz über den Einfluss in der Region zu. Der Indo-Pazifik wird zum Schlüssel für die Ausgestaltung der internationalen Ordnung im 21. Jahrhundert.
Geopolitische Machtverschiebungen im Indo-Pazifik haben auch unmittelbare Auswirkungen auf Deutschland: Die Volkswirtschaften im europäischen und im indo-pazifischen Raum sind durch globale Lieferketten eng miteinander vernetzt. Wichtige Handelsrouten führen durch den Indischen Ozean, das Südchinesische Meer und den Pazifik. Wenn Konflikte in der Region die Sicherheit und Stabilität dort beinträchtigen, hat das auch für Deutschland Folgen. Deswegen will die Bundesregierung die Zusammenarbeit mit den Ländern im Indo-Pazifik ausbauen.
Zum Nachlesen
- Die Bundesregierung (August 2020): Leitlinien zum Indo-Pazifik