Online-Challenges ermöglichen es, Zugang zu dem kreativen Potenzial von Fachleuten aus der ganzen Welt zu erhalten, die mit Ideen zu technischen Fragen unterstützen. Dieses Prinzip macht sich ein Konsortium aus sieben Projektpartnern aus insgesamt sechs europäischen Ländern für das Projekt "FRANCIS" (Frugal Innovation by Citizens for Citizens) zu Nutze. Dazu gehören neben den beiden Fraunhofer-Instituten für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO sowie für Raum und Bau IRB auch das Technische Forschungszentrum Finnland VTT als wissenschaftliche Begleitung. Des Weiteren sind die finnische Non-Profit-Organisation InnoFrugal, das Behavioural Insights Team (BIT) aus Großbritannien, das Tech-Startup Agorize aus Frankreich sowie die beiden Industrieunternehmen HELIOZ aus Österreich und BSH Hausgeräte aus der Türkei am Projekt beteiligt. Ziel ist es, gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern frugale Innovationslösungen zu entwickeln, indem diese mithilfe von moderierten Challenges in den kreativen Prozess einbezogen werden.
Insgesamt durchlaufen die registrierten Ideen zwei Bewertungen. Die besten Ideen erhalten eine Finanzierung für die weitere Entwicklung. Zusätzlich stehen den Bürgerinnen und Bürgern bei der Ideenentwicklung auch Forschende sowie Industrie-Mentorinnen und -Mentoren unterstützend zur Seite, Studierende helfen bei praktischen Problemen. Damit die Ideen am Ende auch zur Marktreife gebracht werden, sind die Industrieunternehmen HELIOZ und BSH Hausgeräte am Projekt beteiligt, auf deren Anwendungsfelder die zwei geplanten Challenges ausgerichtet sind.
Liza Wohlfart vom Fraunhofer IAO und Projektleiterin von FRANCIS erklärt:
"Die ganze Idee basiert auf einem Win-Win-Konzept. Die Bürgerinnen und Bürger erhalten die Möglichkeit, kreativ an neuen Produktideen mitzuarbeiten und die Unternehmen können einen besseren Einblick in die Bedarfe und Wünsche kostensensitiver Kunden erhalten."
Dem Konsortium ist es wichtig, die Gesellschaft als Ganzes anzusprechen, einschließlich marginalisierter Gruppen wie Arme, ältere Menschen und große Familien. Auch die wachsende Schicht der sogenannten Minimalisten, die versuchen ihr Leben aktiv zu vereinfachen, stehen im Fokus. Aus diesem Grund sollen die Events auch beispielsweise in Altersheimen, Schulen oder Bibliotheken stattfinden.
Ein weiteres Ziel von "FRANCIS" ist es, die Entwicklung eines soliden Citizen Frugal Innovation Frameworks voranzutreiben, um die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Bürgerinnen und Bürgern und Industrie im Bereich Frugal Innovation zu unterstützen. Deshalb wird das Projektteam begleitend zu den Challenges auch verhaltenswissenschaftliche Tests durchführen, um Einblicke in mögliche Barrieren zu gewinnen und mehr über die Motivation und den Unterstützungsbedarf der beteiligten Bürgerinnen und Bürgern zu erfahren. Anhand der aus erster Hand gewonnenen Erkenntnisse kann das Forschungsteam effektive Strategien zur Förderung Frugaler Innovationen und Citizen Science Initiativen ableiten.
Das Projekt ist im Februar gestartet und erhält über 2,2 Mio. Euro Förderung aus Horizont 2020. Für das Jahr 2021 ist die Entwicklung des wissenschaftlichen Rahmenmodells vorgesehen, um dann 2022 und 2023 die beiden Challenges durchzuführen. Einige Events werden in dem neuen Creative Space "Next:Lab" des Fraunhofer IAO stattfinden.