StartseiteAktuellesNachrichtenBilanz der französischen Industriepolitik

Bilanz der französischen Industriepolitik

Berichterstattung weltweit

Der französische Minister für Wirtschaft und Finanzen und sein Staatssekretär für Industrie haben die Ergebnisse der französischen Industriepolitik unter Staatspräsident François Hollande vorgestellt. Dazu gehören unter anderem die Entwicklung der Reindustrialisierungsprogramme „Das neue industrielle Frankreich“ und „Industrie der Zukunft“.

Wie Michel Sapin und Christophe Sirugue im Ministerrat vom 19. Oktober 2016 darstellten, macht die Industrie 12,6 Prozent des französischen Bruttoinlandsproduktes (BIP), drei Millionen Arbeitsplätze, 70 Prozent der Exporte und 74 Prozent der privatwirtschaftlichen Forschung aus. Die Industrie hat stark von den Steuervergünstigungen profitiert, die 2013 eingeführt wurden, um Investitionen, neue Stellen oder die Erschließung neuer Märkte zu ermöglichen (Crédit d'impôt pour la compétitivité et l'emploi, CICE): 22 Prozent dieser Förderung, die den Staat bisher 46 Milliarden Euro gekostet hat, sind an die Industrie gegangen. 2015 wurde zudem eine Möglichkeit für Sonderabschreibungen eingeführt, um die Modernisierung der Produktionsanlagen und produktive Investitionen der Unternehmen zu fördern. Diese Maßnahme läuft noch bis April 2017. 2017 werden die Maßnahmen zugunsten der Industrie 40 Milliarden Euro umfassen. Die Regierung sieht darin eine unverzichtbare Anstrengung, um eine Aufwärtsspirale in Gang zu setzen, die sowohl Unternehmen als auch Angestellten zu Gute kommt. Hinzu kommen 400 Millionen Euro Subventionen für Unternehmen mit hohem Elektrizitätsverbrauch. Auch die Innovationsfähigkeit wird durch Steuervorteile für privatwirtschaftliche Forschung und die Maßnahmen für Transfer und Verwertung finanziell von der Regierung unterstützt.

Wie die Minister weiter ausführten, haben diese Anstrengungen den Unternehmen ermöglicht, ihre Gewinnspanne auf 35,5 Prozent zu erhöhen (Ende 2015). Die Investitionen der produzierenden Unternehmen nehmen ebenso zu: 1,9 Prozent 2014 und 3,5 Prozent 2015.

Weiterhin sei auch das Reindustrialisierungsprogramm „Das neue industrielle Frankreich“ (La nouvelle France industrielle) mit seinen neun thematischen Schwerpunkten [siehe „Weitere Informationen“, AdR] erfolgreich. Es wird wesentlich von der Industrie selbst gesteuert und habe so ermöglicht, die Energie der verschiedenen Akteure gemeinschaftlich zu bündeln. Seit 2013 wurden mithilfe öffentlicher Gelder in Höhe von fast zwei Milliarden Euro über 1.000 Projekte ermöglicht. Die Mittel stammen vor allem aus dem Programm für Zukunftsinvestitionen PIA (Programme d’investissement d’avenir). Einige Entwicklungsziele wurden hierbei bereits erreicht, wie ein Satellit mit elektronischem Antrieb, das Elektro-Flugzeug E-Fan von Airbus oder der Großrechner Sequana von Atos, der in der französischen Behörde für Atom und erneuerbare Energien CEA (Commissariat à l'énergie atomique et aux énergies alternatives) aufgebaut wird. In Kürze sollen neue Projekte hinzukommen, etwa aus den Bereichen vernetzte Fahrzeuge, generative Fertigungsverfahren oder Internet der Dinge.

Da die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen auch von ihrer Fähigkeit abhänge, sich zu modernisieren und ihr Produktionsmodell weiterzuentwickeln, hat die französische Regierung zudem das Programm „Industrie der Zukunft“ (Industrie du futur) aufgelegt: Die öffentliche Investitionsbank Bpifrance hat 2,1 Milliarden Euro Darlehen dafür bereitgestellt und aus dem PIA stehen weitere 100 Millionen Euro zur Verfügung. 2000 kleine und mittlere Unternehmen konnten so bisher individuell begleitet werden. Bis 2017 sollen es 4.300 aus allen Produktionszweigen sein, hierfür werden auch die Regionen eingebunden.

2012 hat der damalige Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg 22 Kommissare für wirtschaftlichen Aufschwung (Commissaires au redressement productif) ernannt, jeweils einer pro Region. Diese erfahrenen Unternehmer allein haben 2.769 Unternehmen mit mehr als 250.000 Mitarbeitern geholfen. Hierbei werden die Firmen sowohl in schwierigen Situationen als auch bei Innovations- und Modernisierungsvorhaben unterstützt.

Die Strategie des Staates als Aktionär komme vor allem über Bpifrance der Industrie zu Gute. Hier habe er insbesondere zur Neugründung der Atombranche beigetragen und den Automobilsektor unterstützt.

Wie der Minister und sein Staatssekretär abschließend erklären, werden diese Anstrengungen in Zukunft nach folgenden drei Schwerpunkten fortgesetzt:

  • Modernisierung und Upselling der französischen Industrie, durch den Energiewandel und die Digitalisierung sowie den Einsatz des Programms „Neues industrielles Frankreich“
  • Langfristige Förderung der französischen Unternehmen
  • Verankerung der Industrie im Herzen der Gesellschaft und der Regionen, um sie menschlicher und respektvoller der Umwelt gegenüber und somit attraktiver zu gestalten
Quelle: Elysee.fr Redaktion: von Kathleen Schlütter, Deutsch-Französische Hochschule Länder / Organisationen: Frankreich Themen: Engineering und Produktion Förderung Innovation Strategie und Rahmenbedingungen Wirtschaft, Märkte

Weitere Informationen

Projektträger