StartseiteAktuellesNachrichtenDeutsch-Chinesische Kooperation führt zur Entdeckung einer neuen Schmetterlingsart

Deutsch-Chinesische Kooperation führt zur Entdeckung einer neuen Schmetterlingsart

Chinesische und deutsche Wissenschaftler haben im Süden der Volksrepublik eine neue Schmetterlingsart gefunden. Sie ist die erste bekannte Art aus der Gruppe der Ameisenbläulinge, die in Bergwäldern vorkommt. Die neue Art aus dem Nord-Westen der Provinz Yunnan wurde von Prof. Min Wang von der Südchinesischen Agrar-Universität in Guangzhou und Dr. Josef Settele vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle entdeckt.

Die Art wurde in der “open access“-Zeitschrift ZooKeys (Ausgabe 48, pp. 21-28; doi: 10.3897/zookeys.48.415) beschrieben und erhielt den wissenschaftlichen Namen Phengaris xiushani, was mit „Xiushan’s Ameisenbläuling“ übersetzt werden kann. Mit dem Namen wird der Wissenschaftler Dr. Xiushan Li geehrt, der sich um die Zusammenarbeit der Schmetterlingsforscher in Deutschland und China verdient gemacht hat.

Vom 15.-25. Juni finden weitere Workshops im Rahmen des Deutsch-Chinesischen Jahres der Wissenschaft und Bildung statt, die im Web-Blog unter http://www.blog.dcjwb.net/www.blog.dcjwb.net verfolgt werden können.

Die Ameisenbläulinge gehören zu den am intensivsten untersuchten Tagfaltern in Eurasien, was unter anderem auch an ihrer "obskuren" Biologie und Ökologie liegen dürfte. Zum einen hängen sie von bestimmten Pflanzen als Nahrung für die Raupen ab – was allein betrachtet noch nicht so sehr ungewöhnlich ist. Aber sie benötigen auch ganz bestimmte Ameisen. Daher leben viele der bekannten Arten die längste Zeit ihres Lebens als Raupen in Ameisennestern von der Ameisenbrut. Diese extreme Spezialisierung macht sie sehr anfällig gegenüber Veränderungen bei Landnutzung und Klimas.

Die Entdeckung der neuen Art kam relativ überraschend, da diese Schmetterlingsgruppe als gut erforscht galt. Die europäischen Arten sind aufgrund ihrer Relevanz als Schutzobjekt im Rahmen der FFH-Richtlinie unter dem Namen Maculinea sehr bekannt geworden. Allerdings ist im Gegensatz dazu das Wissen über diese Tiere in China noch begrenzt. Daher ist bisher auch nichts zur Ökologie der neuen Art bekannt - außer, dass sie in ungestörten Bergwäldern vorkommt, wo sie auf rund 3000 Meter Höhe entdeckt wurde. Allein dadurch unterscheidet sie sich aber schon von allen anderen Ameisenbläulingen, da diese bislang nur von Grasländern wie Wiesen und Weiden bekannt sind.

Entdeckt wurde die Art im Rahmen eines Chinesisch-Deutschen Workshops zum Schutz von Schmetterlingen, der im Dezember 2009 in Guangzhou in Südchina stattfand. Diese Veranstaltung war Teil des vom BMBF (Bundesministerium für Bildung und Forschung) initiierten und unterstützten Projektes LepiPub (http://www.blog.dcjwb.net/www.blog.dcjwb.net) und der South China Agricultural University (http://www.scau.edu.cn/www.scau.edu.cn) im Rahmen des Deutsch-Chinesischen Jahres der Wissenschaft und Bildung. Die Studie wurde zudem teilweise unterstützt durch die Chinesische National Nature Science Foundation (30570211, 40971037) und das FP 6 BiodivERsA-Projekt CLIMIT (Climate change impacts on insects and their mitigation; http://www.climit-project.net/www.climit-project.net ; http://www.ufz.de/index.php?de=18357www.ufz.de/index.php). Referenz-Exemplare (die sogenannten "Typen") wurden hinterlegt in der Entomologischen Sammlung der Südchinesischen Agrar-Universität von Guangzhou und dem Senkenberg Museum für Tierkunde in Dresden.

Der Name der neuen Art wurde abgeleitet aus: (a) dem Bergwaldgebiet in dem sie gefunden wurde (Xiushan bedeutet auf chinesisch "schöner Berg"), und (b) dem Namen des Wissenschaftlers Dr. Xiushan Li, der einige Jahre am UFZ arbeitete und der die beiden Autoren der vorliegenden Neuentdeckung zusammenbrachte. Ihm ist diese Art gewidmet, da er sich zu einem hohen Maße der Erforschung der Biodiversität Chinas, speziell der Ökologie und dem Schutz der Schmetterlinge, verschrieben hat – was erst vor kurzem wieder durch eine neue Fachpublikation belegt wurde (Li et al., 2010).

Die Vereinten Nationen haben 2010 zum Internationalen Jahr der Biologischen Vielfalt erklärt. Ziel ist es, dass Thema biologische Vielfalt mit seinen vielen Facetten stärker in das öffentliche Bewusstsein zu rücken. Mit seiner Expertise trägt das UFZ dazu bei, die Folgen und Ursachen des Biodiversitätsverlustes zu erforschen sowie Handlungsoptionen zu entwickeln. Mehr dazu erfahren Sie unter: www.ufz.de/index.php und http://www.ufz.de/data/ufz_spezial_april08_20080325_WEB8411.pdfwww.ufz.de/data/ufz_spezial_april08_20080325_WEB8411.pdf

Die Biodiversitätsforschung in Deutschland ist auf zahlreiche Institutionen wie Hochschulen, außeruniversitäre Einrichtungen und Ressortforschung bis hin zu Naturschutzverbänden und Firmen verteilt. Das Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung, ein Projekt im Rahmen von DIVERSITAS-Deutschland, möchte der Forschungscommunity deshalb eine gemeinsame institutionsunabhängige Kommunikationsstruktur und -kultur anbieten. Mehr dazu erfahren Sie unter: www.biodiversity.de

Publikationen:

Min Wang, Josef Settele (2010) Notes on and key to the genus Phengaris (s. str.) (Lepidoptera: Lycaenidae) from mainland China with description of a new species. ZooKeys 48: 21-28. doi: 10.3897/zookeys.48.415
pensoftonline.net/zookeys/index.php/journal/article/view/415

Xiu-shan Li, You-qing Luo, Ya-lin Zhang, Oliver Schweiger, Josef Settele and Qing-sen Yang (2010). On the conservation biology of a Chinese population of the birdwing Troides aeacus (Lepidoptera: Papilionidae). Journal of Insect Conservation.
dx.doi.org/10.1007/s10841-009-9254-x

Kontakt
PD Dr. Josef Settele
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Tel.: 0345 - 558 - 5320
Web: http://www.ufz.de/index.php?de=817www.ufz.de/index.php

Tilo Arnhold (UFZ-Pressestelle)
Tel.: 0341 - 235 - 1635
E-mail: presse(at)ufz.de

Quelle: Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ Redaktion: Länder / Organisationen: China Themen: Lebenswissenschaften Umwelt u. Nachhaltigkeit

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