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Frankreich: Bericht zur Radikalisierungsforschung

Berichterstattung weltweit

Die Forschungsallianz Athena hat im Auftrag des französischen Bildungsministeriums einen Sachstand der Radikalisierungsforschung in Frankreich erstellt.

Alain Fuchs, Präsident von Athena sowie des Nationalen Zentrums für wissenschaftliche Forschung CNRS, übergab den Bericht „Forschungen zu Radikalisierung, den daraus resultierenden Formen der Gewalt und wie Gesellschaften diesen vorbeugen und sich davor schützen“ am 3. März 2016 Bildungsministerin Najat Vallaud-Belkacem und dem Staatssekretär für Hochschulwesen und Forschung Thierry Mandon. Athena war kurz nach den Attentaten in Paris vom November 2015 mit der Studie beauftragt worden.

Der Bericht zeigt – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – dass es in Frankreich vielfältige Forschung gibt, die für eine Minderung des Terrorismusrisikos relevant ist: Gefängnisse, Medien, Sicherheit, Nachrichtendienste, Mittlerer und Naher Osten, Religion und Laizität, Integration und Diskriminierung, Geschichte und Erinnerungskultur, Bildungspolitik usw. Bereits seit Beginn der 1980er Jahre, insbesondere zu Gewalt im urbanen Raum, gibt es in Frankreich Forschungen in dem Gebiet. Alain Fuchs macht deutlich, dass die Ergebnisse genutzt werden sollten: „Die Schlussfolgerungen der Sozialwissenschaften sind die beste Art gegen jede Form von Terrorismus zu kämpfen. Die von Wissenschaftlern des Faches vorgeschlagenen Analysen und Erklärungen sind in dieser Hinsicht essentiell. Es ist die erste Bedingung, die Gründe für eine Bedrohung zu kennen, um sich davor zu schützen.“

Seit den Attentaten im Januar 2015 hat das CNRS seine Bemühungen verstärkt, die Forschungen und ihre Ergebnisse bekannter zu machen. Forschungslücken sieht der Bericht vor allem im Bereich der Themen Propaganda und Gegenpropaganda, der Terrorismus-Finanzierung und Spionage. Die Regierung und das CNRS haben mit Sonderausschreibungen bereits begonnen, die Forschung in diesen Gebieten zu fördern.

Alain Fuchs betont und kritisiert die gegenseitige „Quasiignoranz“, die zwischen Politik und Sozialwissenschaften herrsche. Die Forscher bemühten sich nicht, ihre Ergebnisse der Gesellschaft zugänglich zu machen, die Politiker basierten ihre Entscheidungen auf Experten aus ihrem eigenen Umfeld. Der Bericht empfiehlt daher die Schaffung zwei neuer Instanzen: zum einen hybride Arbeitsgruppen aus Forschern, Entscheidungsträgern und Vertretern der Zivilgesellschaft zum anderen eine Art Sondergesandten, ein Wissenschaftler, der sich persönlich für die Umsetzung der Forschungsergebnisse in den betroffenen Ministerien und Einrichtungen einsetzt. Seine genaue Stellung lässt der Bericht offen.

Quelle: Le Monde, MENESR Redaktion: von Kathleen Schlütter, Deutsch-Französische Hochschule Länder / Organisationen: Frankreich Themen: Geistes- und Sozialwiss.

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