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Mikrotechnik-Branche erwartet zunächst kaum Fachkräfte durch Flüchtlingszustrom

Internationalisierung Deutschlands, Bi-/Multilaterales

Flüchtlinge sollten in Deutschland schneller als bisher in den Arbeitsmarkt kommen, meinen Vertreter der Mikrotechnik-Industrie laut einer Kurzbefragung des IVAM Fachverband für Mikrotechnik. Die Chance, durch den aktuellen Zustrom Fachkräfte für die eigene Branche zu gewinnen, sieht jedoch nur ein Drittel der befragten Branchenexperten. Ein Unsicherheitsfaktor ist die zunächst unklare Aufenthaltsperspektive der Flüchtlinge. Demgegenüber steht die hohe Spezialisierung der Mikrotechnik-Unternehmen, die in der Regel eine lange und aufwändige Einarbeitung erfordert.

Der starke Zustrom von Flüchtlingen, von denen viele qualifizierte Abschlüsse haben, hat zuletzt eine Debatte um die Integration von Asylbewerbern in den Arbeitsmarkt ausgelöst. Vertreter von Bundesregierung und Industrieverbänden erkennen in der Zuwanderung eine Bereicherung für die Wirtschaft und die Chance, Personalengpässe zu beheben, die im Zuge des demographischen Wandels erwartet werden. Mit der Blue Card und vereinfachten Regelungen versuchen die EU und die Bundesregierung deshalb seit einiger Zeit, Zuwanderer als Fachkräfte nach Europa und Deutschland zu holen.

Ob mit dem Flüchtlingsstrom potenzielle Fachkräfte für die Mikrotechnik nach Deutschland kommen, steht für die Branchenvertreter jedoch nicht fest. Zwar sieht ein Drittel der Befragten in der Zuwanderung von Flüchtlingen eine Chance, Fachkräfte für die Branche zu gewinnen, Voraussetzung hierfür sei aber, dass eine wirksame Integrationspolitik etabliert werde.

Als Hemmnisse für die Gewinnung von Flüchtlingen als Fachkräfte wird die starke Spezialisierung der Unternehmen in der Mikrotechnik-Branche genannt. Der Einsatz in Hightech-Betrieben erfordere oft ein sehr spezielles Wissen und eine lange und aufwändige Einarbeitung, die sich nur lohne, wenn die Fachkraft eine langfristige Aufenthaltsperspektive habe. Dass nach Medienberichten viele Flüchtlinge – auch bei Aussicht auf Asyl – mittelfristig in ihre Heimat zurückkehren wollen, ist für beide Seiten, Arbeitgeber und Bewerber, eine Hürde für die Einstellung.

Auch wenn deutsche Mikrotechnik-Unternehmen häufig international agieren oder Absolventen aus dem Ausland beschäftigen, sollten Zuwanderer Deutsch können oder lernen, wenn sie als Fachkraft arbeiten möchten. Für den Einstieg und wiederkehrende Arbeitsabläufe in der Hightech-Branche seien Englischkenntnisse zunächst ausreichend, meinen die Mikrotechnik-Experten. Langfristig jedoch seien Deutschkenntnisse unerlässlich, um Zuwanderer in die Betriebe und in die Gesellschaft zu integrieren.

Grundsätzlich sprechen sich die Branchenvertreter deutlich dafür aus, dass Flüchtlinge in Deutschland schneller in den Arbeitsmarkt eintreten können – schon allein um die Integration zu fördern und die Sozialsysteme zu entlasten. Idealerweise sollte, bevor eine Arbeitserlaubnis erteilt wird, der Status geklärt und sicher sein, dass die Bewerber in Deutschland bleiben können. Sollte es nicht gelingen, die Asylverfahren zu beschleunigen, könnten aber auch eine temporäre Asylbestätigung und befristete Arbeitserlaubnis vorübergehend Abhilfe schaffen.

Die Experten sehen die Politik in der Pflicht, eine wirksame Integrationspolitik zu etablieren, aber auch in den Herkunftsländern die Fluchtgründe zu beheben. Ziel der europäischen Politik sollte es nicht nur sein, in Kriegsgebieten die Krisenherde zu entschärfen, sondern auch, in sicheren Herkunftsländern die Wirtschaft zu stärken.

Quelle: IVAM Fachverband für Mikrotechnik / IDW Nachrichten Redaktion: Länder / Organisationen: Global Themen: Fachkräfte Berufs- und Weiterbildung

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