StartseiteAktuellesNachrichtenStipendiaten aus St. Petersburg forschen sechs Monate an der TU Bergakademie Freiberg

Stipendiaten aus St. Petersburg forschen sechs Monate an der TU Bergakademie Freiberg

Vier Stipendiaten von der Nationalen Universität für Mineralische Ressourcen in St. Petersburg sind an die Bergakademie gekommen, um ein halbes Jahr in der Arbeitsgruppe von Prof. Gerhard Heide am Institut für Mineralogie zu arbeiten. Die Doktoranden forschen unter anderem zu leuchtenden Mineralen und Goldlagerstätten.

Der Aufenthalt wird unter anderem durch das Lomonossow-Stipendium finanziert. Michael W. Lomonossow gilt als das Sinnbild für die engen und guten Verbindungen zwischen Freiberg und Russland. Der russische Universalgelehrte studierte zwischen 1739 und 1740 bei Bergrat Henckel und nahm vielfältige Impulse mit nach Russland: So wurde die 1773 gegründete Bergakademie in Petersburg nach Freiberger Vorbild eingerichtet.

Weitere Geldgeber sind der Deutsche Akademische Austauschtdienst (DAAD) und russische Universitätsstipendien. „Die vier Gastwissenschaftler setzen damit eine lange Tradition des Austausches von Naturwissenschaftlern zwischen den Professuren für Mineralogie an beiden Hochschulen fort“, bemerkt Prof. Gerhard Heide, der sich besonders darüber freut, dass im Jubiläumsjahr gleich vier Bewerber für ein Stipendium für den Gastaufenthalt an der Freiberger Mineralogie ausgewählt wurden. „Die Stipendiaten bereichern mit ihren Forschungsgebieten unser Institut und werden mit Sicherheit auch von unserer Expertise in der Mineralogie profitieren“, ist sich der Direktor des Instituts für Mineralogie sicher.

Die Projekte der vier Stipendiaten

Anna Kurguzova wird im Rahmen ihrer Doktorarbeit den „Zinnstein“ (Kasserit) näher beleuchten, der bei ihrer Untersuchung einer russischen Zinnlagerstätte am Ufer des Eismeeres eine Rolle spielt. Während Ihres Aufenthaltes beschäftigt sich Anna Kurguzova mit der Fähigkeit des Zinnsteins, unter Elektronenbeschuss zu leuchten – die sogenannte Kathodolumineszenz. Diese Untersuchungen führt sie am neuen Rasterelektronenmikroskop durch, das gemeinsam mit dem Institut für Geologie betrieben wird. Auch der Einbau von Wasser und Eisen soll mittels Infrarotspektroskopie und der Analyse der Farbe näher erforscht werden. Unter der Leitung von Prof. Jens Götz hat sich die Ressourcenuniversität zu einem der weltweit bedeutendsten Zentren bei der Untersuchung der Kathodolumineszenz in Mineralen entwickelt.

Stipendiatin Maria Machevariany forscht an einer anderen russischen Zinnlagerstätte im fernen Osten von Russland nahe der chinesischen Grenze. Die Lagerstätte „Urmi“ gehört nach den Vorräten zu den Giganten unter den Zinnlagerstätten der Welt und wird bisher nicht abgebaut. Im Zentrum steht das meist nur in sehr geringen Mengen auftretende, aber weit verbreitete Mineral Zirkon. Zirkon wird in den Geowissenschaften sehr häufig als natürliche „Uhr“ verwendet, um das Alter von verschiedenen geologischen Bildungen zu bestimmen. An der TU Bergakademie Freiberg möchte Maria Machevariany erste Zeitbestimmungen an Zirkonen von Urmi durchführen. Das Isotopenlabor am Institut für Mineralogie ist eine der ältesten Einrichtungen dieser Art in Deutschland und wird heute von Prof. Marion Tichomirowa geleitet.

Yury Nefedov kümmert sich derweil um einen Typ von Diamanten, von denen wir nicht wissen, wo und wie sie entstanden sind, weil sie bisher nur in Geröllen aufgefunden wurden. Diesen Typ – sogenannte Brasilien-Ural-Diamanten – will Nefedov mit Hilfe der Infrarotspektroskopie untersuchen, um Aufschlüsse über den Einbau von Stickstoff in den Diamant zu erhalten. Auch die Ursachen für die variierenden Farben der Diamanten sollen näher erforscht werden. Dazu wurden noch in Russland mit Hilfe von Lasern dünne Scheiben aus den Kristallen herausgeschnitten, um diese Untersuchungen zu ermöglichen.

Der vierte Stipendiat, Anton Popov, untersucht in seiner Dissertation eine der neueren Goldlagerstätten am Oberlauf des Flusses Jenissej - einer der wichtigsten Bergbauregionen Russlands zur Gewinnung von Gold. In der Lagerstätte „Zolotoe“ kommt das Gold auch als sogenanntes „Freigold“, oder, wie die Geologen sagen, „in gediegener Form“ vor. Die chemische Zusammensetzung des Goldes kann wichtige Hinweise zu den Entstehungsbedingungen der Lagerstätte liefern. Auch die begleitenden Sulfide sollen in Freiberg mit licht- und elektronenmikroskopischen Verfahren näher untersucht werden.

Quelle: Technische Universität Bergakademie Freiberg Redaktion: von Tim Mörsch, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: Russland Themen: Geowissenschaften Bildung und Hochschulen Förderung

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