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Postdocs in Deutschland: Nachwuchsgruppenleiterprogramme im Vergleich

Herausragender wissenschaftlicher Nachwuchs in Deutschland auf alternativen Qualifizierungswegen: Erreicht das Förderinstrument der Nachwuchsgruppenleitung seine Ziele? Welche Unterschiede gibt es zwischen den Programmen verschiedener Förderer? Das Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung (iFQ) hat Forschungsergebnisse aus der "Vergleichenden Evaluation des Emmy Noether-Programms" veröffentlicht.

Das iFQ-Working Paper No. 6 "Postdocs in Deutschland: Vergleich von Nachwuchsgruppenleiterprogrammen" betrachtet und vergleicht die Nachwuchsgruppenlerprogramme der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), der VolkswagenStiftung, der Helmholtz-Gemeinschaft und der Max Planck-Gesellschaft. Die Basis der Untersuchung bildet eine 2006/2007 durchgeführte umfangreiche Onlinebefragung der abgelehnten und geförderten Bewerber der genannten Programme.

Die Nachwuchsgruppenleitung etabliert sich zunehmend als alternativer Qualifizierungsweg zur Professur. Sie ist heute fester Bestandteil der nationalen und internationalen Förderlandschaft. Ein Ziel der Förderung von Nachwuchsgruppenleitungen ist es, Qualifikationspositionen unterhalb der Lebenszeitprofessur und jenseits der klassischen, an den Lehrstuhl gebundenen Assistentenstellen zu schaffen. Die Förderung ermöglicht es den jungen Forschenden, ihre Forschungsvorhaben selbständig, mit guter materieller Ausstattung und über einen vergleichsweise langen Zeitraum hinweg umzusetzen.

Insgesamt unterscheiden sich die untersuchten Nachwuchsgruppenleitungsprogramme nur geringfügig und adressieren sämtlich die gleiche Zielgruppe - "herausragende" (DFG), "talentierte" (Helmholtz-Gemeinschaft), "besonders begabte" (Max Planck-Gesellschaft) und "herausragend qualifizierte" (VolkswagenStiftung) junge Forscherinnen und Forscher. Die Förderkonditionen sind sich sehr ähnlich und auch im Hinblick auf die Bewerbungs- und Auswahlverfahren lassen sich nur geringe Unterschiede feststellen.

Ein bedeutsamer Unterschied findet sich jedoch hinsichtlich der institutionellen Verankerung der Nachwuchsgruppen, die entweder an Hochschulen oder an außeruniversitären Forschungseinrichtungen angesiedelt sind. Die außeruniversitären Programme der Helmholtz-Gemeinschaft und der Max Planck-Gesellschaft scheinen die Förderung nicht zuletzt als (Selbst-)Rekrutierungsinstrument für die eigenen Einrichtungen zu nutzen: Ein überdurchschnittlich hoher Anteil der Geförderten promovierte oder arbeitete bereits vor der Bewerbung um eine Nachwuchsgruppenleiterposition an Einrichtungen dieser Forschungsorganisationen. Die Antragstellenden für die an Hochschulen angesiedelten Nachwuchsgruppenleitungsstellen im Emmy Noether-Programm der DFG und im Programm der VolkswagenStiftung hingegen waren schon in der Promotionsphase eher an Hochschulen beschäftigt. Die unterschiedliche institutionelle Verankerung hat auch zur Folge, dass sich die Nachwuchsgruppenleitenden teils unterschiedlichen Herausforderungen stellen müssen: Während die Funktion, die Verantwortlichkeiten und die Rechte von Gruppenleitungen und die damit verbundene Arbeitsstruktur an den außeruniversitären Forschungseinrichtungen weitestgehend etabliert sind, gibt es an den Hochschulen oft noch keinen klar definierten korporationsrechtlichen Status für extern geförderte Nachwuchsgruppenleiterinnen und -leiter. Die Position der bzw. des Nachwuchsgruppenleitenden existierte in dieser Form an Hochschulen zuvor nicht und muss in das soziale und rechtliche Korporationsgefüge der Universität erst noch eingepasst werden.

Die Anzahl entsprechender Programme steigt national und international stetig. Es bleibt zu beobachten, ob sich diese Förderangebote weitestgehend parallel entwickeln oder es zu einer stärkeren Profilierung der verschiedenen Programme kommen wird. Eine hohe Vielfalt und Breite an Förderangeboten scheint in jedem Fall wünschenswert - nicht zuletzt, weil sich zeigt, dass in einem Programm abgelehnte Antragsteller und Antragstellerinnen in einem anderen Programm durchaus reüssieren oder ihre Forschungsvorhaben in einem alternativen Förderangebot erfolgreich realisieren können.

Wenngleich die Effekte auf die weitere Karriereentwicklung nicht für alle Programme analysiert werden konnten, weisen die vorhandenen Befunde darauf hin, dass die durch die Programme Geförderten deutlich höhere Chancen haben, auf Lebenszeitprofessuren berufen zu werden. Aber auch die abgelehnten Antragstellenden berichten von guten Karriereerfolgen und einer hohen Zufriedenheit mit dem Erreichten. Die hohen Zugangsvoraussetzungen und strengen Auswahlverfahren scheinen den potentiellen Bewerberkreis einzuschränken und bewirken eine positive Selektion.

Die Working Paper No.6 "Postdocs in Deutschland: Vergleich von Nachwuchsgruppenleiterprogrammen" und No. 3 "Postdocs in Deutschland: Evaluation des Emmy Noether-Programms" stehen zum Download zur Verfügung: http://www.forschungsinfo.de/.

Das iFQ ist eine wissenschaftliche Einrichtung, die von der DFG als "Hilfseinrichtung der Forschung" gefördert wird. Aufgabe des iFQ ist die Beobachtung und Analyse der deutschen Forschung und der Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses, die Evaluation und das Monitoring von Forschungsförderungsprogrammen und die Entwicklung und Prüfung geeigneter Evaluationsmethoden sowie der Aufbau und die Vernetzung von Informationsressourcen.

Kontakt
Anna Schelling
Tel.: 0228 - 97273 - 43
Fax: 0228 - 97273 - 49
E-Mail: schelling(at)forschungsinfo.de

Quelle: Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung Redaktion: Länder / Organisationen: Deutschland Themen: Förderung Strategie und Rahmenbedingungen Fachkräfte

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