StartseiteLänderAmerikaChileErster chilenischer Forschungsminister ernannt

Erster chilenischer Forschungsminister ernannt

Berichterstattung weltweit

Den Leiter des neu geschaffenen Forschungsministeriums, Andrés Couve, erwarten viele Herausforderungen. Dazu gehören Budgetkürzungen und die Umsetzung eines reformierten normativen und institutionellen Rahmens für das nationale Forschungs- und Innovationssystem.

Am 17. Dezember 2018 gab Präsident Sebastián Piñera die Ernennung des Neurobiologen Andrés Couve Correa zum ersten Forschungsminister des neuen Ministeriums für Wissenschaft, Technologie, Wissen und Innovation (Ministerio de Ciencia, Tecnología, Conocimiento e Innovación – CTCI) bekannt.

Im Anschluss an ein Biologiestudium an der Päpstlichen Katholischen Universität von Chile und einer Promotion in Zellbiologie an der Mount Sinai School of Medicine, New York, war Couve Postdoc in Neurowissenschaften am University College London (UCL). Nach seiner Rückkehr nach Chile trat er 2005 der Medizinischen Fakultät der Universität von Chile bei, an der er ordentlicher Professor ist. 2011 leitete er die Gründung des Instituto Milenio de Neurociencia Biomédica (BNI), dessen Direktor er ist. Die Biologin und Geschäftsführerin der Iniciativa Nuevo Milenio, Carolina Torrealba, wurde zur Unterstaatssekretärin im Ressort ernannt.

Beide Nominierungen erhielten eine breite Unterstützung der wissenschaftlichen Gemeinschaft, die in der Implementierung des Ministeriums den Abschluss eines Prozesses sieht, den sie seit 2012 vorangetrieben hatte. Couve nahm an diesem Prozess als Mitglied der Präsidentenkommission für Wissenschaft für Entwicklung teil, die 2015 von der damaligen Präsidentin Michelle Bachelet eingerichtet wurde.

Während dieses Prozesses hatte Couve sowohl Kritik an den Haushaltskürzungen in 2017 und 2018 für Forschung und Technologie geäußert als auch die Präzisierung einiger Aspekte zur Gründung des Ministeriums angemahnt. Vom Wissenschaftsmaganzin SciDevNet auf das geringe Budget und die Rolle des künftigen Wissenschaftsministers angesprochen, sagte Couve im vergangenen Oktober: "Am schwierigsten werden die administrativen Aufgaben zur Implementierung dieser neuen Institution im Staat sein, mit sehr wenig Finanzierung und daher vielen Fesseln."

Die budgetären Restriktionen sind erheblich, zumal das Forschungsbudget für das Jahr 2019 nochmals um mehr als vier Prozent gekürzt wurde und im internationalen Kontext ohnehin gering ausfällt. Die Ausgaben des Landes erreichen 0,38% des Bruttoinlandsdprodukts gegenüber etwa 2,5% des Durchschnitts der OECD-Länder oder etwa einem Prozent im Nachbarland Argentinien. Die der Nationalen Kommission für wissenschaftliche und technologische Forschung (Comisión Nacional de Investigación Científica y Tecnológica - CONICYT) und der Iniciativa Científica Milenio zugewiesenen Mittel werden neben dem für den Aufbau des Ministeriums bereitgestellten Sonderbudget die einzigen Einnahmequellen für das neue Ressort im ersten Jahr sein.

Eine weitere Herausforderung stellt der normative und institutionelle Rahmen dar, der nach der Einrichtung des neuen Ministeriums noch weiter definiert und umgesetzt werden muss. Das im August letzten Jahres in Kraft getretene Gesetz (Ley Nr. 21.105) zur Gründung des Forschungsministeriums - und damit einhergehend zur Neuordnung des Forschungs- und Innovationssystems - sieht die Schaffung von fünf Governance-Ebenen vor: Nach der nun erfolgten Ernennung des Ministers und der Unterstaatssekretärin stehen noch die Konstituierungen des Nationalrats für Wissenschaft, Technologie, Wissen und Innovation (Consejo Nacional de CTCI para el Desarrolo), der Regionalministersekretäre, des ministeriellen Beirats sowie des interministeriellen CTCI-Ausschusses aus. Jede dieser Ebenen muss vom Präsidenten ernannt werden, somit bleiben grundlegende Aspekte der neuen Institutionalität bis dahin anhängig.

Das Gesetz sieht vor, dass der CTCI-Nationalrat bei seiner Ernennung die nationale Strategie für den Sektor erstellen oder bestätigen muss. Solange der neue Rat nicht operativ wird, ist die Möglichkeit der Definition von Maßnahmen durch das Ministerium begrenzt, da die Strategie den Handlungsrahmen für die nationale Forschungs- und Innovationspolitik vorgibt, einschließlich neuer Pläne, Programme und Instrumente. Bis zur abschließenden Etablierung der anderen Governance-Ebenen kann der Minister die vorhandenen Ressourcen nur unter Verwendung des derzeitigen institutionellen Rahmens, dem Consejo Nacional de Innovación para el Desarrollo (CNID) und dem Rat der CONICYT (Consejo de la Comisión Nacional de Investigación Científica y Tecnológica), verwalten.

Darüber hinaus ist der Minister neben der administrativen Einrichtung des neuen Ministeriums auch für die Übertragung der Kompetenzen von CONICYT an eine neue nationale FuE-Agentur verantwortlich. Der Präsident muss innerhalb eines Jahres nach der Veröffentlichung des Gesetzes den Zeitpunkt festlegen, an dem die Nationale Agentur für Forschung und Entwicklung ihre Arbeit aufnehmen und CONICYT geschlossen wird. Weiterhin sind – im Rahmen der Reform zur Dezentralisierung und regionalen Neuordnung der Staatsverwaltung - zunächst fünf regionale Ministerialsekretariate (Secretarías Regionales Ministeriales – kurz bezeichnet als Seremis) einzurichten, die drei Monate nach dem Start des Ministeriums ihre Arbeit aufnehmen müssen.

Die für die Dauer einer Präsidentschaft geltenden Leitlinien werden in der Política Nacional de Ciencia, Tecnología, Conocimiento e Innovación festgelegt. Diese wird in jährlichen sogenannten Aktionsplänen konkretisiert und fortgeschrieben. Für die Ausarbeitung der Aktionspläne wird der interministerielle Ausschuss verantwortlich sein.

Zum Nachlesen (Spanisch)

Quelle: VDI TZ (eigene Recherche) Redaktion: von Miguel Krux, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: Chile Themen: Strategie und Rahmenbedingungen

Weitere Informationen

Projektträger