StartseiteLänderEuropaFrankreichUmsetzung des französischen Gesundheitsinnovationsplans: Gründung von drei neuen Bioclustern und weitere Exzellenzzentren für die biomedizinische Forschung

Umsetzung des französischen Gesundheitsinnovationsplans: Gründung von drei neuen Bioclustern und weitere Exzellenzzentren für die biomedizinische Forschung

Berichterstattung weltweit

Im Rahmen des “Plan Innovation Santé 2030” kündigten Olivier Véran, Minister für Solidarität und Gesundheit, und Frédérique Vidal, Ministerin für Hochschulbildung, Forschung und Innovation, gemeinsam mit Bruno Bonnell, dem für Frankreich 2030 zuständigen Generalsekretär für Investitionen, einen Aufruf zur Interessensbekundung zur Bildung von drei international ausgerichteten Bioclustern sowie einen Aufruf zur Einreichung von Projekten für weitere Exzellenzzentren an französischen Universitätskliniken an.

Die nach dem Vorbild des Bioclusters in Boston (Massachusetts, USA) geplanten Biocluster sollen alle maßgeblichen Forschungs- und Innovationsakteure zusammenbringen – ob aus dem Bildungs- und Forschungsbereich, der Industrie oder aus Institutionen des Gesundheitswesens –, deren Kräfte bündeln und als zentrale Anlaufstelle („one-stop-shop“) in allen Belangen des Innovationsprozesses fungieren. Ziel ist es, die bestmöglichen Rahmenbedingungen für bahnbrechende Innovationen zu schaffen  

Die konkreten Aufgaben der Cluster sind so vielfältig wie zahlreich: Unternehmen anziehen und in das Netzwerk einbinden, Dienstleistungen für die verschiedenen Akteure bereitstellen (beispielsweise den Zugang zu (digitalen) Plattformen), öffentlich-private Partnerschaften mit den akademischen Partnern des Standorts (Universitäten, Forschungsorganisationen usw.) und den Gesundheitseinrichtungen ermöglichen, die Entwicklungen von Start-ups und Ausgründungen beschleunigen oder auch multidisziplinäre Forschung und (Aus-)Bildung auf höchstem Niveau fördern, die den Bedürfnissen der Industrie entsprechen. Als zentrale Anlaufstelle sollen die Cluster der alleinige Ansprechpartner für lokale Behörden sein, beispielsweise bei Fragen der notwendigen Raumplanung, und die Zusammenarbeit mit (weiteren) nationalen Exzellenzzentren in anderen Regionen fördern und koordinieren.  

Die Biocluster sollen tiefgreifende Veränderungen in der französischen biomedizinischen Forschungs- und Innovationslandschaft ermöglichen. Ziel ist es, einerseits die internationale Sichtbarkeit der französischen biomedizinischen Forschung zu erhöhen – dies sowohl für die öffentlichen (Forschungs-)Einrichtungen als auch für die beteiligten Unternehmen des Bioclusters. Andererseits geht es darum, sowohl hochkarätige Forscherinnen und Forscher sowie Start-ups mit großem Potenzial und Unternehmen von internationalem Rang anzuziehen.  

Anlässlich des aktuellen Aufrufs zur Interessenbekundung sollen mit einem Budget von 300 Mio. EUR aus dem “Plan France 2030” maximal drei Biocluster von Weltformat gegründet werden. 

Neben den drei noch zu gründenden Bioclustern startet im Rahmen des Programms für Zukunftsinvestitionen die dritte Projektausschreibung, die auf die Auszeichnung weiterer Exzellenzzentren für Forschung, Pflege, Ausbildung und Technologietransfer im biomedizinischen Bereich an Universitätskliniken, sogenannten “Instituts Hospitalo-Universitaires" (IHU) abzielt. Mit diesen Exzellenzzentren sollen Forschende, Pflegepersonal, Kliniker und Industrie zusammengebracht, die internationale wissenschaftliche Wettbewerbsfähigkeit der französischen Forschung und ihre Attraktivität für die Pharma-, Biotechnologie- und Gesundheitstechnologiebranche gesteigert sowie das Potenzial zur Nutzung und zum Transfer von Forschungsergebnissen an Patientinnen und Patienten und die Bevölkerung ausgeschöpft werden.  

Die aktuelle Projektausschreibung ist die dritte dieser Art: Bereits 2010 wurden die ersten sechs Exzellenzzentren für biomedizinische Forschung ausgezeichnet, 2018 folgte dann die Ernennung eines siebten IHU. Diese sieben IHUs werden für den Zeitraum 2020-2024 weiter finanziert. Mit der dritten Projektausschreibung sollen nun zusätzliche vier bis sechs IHUs ausgezeichnet werden. Dafür stehen 300 Mio. € aus dem “Plan France 2030” zur Verfügung.  

Eine kürzlich abgeschlossene Bewertung der sechs ersten IHUs betonte die positiven Auswirkungen des IHU-Programms auf die Strukturierung von Exzellenzzentren mit einem klaren Mehrwert im Vergleich zu den Aktivitäten der einzelnen Teams. Gelobt wurde die wissenschaftliche Qualität der Arbeiten. Gleichwohl wurden Verbesserungspotenziale identifiziert, insbesondere im Bereich der Governance (z. B. Einbeziehung von Patientenverbänden). 

Auf diesen Erfahrungen soll nun bei der aktuellen Projektausschreibung aufgebaut werden – insbesondere was die Unternehmensführung und die Einbeziehung der Patientinnen und Patienten anbelangt. Die neuen IHUs müssen eine kritische Masse an Forschenden, Lehrenden und Gesundheitspersonal in einer integrierten Struktur vereinen, die sowohl eine Universität, eine Gesundheitseinrichtung als auch eine oder mehrere Forschungseinrichtungen umfasst. Die IHUs sollen sich zudem in ihre unmittelbare Umgebung integrieren, so dass sie zur Stärkung der Strategie eines Krankenhaus- und Universitätsstandorts beitragen. 

Die Aufgaben der IHUs bestehen darin, in einem bestimmten Themenbereich Forschungskompetenzen und -kapazitäten von Weltniveau zu entwickeln und dabei eine Infrastruktur für klinische und translationale Forschung zu schaffen, die für Projekte sowohl öffentlicher als auch privater, sowohl nationaler als auch internationaler Partner offen ist.  

Eine Verlängerung der Finanzierung der IHUs über den Zeitraum 2025-2030 hinaus wird die ANR im Laufe des Jahres 2023 durch eine internationale Jury bewerten lassen. Diese Bewertung wird auf der Grundlage der bisherigen Ergebnisse, aber auch der zukünftig geplanten Projekte durchgeführt. Die IHUs müssen also neben bereits erzielten Ergebnissen auch Entwicklungen vorschlagen, die dem sich verändernden internationalen Wettbewerbsumfeld Rechnung tragen und die Lehren aus der vergangenen Periode ziehen.

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Quelle: MESRI Redaktion: von Sylvie Rijkers-Defrasne, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: Frankreich Themen: Förderung Innovation Lebenswissenschaften Netzwerke Strategie und Rahmenbedingungen

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