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UNESCO: Weltbericht Sozialwissenschaften erschienen

Die UNESCO und der International Social Science Council (ISSC) haben am 25. Juni in Paris den "World Social Science Report" vorgestellt. Zentrales Thema des umfassenden Berichts über den Zustand der Sozialwissenschaften weltweit sind "knowledge divides". Damit sind die Ungleichheiten und Asymmetrien in der sozialwissenschaftlichen Wissensproduktion zwischen Industrie- und Entwicklungsländern gemeint.

Sozialwissenschaftler aus den westlichen Industriestaaten üben weiterhin den größten Einfluss in ihren jeweiligen Disziplinen aus. Die USA, Großbritannien, die Niederlande und Deutschland publizieren zwei Drittel aller wissenschaftlichen Zeitschriften - und sogar 85 Prozent aller dieser Zeitschriften weltweit erscheinen auf Englisch. Kolleginnen und Kollegen aus Asien und Lateinamerika holen allerdings auf, vor allem in China und Brasilien. So hat sich die Zahl der brasilianischen Sozialwissenschaftler in zehn Jahren verdreifacht, ihre chinesischen Kollegen erhalten seit 2003 pro Jahr mehr als 15 Prozent mehr Geld.

In Afrika südlich der Sahara zeichnen Sozialwissenschaftler aus Südafrika, Nigeria und Kenia für drei Viertel der wissenschaftlichen Publikationen verantwortlich – in den übrigen Staaten ist sozialwissenschaftliche Expertise dünn gesät. Auch in Südasien haben die Sozialwissenschaften nur geringe Priorität, abgesehen von einzelnen Exzellenzzentren in Indien. Stark gesunken ist die Zahl der Sozialwissenschaftler in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion.

Der Weltbericht Sozialwissenschaften 2010 ist das erste Überblickswerk seiner Art seit über einem Jahrzehnt. Hunderte Wissenschaftler aus der ganzen Welt haben daran mitgewirkt. Der Bericht besteht aus einem deskriptiven Teil mit Fakten und Zahlen zu sozialwissenschaftlicher Forschung weltweit.

Er enthält auch problemorientierte Abschnitte, in denen die Anwendung sozialwissenschaftlicher Erkenntnisse auf akute Probleme der heutigen Welt untersucht wird. Reflektierende Essays diskutieren Perspektiven und spezifische Probleme der Sozialwissenschaften in einzelnen Weltregionen. Die Autoren vertreten die Position, dass Sozialwissenschaften mehr denn je erforderlich sind, um den großen Herausforderungen der Menschheit, von Armut über Epidemien bis zum Klimawandel, wirksam zu begegnen.

UNESCO-Generaldirektorin Irina Bokowa hebt in ihrem Vorwort hervor: "Sozialwissenschaftler produzieren Arbeiten von hervorragender Qualität und enormer praktischer Relevanz, aber, wie dieser Report zeigt, ist sozialwissenschaftliche Expertise am wenigsten entwickelt in jenen Teilen der Welt, wo die Erkenntnisse dieser Arbeiten am nötigsten gebraucht werden." An die Regierungen weltweit appellieren die Autoren daher, mehr in die Sozialwissenschaften zu investieren.

Bei der Vorstellung des Berichts am Pariser UNESCO-Sitz waren zahlreiche renommierte Sozialwissenschaftler zugegen. Die Eröffnungsreden hielten der Präsident des ISSC, Gudmund Hernes, und UNESCO-Generaldirektorin Bokowa. "Der Bericht bekräftigt das UNESCO-Engagement im Bereich Sozialwissenschaften, und das Ziel der Organisation, sie als ein wertvolles Instrument zum Erreichen der international vereinbarten Millenniumsentwicklungsziele einzusetzen", sagte Bokowa.

Der ISSC ist ein wichtiger Partner der UNESCO. Die Kooperation erfolgt vornehmlich im Rahmen des Programms "Management of Social Transformations" (MOST). In Vorbereitung des "World Social Science Reports 2010" mobilisierte der ISSC die globale sozialwissenschaftliche Community: Hunderte von Sozialwissenschaftlern aus allen Teilen der Welt und Vertreter verschiedener Disziplinen trugen als Autoren, Redaktionsmitglieder oder als Rezensenten zu dem Endprodukt bei.

Quelle: Deutsche UNESCO-Kommission Redaktion: von Lutz M, Deutsche UNESCO-Kommission Länder / Organisationen: UNESCO Global Themen: Ethik, Recht, Gesellschaft Geistes- und Sozialwiss. sonstiges / Querschnittsaktivitäten

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