»Demographischer Wandel und Klimaveränderungen bestimmen den Forschungs- und Innovationsbedarf weltweit. Um diese Aufgaben zu meistern, sind intensive Anstrengungen aller Akteure im Innovationssystem gefragt«, betont Professor Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft. Ein wesentlicher Baustein für zukunftsweisende Innovationen oder bahnbrechende Entwicklungen ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit über die Grenzen von Fachbereichen und Branchen hinweg. »Darum haben wir die Weichen gestellt, um zum einen die Vernetzung der Fraunhofer-Institute untereinander zu intensivieren, beispielsweise über Förderprogramme oder Leitprojekte. Zum anderen entstehen Konzepte wie die nationalen Leistungszentren. Sie haben zum Ziel, gemeinsam mit Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft regional vorhandenes Know-how auszubauen.«
Kooperationen für Profilstandorte
Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren in punkto Innovationsfähigkeit im Länderranking gut positioniert. Zu diesem Erfolg tragen das Wissenschaftssystem, aber auch das gute Zusammenspiel der Akteure in Forschung und Wirtschaft erheblich bei. Um diese Synergien auszubauen, müssen sich Grundlagen- und angewandte Forschung vielschichtiger und engmaschiger vernetzen. Als profilierter Impulsgeber an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft wird sich Fraunhofer im Schulterschluss mit Partneruniversitäten noch stärker für die nachhaltige Entwicklung herausragender Wissenschaftsstandorte engagieren. »Wir wollen exzellente Forschung mit Lehre sowie Aus- und Weiterbildung verbinden und ein dichtes Transfer- und Wirtschaftsnetzwerk schaffen. Leistungszentren beziehungsweise Profilstandorte sollen eine ähnliche internationale Wahrnehmung erlangen wie das Silicon Valley, um einen ehrgeizigen Vergleich zu nennen«, sagt Professor Neugebauer. Fraunhofer hat für sich 18 solcher Standorte identifiziert, etwa Freiburg mit seinen fünf Fraunhofer-Instituten zum Thema Nachhaltigkeit oder Erlangen mit Fachleuten für Elektronik-Systeme an zwei Fraunhofer-Instituten vor Ort. Konzept und Themen der Leistungszentren sollen einfließen in die Profilstandorte, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung innerhalb der nächsten Hightech-Strategie plant.
Erfolgsmodell Forschungsmix
Fraunhofer hat das zentrale Anliegen, in eigener Vorlauf- und Grundlagenforschung kontinuierlich wissenschaftlich exzellente Ergebnisse zu erbringen. Ein zweiter Baustein ist es, diese Erkenntnisse dann in anwendungsorientierte Forschung zu überführen – etwa in öffentlich geförderten Projekten. Drittes Element sind Forschung und Entwicklung für die direkte Umsetzung in der Wirtschaft. »Originäre Lösungen und Anwendungen aus den Fraunhofer-Labors tragen dazu bei, die Zukunftsfähigkeit von Deutschland und Europa zu sichern«, erklärt Professor Neugebauer. »Der Erfolg von Fraunhofer fußt auf unserem missionsorientiertem Agieren, Forschung für die Industrie mit exzellenter Wissenschaft zu verknüpfen. Um diesen auch in Zukunft zu bewahren, ist es essentiell, dass auch die entsprechende Finanzierung im Gleichgewicht ist.«
Förderprogramm für Wissenschaftlerinnen
Zum 31. Dezember 2013 beschäftigte Fraunhofer 23 236 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Gegenüber dem Vorjahr ist dies ein Zuwachs von mehr als 1000 Personen. Ein wesentlicher Fokus bei der Personalgewinnung und -entwicklung liegt darauf, speziell für Wissenschaftlerinnen attraktiver zu werden. Dafür startete 2013 das Förderprogramm »Fraunhofer TALENTA«. Es hat zum Ziel, den Anteil der Wissenschaftlerinnen mit und ohne Führungsaufgaben zu steigern. Es richtet sich an Frauen, die bereits bei Fraunhofer sind, aber auch an neu zu gewinnende Mitarbeiterinnen. Ein anderes Format, mit dem junge Wissenschaftlerinnen angesprochen werden, der »Wissenschaftscampus«, hat sich bereits erfolgreich etabliert: Fraunhofer-Institute organisieren in Kooperation mit Technischen Universitäten mehrtägige Veranstaltungen für Absolventinnen und Studentinnen. Seminare zu Führungs- und Managementthemen stehen ebenso auf der Agenda wie fachspezifische Vorträge, die Einblicke in die anwendungsorientierte Forschung der Institute gewähren. Für dieses innovative Projekt, das auf reges Interesse stößt, erhielt Fraunhofer den HR Excellence Award 2013.
Partner für internationale Forschung und Entwicklung
Die Erträge in Europa 2013 stiegen um sechs Prozent auf insgesamt 182 Mio Euro. »Bei der Internationalisierung ist es unser Anliegen, Wertschöpfung in Deutschland und Europa zu mehren. Zugleich koppeln wir uns ein in entscheidende Wissensregionen, um auch einen wissenschaftlichen Mehrwert zu schaffen. So stärken wir unsere eigene Innovationskraft und Leistungsfähigkeit«, erläutert der Fraunhofer-Präsident. Die FuE-Themen orientieren sich auch hier an den globalen Herausforderungen wie erneuerbaren Energien, sauberem Trinkwasser oder Life Sciences, aber auch am Maschinenbau. Der europäische Forschungsraum steht im Mittelpunkt der Fraunhofer-Auslandsaktivitäten, gefolgt von Nordamerika und Asien.