Helsinki
Helsinki ist die Hauptstadt Finnlands und stellt zugleich den Verwaltungssitz der Region Uusimaa dar. Die Stadt liegt im Süden Finnlands an der Nordküste des finnischen Meerbusens. Auf der gegenüberliegenden Seite des Meerbusens liegt Tallinn, die Hauptstadt Estlands, nur etwa 80km entfernt. Die Stadt Helsinki selbst hat eine Größe von 719 km², wovon etwa ein Drittel Landgebiet darstellt, während der Rest durch Wasserflächen bedeckt ist. Die Gesamtregion Helsinki erstreckt sich darüber hinaus auf etwa 5.520 km², von denen etwa 3 840 km² Landgebiet sind. Die Einwohnerzahl - knapp 650.000 im Jahr 2019 - ist seit 1990 um circa 32 Prozent angestiegen. Knapp zehn Prozent der Einwohner Helsinkis sind keine finnischen Staatsbürger. Bezogen auf die Altersstruktur sind etwa zwei Drittel der Bevölkerung Helsinkis im erwerbstätigen Alter. 2019 betrug die Arbeitslosenquote in Uusimaa 8,2 Prozent und lag damit unterhalb des Landesdurchschnitts von 9,2 Prozent.
Die Region Helsinki-Uusimaa (NUTS2-Region) trug im Jahr 2018 mit etwa 95 Mrd. Euro zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) Finnlands bei, was einem Anteil von knapp 40 Prozent des gesamtfinnischen BIP entspricht. Die Wertschöpfung in der Region wird in hohem Maße von der industriellen Produktion und IKT getragen. Die Region Helsinki verfügt gemessen am Landes- sowie EU-Durchschnitt über vergleichsweise hohe FuE-Ausgaben im Verhältnis zum BIP. Die FuE-Ausgaben der Region trugen im Jahr 2017 etwa zur Hälfte der Gesamtausgaben Finnlands für FuE bei.
Helsinki ist in mehreren Rankings zur vergleichenden Bewertung von Innovationsfähigkeit sowie wirtschaftlicher Attraktivität und Potenziale gelistet, u. a.:
- Global Innovation Index 2023: auf Platz 73 in den Top 100 science and technology (S&T) clusters 2023 (Kriterien: Dichte der Erfinderinnen und Erfinder und wissenschaftlichen Autoren und Autorinnen) und Platz 16 in dem (nach Bevölkerungszahl normalisierten) Ranking of S&T intensity (herausgegeben von Cornell University, INSEAD, WIPO)
- Global Startup Ecosystem Ranking 2023: Platz 39 (Kriterien: Wertentwicklung des Ökosystems, Zugang zu Finanzmitteln, Marktreichweite und Upscaling, Vernetzungsgrad und Infrastruktur, Talentressourcen; herausgegeben von Startup Genome)
- Innovation Cities Top 100 Index 2022-2023 (global): Platz 39 (Kriterien: Bewertung der Faktoren Cultural Assets, Human Infrastructure, Networked Markets anhand von 162 Indikatoren; herausgegeben von 2thinkNow)
- 2023 Global Cities Report: Platz 68 im Global Cities Index sowie Platz 7 im Global Cities Outlook (Prognose des Zukunftspotenzials) (Kriterien: Wirtschaftstätigkeit, Humankapital, Informationsaustausch, Kulturerlebnis und öffentlich-politisches Engagement; herausgegeben von A.T. Kearney)
- Nature Index Science Cities 2023: auf Platz 97 in den forschungsstärksten Städten (Index Ranglisten der führenden Städte weltweit und in ausgewählten Wissenschaftsdisziplinen, gemessen an deren Anteil an Publikationen im Jahr 2022; herausgegeben von Nature)
Im Großraum Helsinki betrug die Anzahl der Arbeitsplätze im Jahr 2017 etwa 740.000, wovon etwa 636.700 auf die Stadt Helsinki entfielen. Ungefähr 45 Prozent aller im Bereich Finanz- und Versicherungsservices Beschäftigten sowie etwa 40 Prozent der in der IKT-Branche Beschäftigten des Landes arbeiten in der Hauptstadt. Dabei ist Finnland in vielen Bereichen bereits hochdigitalisiert und ein Vorreiter im Bereich Open Data. Finnland, bereits ein wichtiger Treiber von KI-Anwendungen im europäischen Raum, plant bis 2030 zu den weltweit führenden Anbietern KI-getriebener Geschäftsmodelle und Anwendungen zu werden.
Rund 83 Prozent der Beschäftigten in der Region Helsinki-Uusimaa sind im Tertiärsektor beschäftigt, davon ein Großteil im Finanz- und Verwaltungsbereich. Auf den Sekundärsektor entfallen etwa 16,5 Prozent; nur ein Bruchteil der Beschäftigten der Region ist im landwirtschaftlichen Sektor tätig. Während innerhalb des Stadtgebietes die Wertschöpfung insbesondere auf Dienstleistungen basiert, liegt außerhalb der sog. Helsinki Ring of Industry. In den Orten rund um Helsinki produzieren Unternehmen aus den Bereichen Maschinenbau, Transport und Logistik sowie Lebensmittel. Ein Fokus der Region liegt bereits heute auf digitalen und Daten getriebenen Geschäftsmodellen, wie Cyper Security und Fintech, aber auch anwendungsbasierten smarten Lösungen für Bereiche wie Energiebereitstellung und Privathaushalte. Zudem bietet ein eigenes Datenzentrum in Helsinki die passende Infrastruktur. Ein weiterer Schwerpunkt Helsinkis liegt im Bereich der Kreislaufwirtschaft und Green Tech.
Im Großraum Helsinki-Uusimaa hat sich in den letzten Jahren eine Vielzahl von erfolgreichen Start-Ups angesammelt, die vom Entrepreneur-freundlichen Ökosystem der finnischen Hauptstadt profitieren: So existierten im Mai 2021 rund 300 Start-Ups in der Region, die sich seit mehr als drei Jahren auf dem Markt befinden. Finnische Start-Ups erhielten im Jahr 2018 Investitionen in Höhe von etwa 480 Millionen Euro, bei einem ausländischen Anteil von mehr als 60 Prozent. Im Rahmen des Tech-Start-Up FDI Attraction Indexes ist die Stadt Helsinki für ihr Engagement im Start-Up-Bereich ausgezeichnet worden. Zudem belegt Helsinki den vierten Platz bezogen auf die Anzahl an Projekten mit ausländischen Direktinvestitionen für die Neuerrichtung von Produktionsstätten (Greenfield-FDI) je Einwohner.
Das wohl bekannteste Unternehmen Finnlands ist der Telekommunikationskonzern Nokia, der seinen Hauptsitz in der Stadt Espoo etwa 20 km westlich von Helsinki hat. Auch der Konzern Microsoft sowie der Cloud-Anbieter Salesforce unterhalten Niederlassungen in der Stadt. Die Datenzentren von Unternehmen wie Microsoft und Amazon nahe Helsinki bieten einen stabilen Zugang zu den Angeboten der Cloud-Anbieter.
In der finnischen Hauptstadt existiert eine Reihe von Plattformen, über welche Akteure aus Wirtschaft und Wissenschaft kooperieren. In der Region Helsinki-Uusimaa hat sich das finnische Metall- und Ingenieurskompetenzcluster (Finnish Metals and Engineering Competence Cluster, FIMECC) etabliert, welches sich u.a. auf hybride Materialien, elektromechanische Systeme im Mikro-Bereich oder auch smart technologies für das Kreislaufmanagement fokussierte. Im Jahr 2015 entwickelte sich FIMECC durch eine Fusion zu einer Co-Creation-Plattform für die Bereiche Digital, Internet, Materialien und Ingenieurswesen (DIMECC). Die Plattform vereint über 2.000 Beschäftigte im Bereich FuEuI, über 400 Organisationen sowie knapp 70 Anteilseigner. Auch der Aalto University´s Industrial Internet Campus gilt als wichtige Verbindungstelle für Wissenschaft und Forschung. Ein Schwerpunkt liegt hier insbesondere auf dem industriellen Bereich, wie z.B. industriellem Internet (die intelligente Verknüpfung von Sensoren im Produktionsprozess). Der Helsinki Business Hub als staatliche Agentur für internationale Handels- und Investitionsförderung und das Start-Up-Ökosystem Maria01, das Räumlichkeiten und Infrastrukturen für (tech)Start-Ups und Wagniskapitalgeber, aber auch größere Unternehmen bereitstellt, fördern Gründungen und Kooperationen in der finnischen Hauptstadt.
Die Region ist international gut vernetzt, auch mit deutschen Akteuren. So arbeitet die Stadt Helsinki zusammen mit dem deutschen Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) an einem Projekt zur Bewertung von Mobility-as-a-Service-Komponenten und Systemplanung für kooperative Wertschöpfung. Das Goethe-Institut in Helsinki fördert über Deutschkurse und Kulturangebote den Austausch zwischen Finnland und Deutschland. Die Deutsch-Finnische Handelskammer in Helsinki vermittelt Kooperationen zwischen finnischen und deutschen Akteuren und unterstützt deutsche Unternehmen dabei, in der Region Fuß zu fassen.
In der Region Helsinki existieren vier Universitäten, die Aalto-Universität, die Hanken School of Economics, die Universität von Helsinki und die Universität der Künste Helsinki, sowie zwölf Fachhochschulen mit etwa 65.000 eingeschriebenen Studierenden (2017).
Zu den wichtigsten Akteuren in der Forschungslandschaft der Region gehören das VTT, ein öffentlicher Träger mit dem Ziel, Forschung und Technologien in die Privatwirtschaft und die breite Öffentlichkeit zu transportieren, das finnische Institut für internationale Angelegenheiten oder das medizinische Forschungsinstitut. Das PBI Research Institute ist ein Consulting-Unternehmen, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Transformation von Prozessen in der Industrie zu begleiten und zu fördern. Der Branchenfokus des Instituts liegt insbesondere auf dem Energie- und Transport sowie dem maritimen Sektor.