Shanghai

Die 6340 Quadratkilometer große Stadt Shanghai mit über 24 Millionen Einwohnern liegt in der Mitte der Ostküste Chinas am Zusammenfluss der beiden Flüsse Jangtse und Huangpu, und im Zentrum eines Bogens von großen Metropolen, zu denen Hongkong, Manila, Tokio, Seoul und Peking gehören. Als regierungsunmittelbare Stadt ist Shanghai direkt der Zentralregierung unterstellt, ihr Status entspricht dem einer Provinz. Im Gegensatz zur Innenstadt dominiert in den Randbezirken eine ländliche Siedlungsstruktur.

Shanghai bildet das größte Wirtschaftszentrum Chinas mit einem Bruttoinlandsprodukt von 3,8 Billionen Yuan (ca. 487 Milliarden Euro, Stand 2019, Wechselkurs im Juni 2021: 1 Chiniesischer Yuan = 0,12820 Euro). Die verfügbaren Pro-Kopf-Jahreseinkommen der städtischen Haushalte mit 73.615 Yuan (ca. 9.435 Euro) und der ländlichen Haushalte mit 33.195 Yuan (ca. 4.255 Euro) sind für chinesische Verhältnisse hoch. Anfang der 1990er Jahre wurde mit tiefgreifenden Wirtschaftsreformen begonnen. Gefördert durch Investitionen der Zentralregierung wurde aus Shanghai ein asiatisches Wirtschaftszentrum von Weltrang, das in China eine Sonderrolle einnimmt.

Ende 2013 wurde mit der China (Shanghai) Free Trade Zone (SFTZ) die erste Freihandelszone auf dem chinesischen Festland eingerichtet, die perspektivisch Leuchtturmcharakter für ganz China entwickeln sollte. Auf einem abgesteckten Areal wurden Umgestaltungen etwa des Finanzsystems, der Förderung der Auslandsinvestitionen und der Steuerpolitik erprobt und durchgeführt. Ursprünglich bestand die SFTZ aus der Waigaoqiao Free Trade Zone, dem Waigaoqiao Free Trade Logistics Park, dem Yangshan Free Trade Port Area und der Pudong Airport Free Trade Zone, sie wurde aber bereits Ende 2014 um die Lujiazui Financial and Trade Zone, die Jinqiao Economic and Technological Development Zone und den Zhangjiang Hi-Tech Park erweitert, wodurch die SFTZ von 28,78 Quadratkilometer auf 120,72 Quadratkilometer vergrößert wurde.

Ein immenser Bauboom hat das Stadtbild in wenigen Jahren radikal verändert und mit dem Shanghai Tower (632 m), dem Shanghai World Financial Center (492 m) und dem Jin Mao Tower (421 m) drei der 33 höchsten Hochhäuser der Welt hervorgebracht.

Seine frühe Bedeutung als Handelsplatz verdankt Shanghai neben seiner Lage inmitten einer der fruchtbarsten und am dichtesten besiedelten Gebiete Chinas seiner Anbindung an ein ausgedehntes Binnenwassernetzwerk; der Hafen Shanghais ist einer von ca. 2.000 Binnen- und Seehäfen der Volksrepublik China. Shanghai ist zudem Heimat großer Werften und führend im Schiffsbau. Der von der chinesischen Regierung kontrollierte Shanghaier Hafen ist gemessen am Umschlagvolumen der größte Hafen der Welt, und die Volksrepublik China damit das Land mit dem größten Containerumschlag, gefolgt von den USA und Singapur.

In Shanghai wird eine Vielzahl wichtiger Messen ausgerichtet. Die Auto Shanghai findet alle zwei Jahre im Wechsel mit der Auto China in Peking statt und zählt zu den weltweit bedeutenden Automobilausstellungen; das Shanghai International Forum on Biotechnology and Pharmaceutical Industry ist eine etablierte Leitmesse in der Biotechnologie. Darüber hinaus ist Shanghai Gastgeber der ChinaJoy, Asiens größter Gaming-Messe.

Die Industrieproduktion Shanghais stützt sich insbesondere auf sechs traditionelle Sparten (sog. pillar industries):

  • Herstellung von elektronischen und informationstechnologischen Produkten
  • Automobilherstellung
  • Petro- und feinchemische Verarbeitung
  • Herstellung von Edelstahlprodukten
  • Herstellung von Komplettanlagen für die Industrie
  • Biomedizin

Im Jahr 2018 machte die Produktion dieser sechs Sparten mit etwa 2,4 Mrd. Yuan (305 Mio. Euro) 68,5 Prozent der gesamten Industrieproduktion von Unternehmen mit einem Jahresumsatz ab 20 Mio. Yuan aus; die Produktion aus den aufstrebenden Sparten Neue Energie, High-End-Ausrüstung, Biotechnologie, Informationstechnologie, Neue Materialien, umweltfreundliche Autos und Energieeinsparung erreichte etwas über 1 Mrd. Yuan (127 Mio. Euro) und damit 30,6 Prozent der Industrieproduktion von Shanghaier Unternehmen dieser Größe.

Eine dynamische Entwicklung zeigt die Medien- und Kreativwirtschaft: So haben über 1.000 Educational Technology Unternehmen ihren Sitz in Shanghai und die Gaming-Industrie erreichte dort bereits 2017 einen Umsatz von 45,7 Mrd. Yuan (5,8 Mrd. Euro). Der Stadtbezirk Songjiang, bereits ein wichtiges Zentrum der chinesischen Film- und Fernsehindustrie, hat in den vergangenen Jahren Maßnahmen zur Entwicklung einer Hightech-Film- und Fernsehstadt mit globalem Einfluss ergriffen.

An Shanghais Universitäten studieren mehr als 2 Millionen Menschen (Stand 2019). Zu den Hochschuleinrichtungen, die direkt dem chinesischen Bildungsministerium unterstellt sind, zählen die Fudan University und die Shanghai Jiao Tong University, die beide zur C9-League (einem offiziellen Zusammenschluss von neun Universitäten in China, initiiert von der chinesischen Zentralregierung) gehören, sowie die Tongji University, die Shanghai University of Finance and Economics (SUFE), Shanghai International Studies University (SISU), Donghua University (DHU) und die East China Normal University (ECNU). Neben dem Großteil der dem Bildungsministerium unterstellten Hochschuleinrichtungen gibt es auch private Hochschulen und Colleges, wie die Shanghai Jian Qiao University, die Sanda University oder das Xing Wei College.

Die Bedeutung von Forschung und Entwicklung (FuE) in Shanghai zeigt sich an den hohen Ausgaben in diesem Bereich: Mit 152,4 Mrd. Yuan (ca. 19,5 Mrd. Euro) in 2019 erreichten die Ausgaben 4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und damit einen Anteil, der fast doppelt so hoch wie der nationale Durchschnitt war und deutlich über dem OECD-Durchschnitt von 2,4 Prozent lag.

Viele Forschungs- und Entwicklungszentren globaler Konzerne sind hier etabliert, u. a. von Astra Zeneca, Cisco Systems, Coca Cola, Dell, General Motors, Intel, Microsoft, Motorola, Samsung, Sony und Unilever. Auch deutsche Akteure sind in Shanghai sehr präsent. Der FuE-Standort des deutschen Chemiekonzerns BASF in Shanghai dient als globaler Hauptsitz der BASF-Technologieplattform Advanced Materials & Systems Research. Das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) ist in Shanghai mit zwei Project Centers zu den Themen Smart Manufacturing und Urban Eco-Development angesiedelt, genauso wie Siemens mit seinen Innovation Labs. Das deutsche Chemieunternehmen Henkel hat 2013 in Shanghai das weltweit größte Klebstoffwerk eröffnet.

Im Rahmen des "111 Plan" – auch "Program of Introducing Talents of Discipline to Universities" genannt - initiierte das chinesische Bildungsministerium die Einrichtung von insgesamt 100 an Universitäten angesiedelten Innovationszentren mit dem Ziel, ausländische Talente aus den weltweit besten Universitäten an chinesische Hochschulen zu holen. Einige der in Shanghai angesiedelten Innovationszentren sind der Zhangjiang Hi-Tech Park in Pudong, mit dem Beinamen "Chinas Silicon Valley", in dem sich auch der US-Autobauer Tesla mit seiner Gigafactory 3 angesiedelt hat, oder das Shanghai Technology Innovation Center (STIC), eine gemeinnützige öffentliche Wissenschafts- und Technologiedienstleistungsorganisation, die direkt der Wissenschafts- und Technologiekommission der Stadt Shanghai untersteht.

In Rankings zum Innovationspotential ist Shanghai immer häufiger vertreten: Beim Innovation Cities Index 2019 nimmt die Stadt Platz 33 weltweit und Platz 2 in China ein; beim Global Innovation Index 2020 wurde Shanghai erstmalig zu einem der Top 10 Science and Technology-Cluster der Welt gekürt; im Nature Index der wissenschaftsstärksten Städte 2020 belegte Shanghai Rang 5 von insgesamt 200 gelisteten Städten.

Shanghai hat seit 1986 eine Städtepartnerschaft mit Hamburg, die neben der Kooperation in Wirtschaft und Wissenschaft auch die Zusammenarbeit im Bereich der digitalen Stadtentwicklung fördern soll.

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