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Anerkennung ausländischer Abschlüsse und Selbstständigkeit: Studien zur Beteiligung von Personen mit Migrationshintergrund im Arbeitsmarkt veröffentlicht

Internationalisierung Deutschlands, Bi-/Multilaterales

Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt, dass die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse sehr schnell zu positiven Arbeitsmarkteffekten führen. Das Institut für Mittelstandsforschung (ifm) hat in einer separaten Studie festgestellt, dass die Zahl der Selbständigen mit Migrationshintergrund stark zugenommen hat und diese zunehmend in technologie- und wissensintensiven Branchen gründen.

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) konnte in einer Analyse von Daten von rund 5.000 Eingewanderten zeigen, dass die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse die Beschäftigungswahrscheinlichkeit nach einem Jahr um 17 Prozentpunkte und nach drei Jahren um 25 Prozentpunkte im Vergleich zu Personen, die keine Anerkennung ihres Berufsabschlusses beantragt haben, steigert.

Weiterhin wurde untersucht, welche Lohneffekte eine Anerkennung des Berufsabschlusses, also eine Feststellung der Gleichwertigkeit von im Ausland erworbenen Berufsqualifikationen, nach sich zieht. Zwölf Monate nach der Anerkennung steigen die Tagesverdienste von Personen, deren Abschlüsse anerkannt wurden, um rund 8 Prozent im Vergleich zu der Gruppe, die keine Anerkennung beantragt hat. Im Zeitverlauf nimmt diese Differenz zu und steigt drei Jahre nach Anerkennung auf 20 Prozent. Danach verbleibt sie bei durchschnittlich 16 Prozent.

Die Studie beruht auf Umfrageergebnissen der IAB-SOEP-Migrationsstichprobe und wurde mit Daten der Integrierten Erwerbsbiografien verknüpft, die u.a. tagesgenaue Angaben zur Beschäftigung und den Verdiensten aus der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit enthalten.

Die Studie des Instituts für Mittelstandsforschung (ifm) an der Universität Mannheim wurde im Auftrag der Bundesregierung erstellt und beschäftigt sich ebenfalls mit der Beteiligung von Personen mit Migrationshintergrund im Arbeitsmarkt, setzt jedoch einen Fokus auf Selbstständigkeit und Unternehmensgründungen. Der Studie nach sei die Zahl von Selbständigen mit ausländischen Wurzeln in den letzten Jahren beständig gestiegen und gleichzeitig auch ihr Beitrag zu Innovation, Beschäftigung und der Internationalisierung des Mittelstands.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Zahl der Selbständigen mit Migrationshintergrund zwischen 2005 und 2019 um über 250.000 auf 791.000 (+50 Prozent) zugenommen hat, während die Zahl der Selbständigen deutscher Herkunft um 360.000 (-10 Prozent) zurückgegangen ist. Mittlerweile hat jede fünfte unternehmerisch engagierte Person (20 Prozent) in Deutschland einen Migrationshintergrund. Rund 90 Prozent dieser Selbständigen sind in persona zugewandert, sind also Migrantinnen und Migranten der ersten Generation.

Anders als die „Generation der Gastarbeiter“ sind die in jüngerer Zeit Zugewanderten mit höheren Qualifikationen ausgestattet. Daher gründen sie weniger als vorherige Kohorten im Gastgewerbe und Handel, sondern verstärkt auch in Branchen, in denen Wissen und moderne Technologien von Bedeutung sind. Inzwischen ist jedes vierte Migrantenunternehmen dem Bereich der wissensintensiven Dienstleistungen zuzuordnen, wozu neben technologieorientierten Start-ups, Ingenieurbüros und Forschungslaboren vor allem die Freien Berufe (von der Steuerberaterin bis zum Mediziner und Kulturschaffenden) zählen.

Eine herausragende Stärke der migrantischen Unternehmen sind ihre internationalen Beziehungen und Netzwerke, die sie dank Sprache und anderen landesspezifischen Kenntnissen besser als Einheimische nutzen können. Während die Gründungen von Personen deutscher Herkunft zu 9 Prozent Exportaktivitäten aufweisen, sind es unter den Migrantengründungen bereits 14 Prozent.

Insgesamt zeigt die Studie auch, dass das Gründungspotenzial von Zugewanderten noch längst nicht ausgeschöpft ist, zumal ihr Zugang zu beruflicher Selbständigkeit durch vielerlei gesetzliche und bürokratische Hürden gehemmt ist. Daher sind aus wissenschaftlicher Sicht neue Initiativen gefragt, welche einer noch wenig verbreiteten migrationssensiblen Gründungsberatung und -unterstützung neuen Schub verleihen. Notwendig erscheint den Forschern aber auch eine veränderte Zuwanderungspolitik, die nicht nur auf die Anwerbung von Fachkräften für deutsche Unternehmen, sondern auch auf die Einwanderung solcher Menschen setzt, die hierzulande selbst ein Unternehmen gründen möchten.

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Quelle: IAB / ifm Redaktion: von Anna März, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: Global Themen: Berufs- und Weiterbildung Fachkräfte

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