StartseiteAktuellesNachrichtenCopernicus-Preis 2022 für herausragende deutsch-polnische Zusammenarbeit in der germanistischen Literaturwissenschaft

Copernicus-Preis 2022 für herausragende deutsch-polnische Zusammenarbeit in der germanistischen Literaturwissenschaft

Internationalisierung Deutschlands, Bi-/Multilaterales

Deutsche Forschungsgemeinschaft und Stiftung für die polnische Wissenschaft zeichnen einen Wissenschaftler aus Gießen und eine Wissenschaftlerin aus Łódź aus. Die Preisverleihung soll im Juni als Präsenzveranstaltung in Warschau stattfinden.

Für ihre Errungenschaften in der deutsch-polnischen Zusammenarbeit in der Wissenschaft erhalten Professor Dr. Sascha Feuchert, Justus-Liebig-Universität Gießen, und Professorin Dr. Krystyna Radziszewska, Universität Łódź, den Copernicus-Preis 2022 der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Stiftung für die polnische Wissenschaft (FNP).

Die von DFG und FNP berufene Jury sprach Feuchert und Radziszewska den Preis für ihre weitreichende Kooperation auf dem Gebiet der Holocaust-Studien zu. Ihre Forschungen an literarischen Zeugnissen aus dem jüdischen Ghetto in Łódź/Litzmannstadt, dem zweitgrößten in Polen während der nationalsozialistischen Besatzung, haben aus Sicht der Jury einen erheblichen Beitrag zur Rekonstruktion des Alltagslebens und der jüdischen Kultur im Ghetto geleistet. Hervorzuheben seien insbesondere die in Zusammenarbeit mit weiteren Kolleginnen und Kollegen entstandene fünfbändige Edition der „Ghetto-Chronik“ sowie die „Enzyklopädie“ des Ghettos.

Bei diesen kommentierten Editionen handelt es sich um von jüdischen Bewohnern des Ghettos gemeinsam verfasste Aufzeichnungen, die sowohl der Dokumentation historischer Ereignisse wie den Deportationen als auch der Bewahrung jüdischer Kulturgeschichte dienten. Sie seien nach Ansicht der Jury von fundamentaler Bedeutung für die Erforschung des jüdischen Lebens im Ghetto und bildeten eine wesentliche Grundlage für die Beantwortung von Forschungsfragen weit über die Literaturwissenschaft hinaus. Besonders beeindruckt zeigte sich die Jury außerdem von der Übersetzung der wesentlichen gemeinsamen Publikationen in gleich vier Sprachen (Deutsch, Polnisch, Englisch und Jiddisch) sowie einer weit in die Gesellschaft hineinwirkenden Öffentlichkeitsarbeit.

Sascha Feuchert und Krystyna Radziszewska arbeiten seit den 1990er-Jahren zusammen. Rund um die viel beachtete wissenschaftliche Zusammenarbeit der beiden Ausgezeichneten hat sich über die Jahre ein weitverzweigtes internationales Netzwerk an Forscherinnen und Forschern verschiedener Fachrichtungen zum Thema ausgebildet. Ihre Universitäten haben jeweils Forschungszentren auf dem Gebiet der Holocaust-Studien mit internationaler Strahlkraft gegründet. Der breiten Öffentlichkeit machten Feuchert und Radziszewska ihre Erkenntnisse über das jüdische Leben im Ghetto in einer deutschsprachigen Radiosendung bekannt, und sie bereiteten ihre Arbeiten auch für den Schulunterricht auf.

Die Literaturwissenschaftlerin und der Literaturwissenschaftler sind bereits die neunten Preistragenden, die den Copernicus-Preis der DFG und FNP erhalten. Der mit 200.000 Euro dotierte Preis wird seit 2006 alle zwei Jahre an jeweils eine wissenschaftliche Persönlichkeit aus Deutschland und Polen verliehen.

Quelle: DFG Redaktion: von Miguel Krux, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: Polen Themen: Förderung Geistes- und Sozialwiss.

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