Weltweit ist es eine gewaltige Herausforderung, die Menschen mit sauberem Trinkwasser und sanitären Anlagen zu versorgen. Schon heute, bei sieben Milliarden Menschen weltweit, ist sauberes Trinkwasser knapp, zumindest in vielen Regionen dieser Welt. Für das Jahr 2050 liegt die Prognose bei über zehn Milliarden Menschen, ohne dass eine nennenswerte Vergrößerung der globalen Wasserressourcen zu erwarten ist. Die Meerwasserentsalzung erfordert – Stand heute – einen erheblichen Energieeinsatz. Der globale Trend zur Urbanisierung, zum ungebremsten Wachstum von Megastädten, verschärft die Situation zusätzlich. Es geht also immer mehr auch um ein integriertes Management von Wasser, Ernährung und Energie. Deutschland hat sich hier auf dem Gebiet der Wasserwirtschaft viel Know-how und technische Kompetenz erarbeitet. Diese existenzrelevanten Zusammenhänge thematisiert die IWRM Karlsruhe 2012 in ihrem Titel „Interactions of Water with Energy and Materials in Urban Areas and Agriculture“. Die hieran anknüpfenden aktuellen Fragestellungen werden vom 21. bis 22. November 2012 im Kongresszentrum Karlsruhe diskutiert werden.
„Lange Zeit wurden die einzelnen Aufgaben der Wasserwirtschaft wie Trinkwassergewinnung, Abwasserbehandlung oder Industriewasser getrennt betrachtet. Inzwischen hat man jedoch begriffen, dass es sich immer um ein und dasselbe Wasser handelt“, so Prof. Dr. Hartwig Steusloff, Vorsitzender des Kongressbeirats der IWRM Karlsruhe. „Wasser ist zweifellos eine endliche Ressource, die sich in einem stetigen Kreislauf befindet. Ganz gleich aus welcher Nutzung: Die Wassermengen, die in die einzelnen Systeme fließen, verlassen unterm Strich – zwar in verändertem Zustand – aber in gleichem Umfang diese wieder“, erklärt Steusloff weiter. Die bestehenden Probleme lassen sich, so die zentrale Idee des Integrated Water Ressources Managements (IWRM), nur durch Kooperation auf allen Ebenen lösen. Das Ziel ist, die vorhandenen Wasserressourcen ökologisch und wirtschaftlich nachhaltig sowie mit allgemeiner gesellschaftlicher Akzeptanz zu nutzen.
„Die IWRM diskutiert auf höchstem internationalem Niveau die brisanten und zeitaktuellen Themen des Wasserressourcen Managements. Dieses Thema ist deshalb hier am Standort so gut aufgehoben, da an den renommierten Instituten, wie zum Beispiel dem Fraunhofer IOSB oder dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) nicht nur richtungsweisende wissenschaftliche Forschungsergebnisse, sondern auch umsetzungsfähige Lösungen erzielt werden“, erklärt die Geschäftsführerin der Karlsruher Messe- und Kongress-GmbH, Britta Wirtz.
Der Leiter der Abteilung „Zukunftsvorsorge – Forschung für Grundlagen und Nachhaltigkeit, Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Dr. Karl Eugen Huthmacher, wird am Mittwoch, 21. November 2012, eine Keynote über „International Research Cooperation for an Integrated Water Ressources Management“ halten, im Anschluss referiert der Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft des Landes Baden-Württemberg, Franz Untersteller, zum Thema „Ausrichtung der Wasserwirtschaft unter globalen Aspekten und die Energiewende in Baden-Württemberg“. Über „Integrated Water Ressources Management as a Challenge for Developing Countries“ spricht zudem der Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH, Tanja Gönner.
„Das Konzept der IWRM fügt sich hervorragend in die ganzheitliche Betrachtungsweise der Wasserforschung am KIT ein. Das Thema Wasser hat in Karlsruhe eine lange und erfolgreiche Tradition und ist wie Energie und Mobilität ein KIT-typischer Forschungsbereich. An einer ausreichenden, zuverlässigen Wasserversorgung arbeiten KIT Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Projekten in aller Welt“, betont der Vizepräsident für Forschung und Innovation des KIT, Dr. Peter Fritz. „Beim Integrierten Wasserressourcen-Management ist das KIT innerhalb der Helmholtz Water Alliance federführend. Auch neu geschaffene Professuren im Bereich Atmosphäre, Boden und Grundwasser sind in die KIT-Wasserforschung eingebunden.“
Das diesjährige Vortragsprogramm besteht aus insgesamt fünfzehn Sessions mit Best-Practice-Beispielen und Forschungsergebnissen. Themenschwerpunkte sind unter anderem: Wassermanagement in urbanen Regionen, Wasser- und Energiemanagement, Verwaltung von Wassereinzugsgebieten, Nachhaltiger Umgang mit Wasserressourcen, Klimawandel und Wassermanagement sowie sozio-ökonomische Kriterien für die Wasserverteilung.
Erstmals wird es auf der IWRM Karlsruhe am 22. November 2012 zudem einen eigenen Vortragsstrang des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) geben. Die Postersession bietet an beiden Tagen eine hervorragende Gelegenheit zum fachlichen Austausch. Aus den insgesamt 68 gezeigten Postern werden die besten drei mit dem Best Poster Award der IWRM Karlsruhe 2012 ausgezeichnet. Am 21. November wird zudem in einer Abendveranstaltung der mit 20.000 Euro dotierte Innovationspreis NEO2012 der TechnologieRegion Karlsruhe verliehen. Die Bewerber haben dazu anwendungsorientierte Arbeiten zu innovativen Umwelttechnologien im Bereich Wasser mit den Handlungsfeldern Ökobilanzen, Ökosysteme, Wasserchemie und Geophysik eingereicht.