StartseiteAktuellesNachrichtenEU-Forschungsprogramme: Zukunftsideen von Bürgerinnen und Bürgern bereichern die Entwicklung

EU-Forschungsprogramme: Zukunftsideen von Bürgerinnen und Bürgern bereichern die Entwicklung

Internationalisierung Deutschlands, Bi-/Multilaterales

Welche Visionen haben Bürgerinnen und Bürger für eine wünschenswerte und nachhaltige Zukunft? Und wie lassen sich diese in die Forschungs- und Innovationspolitik integrieren? Das Projekt CIMULACT hat mehr als 3.000 Menschen aus ganz Europa in die Beantwortung dieser Fragen einbezogen

Im Auftrag der Europäischen Union hat das Projektteam von CIMULACT (Citizen and Multi-Actor consultation on Horizon2020) drei Jahre lang bürgerschaftliche Visionen einer wünschenswerten und nachhaltigen Zukunft in der EU gesammelt und erforscht. Die Ergebnisse fließen jetzt in die Gestaltung der europäischen Forschungs- und Innovationspolitik ein, um diese besser auf die Wünsche der Bürgerinnen und Bürger abzustimmen.

Allein für die Zukunftsworkshops in den 28 EU-Staaten sowie in Norwegen und in der Schweiz wurden mehr als 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer eingeladen, wobei das Forschungsteam auf eine möglichst große Diversität im Hinblick auf Geschlecht, Alter, Herkunft und Ausbildung achtete. In den Workshops entstanden 180 sehr unterschiedliche Visionen einer wünschenswerten Zukunft. Diese wurden anschließend mit Fachleuten aus unterschiedlichen Bereichen in weiteren Workshops zusammengefasst und in 48 Ideen für Forschungsprogramme überführt. Über diese Vorauswahl diskutierten dann europaweit rund 3.400 Menschen online und offline. Aus allen Ergebnissen wurden schließlich 23 Vorschläge für Forschungsthemen entwickelt.

Zu den Forschungsthemen mit der höchsten Priorität gehören Gesellschaft im Einklang mit der Natur, intelligente Energieverwaltung, Gerechtigkeit in einem modernen Gesundheitswesen, nachhaltiger Konsum, die Balance zwischen Arbeit und Privatleben sowie das Bildungssystem als Treiber für soziale Innovationen.

Bürgerbeteiligung hat großen Mehrwert für Forschung und Innovation

Die breite Bürgerbeteiligung förderte den Dialog und ein gemeinsames Verständnis zwischen Personen aus Politik, Bürgerschaft und Forschung. In der Begleitforschung des Projekts wurde zudem der Mehrwert von Bürgerbeteiligung an Forschung und Innovation deutlich: Werden Forschungsprogramme nur von Expertinnen und Experten entwickelt, dominiert häufig eine wirtschaftliche oder eine technologische Sichtweise, die sich stark an den eigenen Fachbereichen der Beteiligten orientiert. Bürgerinnen und Bürger hingegen bringen stärker einen auf Alltagserfahrung basierenden ganzheitlichen Blick ein, der auf die Gemeinschaft und den einzelnen Menschen ausgerichtet ist und zudem eher die lokalen und regionalen Bedingungen hervorhebt.

Beim Thema Bildung wurde in der CIMULACT-Studie der Unterschied zwischen der Entwicklung von Forschungsthemen mit oder ohne Bürgerinnen und Bürger besonders deutlich: Bürgerinnen und Bürger betonten die hohe Bedeutung von Bildung für die Lösung aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen. Ihre Erwartung, dass mehr kreative Formen der Bildung die Gesellschaft stärken sollten, floss gleich in mehrere der 23 Vorschläge für Forschungsprogramme ein. In den Expertenberichten hingegen kam dieser Bereich kaum zur Sprache – und wenn, dann nur in Bezug auf technologische Entwicklungen.

Blickwinkel von Bürgerschaft und Forschung ergänzen sich

Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI hat im CIMULACT-Konsortium den Bürgerworkshop in Deutschland durchgeführt, den Multi-Stakeholder-Dialog konzipiert und den Vergleich mit expertenbasierten Studien durchgeführt. Die Projektleiterin Dr. Philine Warnke fasst die Projektergebnisse zusammen: "Die im Rahmen von CIMULACT entwickelte Methode der Bürgerbeteiligung führt zu einer neuartigen Agenda für Forschung und Innovation, die Wünsche unterschiedlichster Bürgerinnen und Bürgern berücksichtigt. Das Projekt hat aufgezeigt, dass eine breite Bürgerbeteiligung bei der Festlegung von Leitlinien für eine zukünftige Forschungs- und Innovationspolitik machbar und sinnvoll ist, da sie neue Perspektiven eröffnet. Die Zusammenführung der Bürgerwünsche mit den ebenfalls notwendigen wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen der Expertinnen und Experten ist eine große Stärke des Projekts. Bürgerinnen und Bürger sowie Expertinnen und Experten gehen gesellschaftliche Herausforderungen oft aus unterschiedlichen Blickwinkeln an, aber die eine Sicht ist der anderen nicht überlegen – sie ergänzen sich."

Quelle: Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) / IDW Nachrichten Redaktion: von Tim Mörsch, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: EU Themen: Ethik, Recht, Gesellschaft Förderung Strategie und Rahmenbedingungen

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Das Schmuckbild zeigt fünf Glühbirnen. Eine Glühbirne leuchtet.

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