StartseiteAktuellesNachrichtenEuropäisches FLABEL-Projekt: Nährwertkennzeichnung ist noch nicht optimal

Europäisches FLABEL-Projekt: Nährwertkennzeichnung ist noch nicht optimal

Nährwertangaben sollen den Verbrauchern eine Hilfe dabei sein, fundierte Entscheidungen darüber zu treffen, die "richtigen" - für die Erhaltung der Gesundheit empfehlenswerteren - Lebensmittel zu essen. Neuere Forschungsergebnisse aus Europa zeigen nun jedoch, dass diese Kennzeichnungen im realen Leben ihre Grenzen haben.

Die Resultate ergaben sich aus dem FLABEL-Projekt ("Food labelling to advance better education for life"), das unter dem Themenbereich "Lebensmittel, Landwirtschaft und Fischerei sowie Biotechnologie" (European Knowledge Based Bio-Economy, KBBE, wissensbasierte Bioökonomie) des Siebten EU-Rahmenprogramms (RP7) fast 2,9 Millionen EUR Finanzmittel erhielt. Die Erkenntnisse wurden kürzlich vom wissenschaftlichen Berater des FLABEL-Projekts, Professor Dr. Klaus G. Grunert in einem Webinar vorgestellt.

Die gute Nachricht ist, dass die Verbraucher die auf den Nährwertkennzeichnungen zu findenden Informationen durchaus verstehen und auch zu Rate ziehen, um der Gesundheit dienliche Entscheidungen zu treffen. Auch Informationen zu lebenswichtigen Nährstoffen, Fett, gesättigten Fettsäuren, Zucker und Salz sowie zum Energiegehalt sind bei vielen Produkten verständlich und kommen bei den meisten Konsumenten richtig an. Sehr viele Verbraucher sind überdies dazu in der Lage, Lebensmittel danach zu ordnen, welche an gesündesten sind.

Die Sache geht allerdings dann gründlich schief, wenn mangelnde Motivation und Aufmerksamkeit Barrieren auftürmen; dann wird es für den Verbraucher eher schwierig, Lebensmittel mit Hilfe der Nährwertkennzeichnung auszuwählen.

"Die Verbraucher müssen dazu motiviert werden, sich für Nährwertangaben zu interessieren - zum Beispiel im Zusammenhang mit einem Ziel für die eigene Gesundheit -, damit sie aufmerksam auf die Nährwertkennzeichnung achten", betont Professor Grunert.

Der Effekt der Nährwertkennzeichnung auf eine gesunde Auswahl von Lebensmitteln wird durch mangelnde Aufmerksamkeit gemindert. Das FLABEL-Team konstruierte für diese Studie ein Experiment mit einem vorgetäuschten Lebensmittelgeschäft, bei dem die Augenbewegungen der Käufer bei der Auswahl von Lebensmitteln für den Einkaufskorb verfolgt wurden. Auf Grundlage der gesammelten Informationen fand das Team heraus, dass die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne der Verbraucher für die Nährwertangaben bei nur 25 bis 100 Millisekunden lag. Und diese Zeit reicht bei Weitem nicht aus, um die angebotene Fülle an Informationen zu verarbeiten.

Man könnte die Verbraucher möglicherweise zu einem etwas längeren und somit aufmerksameren Betrachten der Nährwertangaben motivieren und ermutigen, indem man ihnen die Informationen zu wichtigen Nährstoffen und zum Energiegehalt in einheitlicher Weise auf der Vorderseite der Packung anbietet.

"Ergänzt man diese Informationen außerdem mit einem Gesundheitslogo, sollte auch dies das aufmerksame Lesen und die Verwertung der Informationen verbessern - und das vor allem auch dann, wenn der Verbraucher unter Zeitdruck steht", sagt Professor Grunert, Gründer und Direktor des MAPP-Forschungszentrums (Centre for Research on Customer Relations in the Food Sector) an der Universität Aarhus in Dänemark. "Auch Farbkennzeichnungen erhöhen in bestimmten Situationen die Aufmerksamkeit und die Nutzung, wobei diese Effekte allerdings nicht sehr stark ausgeprägt sind."

Die an dem FLABEL-Projekt teilnehmenden Konsumenten merkten an, dass sie komplexere Etiketten mit vollständigen Informationen vorziehen und sich dafür entscheiden würden, diese zu nutzen. Die Resultate von FLABEL beweisen außerdem, dass die "Vorliebe" auch davon abhängt, ob der Verbraucher bereits mit dem Etikett bekannt oder vertraut ist.

Das FLABEL-Team fand heraus, dass in Europa Nährwertinformationen auf Lebensmitteletiketten bereits sehr präsent sind. Innerhalb dieser Studie wurden in allen EU-Mitgliedstaaten sowie der Türkei mehr als 37 000 Produkte in 5 Produktkategorien bewertet. Insgesamt hatten 85% der Nahrungsmittel auf der Packungsrückseite Informationen zum Nährwert. 48% trugen Nährwertangaben auf der Vorderseite der Packung. Die untersuchten Produktkategorien waren Kekse, Frühstückszerealien, gekühlte Fertiggerichte, kohlensäurehaltige Erfrischungsgetränke und Joghurts.

Das FLABEL-Konsortium besteht aus Experten aus Belgien, Dänemark, Deutschland, Griechenland, den Niederlanden, Polen, der Türkei und dem Vereinigten Königreich.

Weitere Informationen:
FLABEL: http://www.flabel.org/en/ 
Centre for Research on Customer Relations in the Food Sector (MAPP): 
http://www.asb.dk/forskning/forskningscentreoggrupper/forskningscentre/mapp/  

Quelle: CORDIS - Nachrichten Redaktion: Länder / Organisationen: Belgien Dänemark Griechenland Niederlande Polen Türkei EU Themen: Lebenswissenschaften

Projektträger