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Fachtagung „Medien und Gesellschaft“ in Bochum

Forscher aus den Sozial- und Geisteswissenschaften können auf eine mehr als 20jährige erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Russland zurückblicken. Das BMBF möchte diese Kooperation auswerten und intensivieren. Einen thematischen Ansatzpunkt stellt der Forschungsbereich „Medien und Gesellschaft“ dar. Im Auftrag des Ministeriums hat die Ruhr-Universität Bochum am 2. Februar zu einer Fachtagung geladen, auf der Möglichkeiten der zukünftigen Kooperation konkretisiert wurden.

Die Tagung wurde vom Institut für Medienwissenschaften der Ruhr-Universität Bochum und dem Koordinationsbüro der Universitätsallianz Metropole Ruhr (ConRuhr Moskau Russland) mit Unterstützung des BMBF ausgerichtet.

Dr. Klaus Waschik eröffnete den Workshop als Gastgeber mit einem Hinweis auf das bewusst gewählte Veranstaltungsformat. Der Workshop im kleinen "Kammermusikformat" sollte Raum für intensivere Gespräche bieten als es größere Konferenzen vermögen. Eine Besonderheit bestand zudem darin, dass sich unter den Teilnehmern nur einige wenige „Länderspezialisten“ für das jeweils andere Land befanden. Dies sollte einer möglichst unvoreingenommenen Diskussion dienen. Unter den rund 20 Teilnehmern aus Russland und Deutschland waren an Hochschulen tätige Forscher, Vertreter der angewandten außeruniversitären Sozialforschung und akademischer Verlage, Kino- und Filmkritiker sowie eine Journalistin (Radio Liberty) und Blog-Aktivistin.

Der erste Teil der Veranstaltung betraft zunächst eher grundsätzliche bzw. methodisch-theoretische Aspekte. Den russischen Gästen wurde insbesondere ein Überblick über die Entwicklung und Standortbestimmung der deutschen Medienwissenschaften geboten. Von russischer Seite bot u. a. Prof. Dr. Boris Dubin (Geschäftsführender Direktor der Abteilung für sozial-politische Forschung des Levada-Zentrums) einen Überblick zur Entwicklung und Erforschung der Massenmedien in Russland. Die Entwicklung der Massenmedien seit der Perestroika beschrieb er als dreistufigen Prozess: Von einer direkt gelenkten Medienlandschaft noch zu Beginn der 90er Jahre, über einen "Publikations-boom" in der zweiten Hälfte der 90er Jahre hin zu einem beispiellosem Niedergang der Publikationszahlen von Zeitungen und Zeitschriften nach der Jahrtausendwende.

Im zweiten Teil der Veranstaltung zum Thema "Politische und gesellschaftliche Partizipation und Identitätsbildung im Spannungsfeld der neuen Technologien" wurde die Diskussion zur vielschichtigen und wechselvollen Entwicklung der Medien in der russischen Gesellschaft vertieft. Die russische Forschung und Medienpraxis reflektierte verschiedene Aspekte eines russischen „Sonderwegs“, ein Befund, der aus deutscher Perspektive zum Teil relativiert wurde. Zwar ist der gesellschaftspolitische Kontext der letzten zwei Jahrzehnte in der Bundesrepublik im Vergleich zu Russland weitaus stabiler. Die immer wieder als „revolutionär“ bezeichnete Fortentwicklung von Medientechnik und Mediennutzung ist in Deutschland jedoch gleichermaßen unübersehbar.

Der letzte Teil der Veranstaltung war dem Vorhaben gewidmet, aus den Vorträgen und Diskussionen mögliche deutsch-russische Kooperationsfelder zu destillieren. Dabei konnten bereits einige spezifische Themenbereiche genannt und konkretisiert werden, wie z.B. "Medien und kollektives Gedächtnis", "Identität und Internetkultur" oder "Medientechnologien und Medienverhalten". Die Sondierung gemeinsamer deutsch-russischer Kooperationsfelder soll im Nachgang der Tagung abgeschlossen werden.

Redaktion: Länder / Organisationen: Deutschland Russland Themen: Geistes- und Sozialwiss. Information u. Kommunikation sonstiges / Querschnittsaktivitäten

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