StartseiteAktuellesNachrichtenForschungsförderung für münsterschen Physiker: Sergej Demokritov erhält russischen "Mega Grant"

Forschungsförderung für münsterschen Physiker: Sergej Demokritov erhält russischen "Mega Grant"

Prof. Dr. Sergej Demokritov vom Institut für Angewandte Physik der Universität Münster erhält einen mit rund 2,5 Millionen Euro dotierten "Mega Grant". Diese Förderung wird von der russischen Regierung an international führende Wissenschaftler vergeben, um Forschungsinstitute und -projekte in Russland zu etablieren. Sergej Demokritov wird in den kommenden drei Jahren ein Labor für magnonische Forschung an der Russischen Akademie der Wissenschaften in Jekaterinburg aufbauen.

Es ist eine besondere Würdigung für Prof. Dr. Sergej Demokritov: Der Hochschullehrer am Institut für Angewandte Physik der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) erhält einen sogenannten Mega Grant. Diese angesehene Förderung wird von der russischen Regierung an international führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vergeben, um Forschungsinstitute und -projekte in Russland zu etablieren. Sergej Demokritov erhält umgerechnet gut 2,5 Millionen Euro. Damit wird er in den kommenden drei Jahren ein Labor an der Russischen Akademie der Wissenschaften in Jekaterinburg (Swerdlowsk) im mittleren Westen Russlands aufbauen. Der Physiker verlässt die Universität Münster jedoch nicht, sondern wird für das Projekt während der vorlesungsfreien Zeiten nach Jekaterinburg reisen.

"Ich freue mich auf diese neue Aufgabe. Ich bin mir sicher, dass wir mit der finanziellen Unterstützung der Regierung der Russischen Föderation ein modernes Center für magnonische Forschung in Jekaterinburg einrichten können", betont Sergej Demokritov, der an der WWU magnetische Quanten- und Nanosysteme erforscht. Magnonen sind die "Teilchen des Magnetismus", vergleichbar mit den "Lichtteilchen", den Photonen. Magnonen werden in der magnetischen Datenspeicherung bei zunehmender Miniaturisierung immer wichtiger. Ihr Drehsinn, also der Spin, kann heute schon zur modernen Datenspeicherung genutzt werden und wird auch für die Quanten-Informationsverarbeitung stetig attraktiver.

Sergej Demokritov hat sich in den letzten Jahren als weltweiter Experte in diesem Forschungsbereich etabliert. Ihm ist es gelungen, erstmals einen neuartigen Quantenzustand von Magnonen, das Bose-Einstein-Kondensat, zu erreichen. Außerdem konnte er erstmals zeigen, dass Magnonen zur Informationsverarbeitung eingesetzt werden können. Dafür wurde er in den letzten Jahren mehrfach ausgezeichnet, unter anderem wählte ihn die Zeitschrift "Scientific American" unter die 50 besten Wissenschaftler des Jahres 2007. Er ist Autor zahlreicher Publikationen in der renommierten Fachzeitschrift "Nature" und ein international gefragter Experte für die Zukunft der magnetischen Datenspeicherung.

Der "Mega Grant", die russische Variante der Exzellenzförderung, wurde nun zum vierten Mal vergeben. Von 503 Bewerbern erhielten 42 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen eine der begehrten Auszeichnungen, darunter sechs Forscher aus Deutschland. Bei der Vergabe spielten nicht allein wissenschaftliche Leistungen eine Rolle, sondern auch die Zukunftsfähigkeit der Programme und die Führungs- und Lehrqualität der Forscher. Ein international besetztes Gremium aus mehr als 1000 Experten, die etwa zur Hälfte aus Russland und zur Hälfte aus dem Ausland kommen, prüfte und bewertete die Forschungsprojekte. Die endgültige Entscheidung traf der Wissenschafts-Förderrat der russischen Regierung. Der "Mega Grant" soll Russland als Forschungsstandort für international renommierte Wissenschaftler attraktiv machen, nachdem in den 1990er Jahren viele Akademikerinnen und Akademiker Russland verließen.

Jekaterinburg ist mit mehr als 1,3 Millionen Einwohnern nach Moskau, Sankt Petersburg und Nowosibirsk das viertgrößte wissenschaftliche Zentrum Russlands. Die dortige Abteilung der Russischen Akademie der Wissenschaften hat eine lange Tradition international hochkarätiger Forschung in Mathematik, Festkörperphysik, Energieforschung sowie Wasser-, Boden und Naturressourcenforschung.

Quelle: Westfälische Wilhelms-Universität Münster / IDW Nachrichten Redaktion: Länder / Organisationen: Russland Themen: Bildung und Hochschulen Fachkräfte Förderung Grundlagenforschung

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