StartseiteAktuellesNachrichtenFrankreich denkt über die Gründe für das Zurückbleiben der französischen Wettbewerbsfähigkeit gegenüber der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands nach

Frankreich denkt über die Gründe für das Zurückbleiben der französischen Wettbewerbsfähigkeit gegenüber der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands nach

Mitte Januar 2011 wurde ein 230 Seiten umfassender Bericht des Wirtschaftsforschungsinstituts COE-Rexecode zu den hiermit zusammenhängenden Fragen dem Industrieminister Éric Besson vorgelegt.

Der Auftrag zur Erstellung des Berichts erteilte Industrieminister Éric Besson im Zusammenhang mit den Überlegungen zur Annäherung ihrer Wirtschaftspolitiken, in die die beiden Regierungen eingetreten sind.

Die Berichtsautoren treffen die Feststellung, dass die Wettbewerbsfähigkiet Frankreichs im Verhältnis zu derjenigen Deutschlands erst seit Beginn des letzten Jahrzehnts nachgelassen hat.

Der Bericht mit dem Titel "Mettre un terme à la divergence de compétitivité entre la France et l' Allemagne" sieht 12 hierfür maßgebende Gründe. Dazu gehören

1. schon länger bestehende strukturelle Gründe:

  • die stärkere Industriestruktur Deutschlands
  • die stärker ausgeprägte Fähigkeit deutscher Unternehmen, miteinander zusammenzuarbeiten
  • das in Deutschland engere Verhältnis ("proximité") zwischen Forschung und Industrie
  • die solidere Finanzstruktur deutscher Unternehmen
  • das am Export orientierte Wirtschaftssystem Deutschlands

2. Gründe jüngeren Datums:

  • der bessere Kundendienst deutscher Unternehmen, ihre Lieferfristen, die Qualität ihrer Produkte
  • die Unterschiede im Lohngefüge infolge der Einführung der 35-Stundenwoche in Frankreich (Steigerung der Stundenlöhne in der Fertigungsindustrie um 28 % zwischen 2000 und 2007 gegenüber 16 % in Deutschland; Steigerung der Betriebsergebnisse in Deutschland zwischen 2000 und 2007 um 67,3 % gegenüber einem Rückgang der Betriebsergebnisse französischer Unternehmen um 14,5 %; der Zunahme der Gewinnmargen der deutschen Unternehmen steht eine Stagnation bei den französischen Unternehmen gegenüber)
  • hinsichtlich der von französischen Unternehmen im Exportgeschäft praktizierten Preise der Verlust der bis zum Jahre 2000 bestehenden Preisvorteile
  • Unterschiede in der Unternehmensbesteuerung (hierzu arbeitet eine von beiden Regierungen eingesetzte Arbeitsgruppe bereits Vorschläge aus)

Aus diesen Feststellungen leiten die Berichtsautoren 5 Prioritäten für einen zwischen den französischen Unternehmen, den Arbeitnehmern und der Gesamtheit der Bürger im Rahmen der "Conférence nationale de l' industrie" (CNI) abzuschließenden "Pakt der industriellen Wettbewerbsfähigkeit" ab. Zu diesen Prioritäten gehört u. a. eine stärkere Ausrichtung von Ausbildung und Forschung auf die Verkoppelung von Forschung und Industrie.

In Deutschland erfahre die angewandte Forschung eine viel stärkere Förderung als in Frankreich; dies habe u. a. pro Einwohner eine dreimal so hohe Zahl deutscher Patente als in Frankreich zur Folge .

Industrieminister Éric Besson hält im Zusammenhang mit der nachhinkenden französischen Wettbewerbsfähigkeit auch eine verbesserte Lehrlingsausbildung für erforderlich. 

Éric Besson erwartet bis Ende Mai 2011 von der CNI eine Konzertation zwischen allen von in dem Bericht aufgeworfenen Fragen betroffenen Akteuren.

Zu den Fragen "Forschung und Innovation" verdienen der Abschnitt 2.4. "La proximité recherche-éducation-industrie" des ersten Teils des Berichts (Seiten 39 - 41) und das Dokument Nr. 3 des zweiten Berichtsteils "Analysen" (Seiten 131 - 141) besonderes Interesse.

Der Bericht kommt zu dem Ergebnis, dass der Hauptunterschied zwischen Frankreich und Deutschland in diesem Bereich in der unterschiedlichen Höhe der F+E-Aufwendungen deutscher Unternehmen einerseits und französischer Unternehmen andererseits besteht (48,8 Milliarden Euro gegenüber 24,8 Milliarden Euro in Frankreich).

Quelle: Le Figaro vom 19.1. und 21.1.2011 Redaktion: Länder / Organisationen: Deutschland Frankreich Themen: Förderung Innovation Wirtschaft, Märkte

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