StartseiteAktuellesNachrichtenFrankreich: Die "Fondation pour l&#39innovation politique" analysiert die Beweggründe und die neuen Methoden der Protestbewegungen

Frankreich: Die "Fondation pour l&#39innovation politique" analysiert die Beweggründe und die neuen Methoden der Protestbewegungen

Die im Jahre 2004 gegründete Stiftung liefert Beiträge zu einem pluralistischen Meinungsbild und zur Erneuerung des öffentlichen Diskurses. Sie sieht ihre Aufgabe in einer liberalen, progressistischen und europäischen Perspektive.

Die Stiftung hat Anfang Juli 2011 unter den Titeln "Contester les Technosciences: leurs raisons" und "Contester les Technosciences: leurs réseaux" zwei Darstellungen zu den Motiven und den Formen der Protestbewegungen veröffentlicht.

Autoren der Darstellungen sind ein Historiker (Sylvain Boulouque) und ein Politologe (Eddy Fougier). Die beiden Darstellungen decken das Spektrum der Protestbewegungen von den Antiglobalisierungsgruppen, den Anhängern der Anti-Kernkraft-Bewegung, den Anti-OGM-Zusammenschlüssen, den Anti-Nanotechnologie-Anhängern bis zu den Gruppierungen, die gegen die Errichtung von Mobilfunk-Relaismasten antreten, ab.

Der Historiker Sylvain Boulouque sieht die Wurzeln der Protestbewegungen in den Ursprüngen der Industriegesellschaft. Ihr Auftreten in der Öffentlichkeit sei indirekt auch eine Folge des Falls des Kommunismus.

Le Figaro vom 9.7.2011 widmet den beiden Darstellungen unter der Überschrift "Diese Anti-Bewegungen, die Sand in das Getriebe der Demokratie werfen" einen ganzseitigen Bericht; in dem Untertitel zu der "Kartographie" der Gruppierungen bezeichnet der Autor die vielfältigen Anti-Bewegungen als "Herausforderer des Rechtsstaates".

Eddy Fougier weist in seiner Darstellung auf die wichtige Rolle hin, die das Internet in der Verbreitung von Mobilisierungs-Kampagnen spielt; sie verbreiteten sich "schnell wie ein Blitz". Das NET erlaube es, eine Vielzahl  von Internetadressen mit Gerüchten und anderen wissenschaftlichen Theorien mit dem Ziel zu versorgen, "die Technologien zu verteufeln, indem mit großer Häufigkeit  angsterzeugende Ausdrücke verwendet werden".  

In einem vom Autor des Berichts mit Dominique Reynié, dem Generaldirektor der "Fondation pour l'innovation politique", geführten Gespräch vertritt dieser die Auffassung, die diversen Anti-Bewegungen seien das Zeichen eines tief greifenden Wandlungsprozesses der antikapitalistischen Bewegung hin zu einer "antiwissenschaftlichen, technikfeindlichen, konservativen und zum Teil  reaktionären Linken. Diese Bewegungen hätten vor der demokratischen Kultur keinen Respekt, stellten bei Wahlen keine eigenen Kandidaten auf und akzeptierten die Schlussfolgerungen wissenschaftlicher Debatten nicht; das zeige sich u. a. darin, dass sie Versuchsfelder genetisch veränderter Organismen (OGM) systematisch zerstörten und sogar das Stattfinden öffentlicher Diskussionsveranstaltungen verhinderten. Auf die Frage, wie er die Reaktion auf die Protestbewegungen beurteile, antwortete Dominique Reynié: "Wir geben uns auf der politischen Ebene einem schockierenden und auf wirtschaftlicher Ebene einem selbstmörderischen Laxismus hin".  

Quelle: Le Figaro vom 9.7.2011 Redaktion: Länder / Organisationen: Frankreich Themen: Ethik, Recht, Gesellschaft Infrastruktur

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