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Frankreich: Sachverständigengruppe hinterfragt Profil und Gewichtung der Aufgabenverteilung zwischen medizinischen und paramedizinischen Berufen

Der Bericht einer Sachverständigengruppe hinterfragt das Profil und die Gewichtung der Aufgabenverteilung zwischen den medizinischen und paramedizinischen Berufen und plädiert für eine ausnahmslose universitäre Ausbildung auch der Letzteren. Mit der Absicht einer zeitgemäßen Fortentwicklung des gegenwärtigen Rechtszustandes versucht der Bericht, gesundheitspolitische Erfordernisse und hochschulpolitische Vorgaben auf einen Nenner zu bringen. Er hat seinen Schwerpunkt in der Frage der Definition neuer Berufsbilder im Bereich des Gesundheitswesens eines mittleren Ausbildungsniveau zwischen den in Frankreich klassischen medizinischen Berufen (Ärzte, Hebammen, Pharmazeuten) und dem Krankenpflegerberuf ("infirmier").

Der Sachverständigengruppe, die von der französischen Regierung eingesetzt wurde, gehörten Laurent Hénart, Abgeordneter der Nationalversammlung, Yvon Berland, Professor der Medizin und Präsident der Universität Aix-Marseille II, und Danielle Cadet, Generalkoordinatorin für Fragen der Krankenpflege der AP-HP (Assistance publique Hôpitaux de Paris, einem Zusammenschluss, dem 39 Krankenhäuser im Pariser Großraum angehören) an. Sie legten ihren abschließenden Bericht am 3.2.2011 Gesundheitsminister Xavier Bertrand, Hochschul- und Forschungsministerin Valérie Pécresse und Gesundheitsstaatssekretärin Nora Berra vor.

Das Dokument trägt die Überschrift "Bericht betreffend die Berufe mittleren Ausbildungsniveaus im Bereich des Gesundheitswesens" mit dem Untertitel "Berufsausübende von heute und neue Berufsbilder: Wege um voranzukommen".

In seinem ersten Teil beschreibt der Bericht den Ist-Zustand der einschlägigen Berufe des Gesundheitswesens: einerseits Ärzte, Zahnmediziner, Geburtshelfer und Pharmazeuten sowie deren Ausbildung und die einschlägigen Abschlüsse, andererseits die medizinischen Hilfsberufe, ihre Ausbildung und Abschlüsse und Spezialisierungen. Der Bericht behandelt sodann die durch eine gegenseitige Abschottung gekennzeichnete Art und Weise, unter denen zur Zeit diese Berufe ausgeübt werden, und ihre Bezahlung.

Der zweite Teil des Berichts trägt die Überschrift "Ein Umfeld, das sich in Bewegung befindet". Er behandelt die Themen "Starke Erwartungen und zu befriedigende Bedürfnisse" sowie "Ein reformiertes institutionelles Umfeld" und "Ein langer Weg zu Formen der Zusammenarbeit zwischen den in Berufen des Gesundheitswesen stehenden Personen".

Der dritte Berichtsteil enthält die "Vorschläge der Mission Neue Berufe des Gesundheitswesens: eine Strategie und ein Aktionsplan" mit folgenden Schwerpunkten:

  1. "Eine Priorität: Einführung einer modernisierten Politik der menschlichen Ressourcen des Gesundheitsheitswesens"
  2. "Eine Neuerung: Schaffung von Berufen des Gesundheitswesens mittleren Ausbildungsniveaus"
  3. "Eine Methode: Annahme eines rigorosen Systems der Anerkennung und Kontrole der von ihnen zu erbringenden Leistungen" ("évaluation régulière de protocoles nationaux")
  4. "Eine Notwendigkeit: Die Ausbildungsgänge in das Hochschulwesen integrieren".

Der Bericht steht im Zusammenhang mit der Reform der paramedizinischen Ausbildungsgänge, an der das Gesundheitsministerium und das Ministerium für Hochschulwesen und Forschung arbeiten. Die neugeordnete Ausbildung des Krankenpfleger schließt im Rahmen des LMD-Systems künftig mit der "Licence" (3-jähriges Studium) ab. Die Ausbildungen der paramedizinischen Berufe sind - in Verbindung mit ihrer Zuordnung zum LMD-System - in Überarbeitung.

Vor diesem Hintergrund sind Überlegungen erforderlich, wie die oberhalb des Krankenpflegerberufs anzusiedelnden paramedizinischen Ausbildungsgänge, die mit dem Grad eines Masters abschließen, auszugestalten sind

  • "Benötigt das Gesundheitssystem neue paramedizinische Berufe, wen ja, in welchen vorrangigen Bereichen?
  • "Worin soll im Einzelnen die Tätigkeit der diese Berufe ausübenden Personen bestehen und wie sollen sie ausgebildet werden?"
  • "Könnten die ihr Studium mit dem Grad eines Masters abschließenden Personen es erlauben, dass sich Ärzte (mindestens 9-jähriges Studium) auf ihre Kernaufgaben ("coeur de métier") konzentrieren, sodass dadurch eine größere Flexibilität in der Behandlung von Patienten dank eines gesicherten Sachverstandes einiger paramedizinsischer Berufe erleichtert würde?"

Diese Fragen, in deren Mittelpunkt die Ausbildung der paramedizinischen Berufe stehen, sind - so das französische Forschungsministerium in einem Pressekommuniqué vom 2.2.2011 - umso mehr von ausschlaggebender Bedeutung, als in dem im Jahre 2009 vom Parlament verabschiedeten Krankenhausreformgesetz (Gesetz vom 21.7.2009 / HPST) das Prinzip der "Zusammenarbeit zwischen den Akteuren des Gesundheitswesens" seine Verankerung gefunden hat (Artikel 51); ein Prinzip, das es diesen erlaubt, untereinander bestimmte Tätigkeiten zu delegieren.

Der Bericht Hénart-Berland-Cadet schlägt  - so das Forschungsministerium - pragmatische Antworten auf diese Fragen vor (Zusammenstellung vgl. Seite 12 des Berichts), indem er auf der Notwendigkeit insistiert, für bestimmte paramedizinische Berufe ein mit dem Grad eines Masters abschließendes Studium mit dem Ziel einzuführen, dass die so qualifizierten Personen unter präzisen Bedingungen die Behandlung von chronischen Erkrankungen übernehmen können. Dieses mit klar umrisssener Verantwortung ausgestattete neue medizinische Personal wäre so in der Lage, im Wechsel mit dem behandelnden Arzt tätig zu werden; hierzu würde auch das Recht gehören, Rezepte auszustellen.

Quelle: www.recherche.gouv.fr Redaktion: Länder / Organisationen: Frankreich Themen: Berufs- und Weiterbildung Bildung und Hochschulen Lebenswissenschaften

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