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Frankreichs Maßnahmen für eine pestizidärmere Landwirtschaft

Berichterstattung weltweit

Seit 2009 setzt sich die französische Regierung für weniger Pestizide in der heimischen Landwirtschaft ein. Der entsprechende Maßnahmen-Plan wurde nun überarbeitet und insbesondere die Forschungsförderung gestärkt.

Der französische Landwirtschaftssektor ist der größte Europas, sowohl was die Flächen als auch was das Produktionsvolumen betrifft. Um den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in Frankreich zu Gunsten von Umwelt und Gesundheit zu verringern, gleichzeitig aber die Leistungsfähigkeit der Landwirtschaft zu sichern, wurde bereits im Jahr 2009 unter Staatspräsident Nicolas Sarkozy der Maßnahmenplan „Ecophyto“ verabschiedet. Unter Staatspräsident François Hollande wurden die Maßnahmen dann 2015 bestätigt. Der Ecophyto-Plan erzielte zwar konkrete Fortschritte wie etwa ein Label für pestizidarme Betriebe, gleichzeitig nahm der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln insgesamt jedoch zu statt ab. Daher wurden von der aktuellen Regierung unter Staatspräsident Emmanuel Macron bereits Mitte des Jahres zusätzliche Maßnahmen bekannt gegeben, wie der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verringert werden soll. Insbesondere will Frankreich bis 2021 komplett auf das umstrittene Pestizid Glyphosat verzichten.

Nun gaben die für den Ecophyto-Plan verantwortlichen Minister Nicolas Hulot (Ökologischer und solidarischer Wandel), Agnès Buzyn (Solidarität und Gesundheit), Stéphane Travert (Landwirtschaft und Ernährung) und Frédérique Vidal (Hochschulbildung, Forschung und Innovation) entsprechende Anpassungen des Maßnahmenplans bekannt: 

  • Das jährlich zur Verfügung stehende Ecophyto-Budget in Höhe von 71 Millionen Euro (national und regional) wird verstärkt für Forschung und Innovationstransfer verwendet.
  • Speziell für Ecophyto werden Ausschreibungen im Rahmen des neuen nationalen Investitionsprogramms (Grand Plan d'Investissement) veröffentlicht und zwar für die Entwicklung neuer Landmaschinentechnik oder Technologien biologischer Schädlings- und Krankheitsbekämpfung (Biocontrol).
  • Es wird eine Ausschreibung speziell für Agrarwissenschaften und Biodiversität in Höhe von 30 Millionen Euro über zehn Jahre veröffentlicht. Die wissenschaftliche Schwerpunktsetzung obliegt hierbei dem Nationalen Institut für Agrarforschung INRA (Institut national de la recherche agronomique) und wird in Abstimmung mit den öffentlichen und privatwirtschaftlichen Forschungsakteuren bis 15. November 2018 bekannt gegeben. Gefördert werden Ansätze, die mit derzeitigen Praktiken brechen.

Um den bereits angekündigten Glyphosat-Ausstieg zu fördern, beschlossen die Minister zudem, dass die Nationale Agentur für Lebensmittelsicherheit, Umwelt und Arbeit ANSES (Agence nationale de sécurité sanitaire de l’alimentation, de l’environnement et du travail) Zulassungen für glyphosat-haltige Pestizide nur noch für drei Jahre erneuert oder schrittweise untersagt, sollten bereits nicht-chemische, weit verbreitete Alternativen existieren.

Fünf Wirkstoffe der insbesondere für Bienen schädlichen Insektenbekämpfungsmittel-Gruppe Neonikotinoide sind seit 2. August 2018 in Frankreich verboten. Dies war 2016 im Rahmen des Gesetzes zur Bewahrung der Biodiversität, der Natur und der Landschaften (Loi de reconquête de la biodiversité, de la nature et des paysage) beschlossen worden. Die Minister teilten dazu mit, dass davon nur vereinzelt und nur für den Wirkstoff Acetamiprid Ausnahmen erteilt werden können. Im April 2018 hatte auch die Europäische Union Neonikotinoide für den Freiland-Einsatz verboten.

Die überarbeitete Version des Ecophyto-Plans soll im Herbst öffentlich diskutiert und bis Ende des Jahres verabschiedet werden.

Zum Nachlesen (Französisch)

Quelle: MESRI Redaktion: von Kathleen Schlütter, Deutsch-Französische Hochschule Länder / Organisationen: Frankreich Themen: Umwelt u. Nachhaltigkeit Lebenswissenschaften

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