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Helgoland als Standort für die Meeresforschung gestärkt

Wissenschaftliches Tauchzentrum wird nach Rundumsanierung eröffnet

Schöner, größer und den wissenschaftlichen Anforderungen angepasst: das Tauchzentrum des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung an der Biologischen Anstalt Helgoland. Mit mehr als 1500 wissenschaftlichen Tauchgängen pro Jahr in allen Weltmeeren, insbesondere in der Arktis und Antarktis, ist die tauchergestützte Forschung eine zentrale Methodik am Alfred-Wegener-Institut. Jetzt finden Taucher und Wissenschaftler noch bessere Bedingungen für Ausbildung und Forschung vor. In den letzten elf Monaten wurde das Tauchzentrum, eine der größten professionellen Tauch-Einrichtungen für wissenschaftliche Fragestellungen, ausgebaut und modernisiert.

Am Donnerstag, den 23.9. 2010, wird es offiziell von Prof. Dr. Karin Lochte, Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts, eröffnet. Gleichzeitig erhalten 12 Taucher nach erfolgreicher Kursteilnahme ihre Zertifikate als „Geprüfter Forschungstaucher“ und „European Scientific Diver“.

„Wir freuen uns sehr, dass wir mit dem Ausbau und der Modernisierung des Tauchzentrums Helgoland als einen wichtigen Standort der Meeresforschung in Deutschland weiter entwickeln konnten“, so Prof. Dr. Karen H. Wiltshire, Direktorin der Biologischen Anstalt Helgoland.

Neben der Sanierung des eigentlichen Gebäudes war vor allem die Modernisierung der technischen Ausstattung wichtig. In der Tauchvorbereitungshalle steht jetzt ein drei mal vier Meter großes Salzwasser-Testbecken mit einer Tiefe von drei Metern zur Verfügung. „Wenn wir einen wissenschaftlichen Taucher mit der Polarstern rausschicken, dann ist das ein sehr teurer Einsatz und vor Ort muss jeder Handgriff sitzen. Im Testbecken können wir jede auch noch so komplizierte Operationen üben“, so Prof. Dr. Philipp Fischer, seit 2006 der wissenschaftliche Leiter des Tauchzentrums und Fischökologe an der Biologischen Anstalt Helgoland. So musste zum Beispiel eine Kollegin ein Auffanggerät unter Wasser an Methanaustrittsstellen montieren und justieren. „Das Wasser in diesem Gebiet war extrem trübe. In der Vorbereitungsphase haben wir die Scheiben der Taucherbrillen verklebt und so lange geübt, bis jeder Handgriff quasi blind ausgeführt werden konnte. Das ist fast wie in der Raumfahrt, wo die Astronauten jeden kleinsten Handgriff ein halbes Jahr und länger trainieren.“

Durch die Modernisierung bietet das Tauchzentrum wissenschaftliches Tauchen auf höchstem internationalem Niveau. „Neben eigenen Tauchern können wir verstärkt auch weitere Forschungstaucher aus dem In- und Ausland auf Helgoland ausbilden und den wissenschaftlichen Nachwuchs fördern“, so Fischer. Die Nachfrage ist groß, denn der Einsatz von Forschungsschiffen und Tauchrobotern (ROVs) sei teuer und auch nicht in allen Gewässern möglich, deswegen gäbe es international eine starke Ausweitung des wissenschaftlichen Tauchens. Vor allem in küstennahen Flachwassergebieten brauche man zum Beispiel für die gezielte und umweltschonende Beprobung in 20 bis 30 Meter Wassertiefe wissenschaftliche Taucher.

Aufgrund der einmaligen Lage der Insel Helgoland weit vor der deutschen Küste, in Mitten der stark vom Klimawandel bedrohten Nordsee sieht Fischer und sein Team Helgoland als strategischen „Hot Spot“ der Meeresforschung. „Viele Experimente können wir nicht im Labor simulieren, wenn wir komplexe Systeme verstehen wollen. Hier haben wir die vielfältigsten Möglichkeiten unser Labor direkt ins Wasser zu verlegen wie zum Beispiel bei dem neuen Unterwasser-Experimentierfeld MarGate.“ Er selbst habe einen großen Teil seiner Ideen unter Wasser entwickelt, sagt Fischer. Jeder könne natürlich auch an Land Proben untersuchen oder sich Unterwasser-Videoaufnahmen ansehen. Diese Aufnahmen blieben aber letztlich immer nur zweidimensional. „Wer die Möglichkeit hat, in die Wasserwelt einzutauchen und direkt im Wasser zu forschen, wird ein ganz anderes Gefühl und damit auch ein anderes Verständnis für die komplexen Systeme in den Ozeanen entwickeln.“

Das Tauchzentrum wurde insgesamt von ca. 280 m² um 90 m² auf ca. 370 m² Nutzfläche erweitert. Durch eine Aufstockung des Gebäudes befinden sich im 1.OG jetzt vier Büros, ein Besprechungs-/Aufenthaltsraum und ein Ruheraum. Im Erdgeschoss wurde eine Trennung der Sanitärbereiche durchgeführt sowie eine Erneuerung der technischen Gebäudeausrüstung vorgenommen. Weiterhin wurden neue Fenster eingebaut, die Außenwände gedämmt und in Blau gestrichen. Auf dem Dach sorgt eine Solaranlage für die Warmwasserbereitung. Die Rundumsanierung wurde mit 850.000 Euro aus dem Konjunkturprogramm II durch das Land Schleswig-Holstein gefördert, die Gesamtkosten belaufen sich auf ca. 1.150.000 Euro.

Alle Tauchaktivitäten am Alfred-Wegener-Institut werden nach den Richtlinien für Wissenschaftliches Tauchen „GUV-R2112 – Einsatz von Forschungstauchern“ durchgeführt. Als zertifiziertes Schulungszentrum für wissenschaftliches Tauchen ist das Alfred-Wegener-Institut Mitglied des Deutschen Berufsverbandes für Wissenschaftliches Tauchen „Kommission Forschungstauchen Deutschland e.V.“. Deutschland ist Mitglied des European Scientific Diving Panel des Marine Board der European Science Foundation – eine zentrale Institution zur Regelung des wissenschaftlichen Tauchens in Europa. Im Einklang mit den ESDP-Leitlinien bildet das Alfred-Wegener-Institut nach den Europäischen Standards „European Scientific Diver“ und „Advanced European Scientific Diver“ aus.

Hinweise für Redaktionen

Eröffnung des Wissenschaftlichen Tauchzentrums, Am Binnenhafen, Helgoland am Donnerstag, 23.9.2010 ab 10:30 Uhr (bis ca. 16:00). Die Vertreter/innen der Medien sind herzlich eingeladen, an der Eröffnungsfeier teilzunehmen!

Ihre Ansprechpartner am Alfred-Wegener-Institut sind
Dr. Philipp Fischer (Tel. 04725 819-3344; E-Mail: Philipp.Fischer(at)awi.de) sowie in der Abteilung Kommunikation und Medien Stephanie von Neuhoff (Tel. 0471 4831-2008; E-Mail: Stephanie.von.Neuhoff(at)awi.de).

Druckbare Bilder finden Sie auf unserer Homepage unter http://www.awi.de.

Quelle: IDW Nachrichten / Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung Redaktion: Länder / Organisationen: Deutschland Themen: Infrastruktur Geowissenschaften

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