„Diese Konferenz diente dazu, vor allem die Perspektive der Flüchtlinge zu verstehen. Häufig reden wir über ein Phänomen und vergessen dabei die Bedürfnisse der Flüchtlinge selbst in den Blick zu nehmen“, resümiert Conrad Schetter, Wissenschaftlicher Direktor des Bonn International Center for Conversion BICC. Diesen Ansatz verfolgten verschiedene Forschungen zur Situation von Geflüchteten, welche die Konferenz “Fleeing Conflict—Trajectories of Displaced Persons” diskutierte. BICC-Wissenschaftlern berichteten zum Beispiel über ihre Feldforschungen im Südsudan, Myanmar und Afghanistan, die sie im Rahmen des vom BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) geförderten Projekts „Protected rather than protracted“ über langanhaltende Fluchtsituationen durchführten.
Die US-Wissenschaftlerin Elisabeth Ferris, Georgetown University / Brookings, verwies darauf, dass in Europa mit 550 Millionen Einwohnern nur 1,3 Millionen Menschen Asyl suchten. „Die Zahlen selbst sind keine Krise – würden wir über eine Krise reden, wenn es sich nicht um OECD-Länder handelte?“, hinterfragte Ferris in ihrer Keynote die Wahrnehmung von Flucht und Vertreibung.
„Flucht ist kein Deutschland oder Europa spezifisches Thema. Wir müssen uns verstärkt damit beschäftigen, dass weit über 90 Prozent der Fluchtbewegungen in Länder des Südens stattfinden“, unterstreicht Conrad Schetter. Auch das Abschlusspanel der wissenschaftlichen Konferenz mit 100 internationalen Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Wissenschaft und Praxis gab die Empfehlung, die Verbreiterung der Forschung zu Flucht und Vertreibung als strategische Herausforderung zu betrachten.
Kontakt
Susanne Heinke
Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel: (0)228 911 96 – 44 / -0
E-Mail: pr(at)bicc.de