StartseiteAktuellesNachrichtenKommendes EU-Forschungsrahmenprogramm: Stellungnahme der größten französischen Forschungseinrichtung CNRS

Kommendes EU-Forschungsrahmenprogramm: Stellungnahme der größten französischen Forschungseinrichtung CNRS

Berichterstattung weltweit

Das CNRS plädiert insbesondere für eine Verdopplung des Budgets aber beispielsweise auch für den Abbau von Mobilitätshürden und eine Stärkung erfolgreicher Förderinstrumente sowie der Geistes- und Sozialwissenschaften.

Die größte französische Forschungseinrichtung CNRS (Centre national de la recherche scientifique) hat zur Ausrichtung des kommenden, 9. EU-Forschungsrahmenprogramms (FP9) am 23. März 2018 Stellung bezogen. Die zehn Empfehlungen der Forschungseinrichtungen lauten:

  1. FP9 sollte eine wirkliche Budgetpriorität für Europa sein.
    Hier schließt sich das CNRS dem Lamy-Bericht vom März 2017 an, der eine Verdopplung des Budgets auf 160 Milliarden Euro fordert. Laut CNRS könnten so auch die „lächerlich niedrigen Erfolgsquoten“ bei bestimmten Ausschreibungen gesteigert werden. 
  2. Der wirklich europäische Forschungsraum sollte attraktiver werden.
    Gemeint ist vor allem der Abbau von Mobilitätsbarrieren für Wissenschaftler und Studierende innerhalb Europas, aber auch gezielte Ausschreibungen für außereuropäische Wissenschaftler nach dem französischen Vorbild von „Make our Planet great again“.
  3. Der ERC (European Research Council) sollte gestärkt werden.
    Die Erfolgsquote sollte bei über 15 Prozent bleiben, die erfolgreiche Individualförderung die Priorität bleiben, aber auch mehr interdisziplinäre Projekte (Synergy-Grants) und die Proof of Concept-Ausschreibung erhalten sowie die Zusammenarbeit mit dem Innovationsrat EIC (European Innovation Council) gestärkt werden (Empfehlung 5).
  4. Es sollte in Grundlagenforschung investiert werden.
    Grundlagenforschung sei zentral für alle Felder, in denen Europa eine Rolle spielen will (wie beispielsweise erneuerbare Energien oder künstliche Intelligenz) und sollte gefördert werden, insbesondere kollaborative Projekte; die Geistes- und Sozialwissenschaften (GSW) sollten stärker unterstützt werden, da sie mit ihrer Analyse menschlichen Handelns eine disziplinübergreifende Ressource für Europa darstellen.
  5. Disruptive Innovationen sollten gefördert werden, insbesondere durch den EIC.
    Hier ist es dem CNRS wichtig, dass „Innovation“ definiert wird und eine klare Abgrenzung zum EIT (European Institute of Technology) stattfindet; das CNRS plädiert für eine Finanzierungsphilosophie in Anlehnung an die US-amerikanische DARPA (Defense Advanced Research Projects Agency)
  6. Die Rolle der GSW sollte gestärkt werden.
    Bei den thematischen Ausschreibungen sollte ein GSW-Schwerpunkt erhalten bleiben, das Budget erhöht werden und als Unterthemen Demokratie und Governance, Kulturelles Erbe sowie sozialer Wandel in globaler Perspektive ergänzt werden.
  7. Sehr große Forschungsinfrastrukturen (Very Large Research Infrastructures, VLRI) sollten gestärkt werden.
    Das CNRS empfiehlt mehr Budget sowie ein zweistufiges Förderverfahren bei den Design Studies um die Erfolgsquote zu verbessern; Wissensnetzwerke sollten nach dem Vorbild der XFEL- und Synchotron-Community gestärkt und spezifische VLRIs für GSW ausgebaut werden.
  8. Eine Öffnung von Wissen und Daten.
    Umfängliche Förderung von Open Access und Ausbau der Wissenschaftsvermittlung.
  9. Zu den Begriffen Impact und Evaluierung sollte mit den Wissenschaftsgemeinschaften diskutiert werden.
    Impact bedeute laut CNRS nicht ausschließlich kurzfristige wirtschaftliche Folgen; die Erfolgsquote sollte bei mindestens 15 Prozent liegen um dauerhaft die Qualität zu sichern (da bei zu starker Selektion unter den besten Bewerbungen willkürliche Kriterien zu großen Einfluss haben).
  10. Auf die Nutzerfreundlichkeit, Lesbarkeit und Komplementarität der verschiedenen Förderinstrumente, Aufrufe und Finanzierungsregularien sollte geachtet werden.
    Überschneidungen bei den Förderinstrumenten sollten beseitigt, Belegpflichten verringert und Finanzierungsrichtlinien je nach Instrument flexibilisiert werden.

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Quelle: CNRS / Science|Business Redaktion: von Tim Mörsch, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: EU Frankreich Themen: Strategie und Rahmenbedingungen Innovation Förderung

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