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Marktsondierung für Bildungsexporteure: Bericht zur Delegationsreise des Didacta-Verbandes in die USA

Internationalisierung Deutschlands, Bi-/Multilaterales

In den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) gilt das deutsche duale System als "Goldstandard" für erfolgreiche Aus- und Weiterbildung. Vor diesem Hintergrund möchten deutsche Bildungsanbieter ihre Marktchancen in den USA ergreifen. Zur Marktsondierung für Bildungsexporteure reiste iMOVE, die Initiative zur Internationalisierung deutscher Aus- und Weiterbildungsdienstleistungen, vom 16. bis 22. November 2015 nach Washington und New Orleans. An der Delegationsreise des Didacta-Verbandes beteiligten sich sieben Vertreter deutscher Bildungsanbieter.

Die Reise umfasste zahlreiche Gespräche mit US-amerikanischen Bildungsexperten sowie den Besuch einer US-Bildungsmesse mit einem begleitenden Kongressprogramm. Der Aufenthalt diente dem nachhaltigen Kontaktauf und -ausbau mit einschlägigen politischen und wirtschaftlichen Stakeholdern.

Vertreter des Representative of German Industry and Trade (RGIT) und der Auslandshandelskammer (AHK) USA begleiteten die Teilnehmer in Washington. Sie organisierten die Veranstaltungen und Gespräche und lieferten umfangreiche Hintergrundinformationen über die unübersichtliche US-amerikanische Berufsbildungslandschaft.

Bildungs-Event mit Kongressabgeordneten

Zentrales Event war eine öffentliche Bildungsveranstaltung mit einem Vortrag der republikanischen Kongressabgeordneten und Chairwoman of the Subcommittee on Higher Education and Workforce Training Virginia Foxx zum Skills Act der amerikanischen Regierung.

Themen der anschließenden Podiumsdiskussion, an der sich auch der stellvertretende US-Arbeitsminister Chris Lu teilnahm, waren die

  • notwendige Imageverbesserung der beruflichen Bildung in den USA durch "Wettbewerbe" um Ausbildungsstellen,
  • die systemische und finanzielle Unterstützung (etwa durch Steuererleichterungen) der Regierung der USA für die berufliche Bildung,
  • die Umstrukturierung bestehender Ressourcen zur Effizienzsteigerung,
  • die Sorge der Unternehmen um die Abwanderung der teuer ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
  • die Konsortialbildung von Unternehmen zu Ausbildungszwecken,
  • die AHK-Zertifizierung von Bildungsangeboten als wichtiger Anreiz und
  • Apprenticeship als Strategie der Personalentwicklung.

Es wurde deutlich, dass die Verwaltung der USA von deutscher Seite vor allem die Beteiligung an mehrjährigen Apprenticeship-Ausbildungsgängen erhofft. Damit soll die Berufsbildung in zunehmend mehr Sektoren auf eine solide Basis gestellt werden. Amerikanische Unternehmen sollen sich so von der Wirksamkeit einer langfristigen Bildungsmaßnahme überzeugen können.

Die Bildungspolitik selbst vollzieht sich in den USA allerdings in weiten Teilen über relativ kurzfristige Initiativen und Programme. Unter deutscher Beteiligung gibt es in den USA bislang vorrangig "Insellösungen" einzelner deutscher Industrieunternehmen zur Ausbildung oder Ausbildungscluster kleiner und mittlerer Unternehmen.

Ansprechpartner und Bedarfe im US-Markt

Für die deutschen Bildungsanbieter wird es auch in Zukunft von zentraler Bedeutung bleiben, ihre Ansprechpartner im teilweise recht unübersichtlichen Geflecht auf staatlicher, bundesstaatlicher und kommunaler Ebene zu finden. Als wichtige Kontakte gelten Vertreter der Bildungsministerien in den verschiedenen US-Bundesstaaten.

Den deutschen Unternehmen wurden außerdem Kontakte zu nationalen Bildungs- und Wirtschaftsverbänden, auch auf regionaler und lokaler Ebene, empfohlen. Bedarfe für Bildungsdienstleistungen werden vor allem beim Training of Trainers und bei der Lehrplanentwicklung gesehen.

Industrievertreter melden andere Bedarfe als die Politik.

Die National Association of Manufacturers sieht für die deutsche Seite Geschäftsmöglichkeiten vor allem in maßgeschneiderten Bildungs-Paketlösungen, die Zeiträume von Wochen oder Monaten umfassen, modular aufeinander aufbauen und von den amerikanischen Unternehmen leicht ausgelagert werden können. Die Wirtschaft setzt durchgehend auf kurzfristige, flexible und höchst individuelle Lösungen.

Der Verband vertritt unmittelbar 14.000 und über diverse Mitgliedsvereinigungen mittelbar 200.000 US-amerikanische Unternehmen der verarbeitenden Industrie.

Abgerundet wurde der Aufenthalt in Washington durch Gespräche mit Vertretern der Weltbank und der Inter-American Development Bank sowie mit einem Besuch auf dem Capitol Hill. Im Gespräch mit US-Kongressmitarbeitern nahm die Flüchtlingskrise in Europa und vor allem die deutsche Aufnahmepolitik breiten Raum ein.

Es wurde deutlich, dass für die Amerikaner vor allem Sicherheitserwägungen eine wichtige Rolle spielen und das deutsche Vorgehen deshalb auf Irritationen stößt, während die Deutschen deutlich die Hilfe für Menschen in Not und mögliche Chancen zum Ausgleich ihrer eigenen demografischen Entwicklung und des damit verbundenen Fachkräfteschwindens sehen und ausbauen wollen.

Der Umgang der Deutschen mit der aktuell großen Zahl von Flüchtlingen im eigenen Land, auch im Hinblick auf Integration durch Bildung, wird in den USA intensiv beobachtet und bietet in Zukunft möglicherweise wichtige neue Gesprächs- und Handlungsansätze.

Bildungsmesse ACTE's Career Tech VISION

Der Empfang der International Vocational Education and Training Association (IVETA) in New Orleans bildete den Auftakt für den Besuch der Bildungsmesse ACTE's Career Tech VISION.

Die Messe bot Gelegenheit, sich einen Überblick über amerikanische Bildungsanbieter und ihre deutschen Wettbewerber im amerikanischen Markt zu verschaffen. Besuche an Ständen deutscher Anbieter aus dem iMOVE-Netzwerk vermittelten Einblicke in die örtliche Kunden- und Händlerstruktur sowie Marketing- und Verkaufsprozesse.

Quelle: iMOVE Redaktion: Länder / Organisationen: USA Themen: Berufs- und Weiterbildung Wirtschaft, Märkte

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