StartseiteAktuellesNachrichtenNeugestaltung der französischen Industriepolitik: Strategische Schwerpunkte

Neugestaltung der französischen Industriepolitik: Strategische Schwerpunkte

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Als eine Maßnahme, um den industriellen Aufschwung in Frankreich zu fördern, überarbeitet der Nationale Industrierat seine Einsatzbereiche. Nun stellte Wirtschaftsminister Brune Le Maire die ersten Ergebnisse vor, äußerte sich zu diesem Anlass aber auch zur europäischen Industriepolitik.

Der französische Premierminister Edouard Philippe hatte am 20. November 2017 unter dem Stichwort #AmbitionIndustrie die Pläne seiner Regierung präsentiert, um den industriellen Aufschwung Frankreichs zu fördern. Eine Maßnahme war die Überarbeitung des Nationalen Industrierats CNI (Conseil national de l’industrie), dem der Premierminister vorsitzt. Zum einen wurde ein Exekutivausschuss unter Vorsitz des Wirtschaftsministers eingeführt, zum anderen eine Überarbeitung der 14 „Strategischen Branchenkomitees“ (Comités stratégiques de filière, CSF) angekündigt, die seit 2013 unter Vorsitz des Premierministers die öffentliche Hand zur Industriepolitik beraten.

Am 26. Februar 2018 gab nun Wirtschaftsminister Bruno Le Maire nach der ersten Sitzung des Exekutivausschusses bekannt, welche Branchen-Schwerpunkte beibehalten werden:

  • Luft- und Raumfahrt (Vorsitz: Eric Trappier, CEO Dassault Aviation)
  • Ernährung (Vorsitz: Jean-Philippe Girard, CEO Eurogerm, Vorsitzender des Nationalen Lebensmittelverbands ANIA)
  • Automobilwirtschaft (Vorsitz: Luc Chatel, Politiker, Les Républicains, Vorsitzender des Nationalen Automobilverbands PFA)
  • Holzwirtschaft (Vorsitz: Luc Charmasson, Vorsitzender des Nationalen Verbands für Holzwirtschaft FBIE)
  • Chemie und Materialien (Vorsitz: Pascal Juéry, Vorstandsmitglied Solvay, Vorsitzender des Nationalen Verbands für Chemieindustrie UIC)
  • Schienenverkehr (Vorsitz: noch zu benennen)
  • Gesundheitsindustrie und –technologien (Vorsitz: Jean-Luc Bélingard, CEO Biomérieux)
  • Schifffahrt (Vorsitz: Hervé Guillou, CEO Naval Group)
  • Mode und Luxus inklusive Materialien (Vorsitz: Guillaume de Seynes, Vorstandsmitglied der Hermès Gruppe)
  • Nuklearenergie (Vorsitz: Dominique Minière, Bereichsvorstand Kernkraft und thermische Energie bei EDF)

Neben dem Schienenverkehr wurden auch die Vorsitzenden der Sektoren Automobilwirtschaft, Gesundheitsindustrie und -technologien, Mode und Luxus sowie Nuklearenergie ausgetauscht, wobei der Wechsel im Bereich Automobilindustrie auf einen Führungswechsel beim entsprechenden Verband PFA zurückgeht und im Bereich Nuklearenergie der vorherige Vorsitzende ebenfalls aus dem EDF-Vorstand stammte.

Abgeschafft werden hingegen die Bereiche: Konsumgüter; Umweltindustrien; Rohstoff- und Verarbeitungsindustrien; Digitalisierung. Diese seien zu umfänglich gewesen, heißt es in der entsprechenden Pressemitteilung. Stattdessen wird nun vorgeschlagen, weitere CSF zu gründen und zwar in den Bereichen: Bergwerke und Metalle; Elektronik; Erneuerbare Energien, intelligente Stromnetze und Effizienz; Digitale Infrastrukturen; Bau; Wasser; Abfallwirtschaft.

Die einzelnen CSF sollen neben anderen Aspekten auch den Bereich Forschung und Entwicklung (FuE) unterstützen und beispielsweise großflächige Tests autonomer Fahrzeuge, die Entwicklung künstlicher Intelligenz im Gesundheitssektor oder FuE in prioritären Lebensmittel-Bereichen (Proteine der Zukunft, Fermentierung, nachhaltige Kühlungstechnologien, Verpackung) fördern.

Im Rahmen des Exekutivausschusses wurde zudem ein konkreter Fahrplan für die French Fab-Initiative vorgestellt. Diese versammelt mittlerweile 1.000 kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) bis hin zu Konzernen, die durch das Label mehr Sichtbarkeit erlangen wollen und zudem für eine moderne Industrie stehen (innovativ, exportorientiert, offen für die Digitalisierung und kooperativ).

Ein Bericht zu Steuerfragen im Zusammenhang mit der Produktion wird in wenigen Monaten erwartet. Ebenso ein Bericht zur europäischen Industriepolitik, den der Premierminister im November 2017 beauftragt hatte. Bruno Le Maire betonte in diesem Zusammenhang, dass sich Europa endlich mit Mitteln „auf der Höhe seiner Macht und seiner technologischen Souveränität“ ausstatten müsse. Ein europäischer Innovationsfonds ähnlich der amerikanischen DARPA (Defense advanced research projects agency) sei dringend nötig. Der Bericht soll aber auch auf Handelspolitik und Wettbewerbsfragen eingehen, um eine offene Diskussion dazu mit den anderen EU-Mitgliedsstaaten anzustoßen.

Zum Nachlesen (Französisch):

Quelle: Pôles de compétitivité Redaktion: von Kathleen Schlütter, Deutsch-Französische Hochschule Länder / Organisationen: Frankreich EU Themen: Strategie und Rahmenbedingungen

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