StartseiteAktuellesNachrichtenOECD schlägt verbesserten Standard zur Erfassung von Daten zu ausländischen Direktinvestitionen vor

OECD schlägt verbesserten Standard zur Erfassung von Daten zu ausländischen Direktinvestitionen vor

Berichterstattung weltweit

Die britischen Jungferninseln sind der zweitgrößte Investor in China, Mauritius der größte in Indien und Zypern der größte in Russland – zumindest legen das nationale Statistiken zu ausländischen Direktinvestitionen (FDIs) nahe. Diese sind jedoch aufgrund zunehmend komplexer Unternehmensverflechtungen verzerrt und spiegeln nicht die tatsächliche Herkunft der Investitionen wider. Die OECD hat deswegen einen neuen Standard entwickelt, mithilfe dessen genauere Angaben zu ausländischen Direktinvestitionen gemacht werden können: die „Benchmark Definition of Foreign Direct Investment, 4th Edition (BMD4)“.

Ein Grund für die aus Sicht der OECD gesunkene Aussagekraft herkömmlicher FDI-Statistiken liegt in den komplexen Eigentumsstrukturen vieler großer Unternehmen. Deswegen liegt ein Ansatz des BMD4 darin, separate Statistiken zu ausländischen Direktinvestitionen von sogenannten „special purpose entities“ (SPEs, dt. Zweckgesellschaften) zu erstellen. SPEs werden von der OECD beschrieben als

    “entities with no or few employees, little or no physical presence in the host economy and whose assets and liabilities represent investments in or from other countries and whose core business consists of group financing or holding activities.

Indem die Direktinvestitionen von Zweckgesellschaften separat betrachtet werden, können länderspezifisch genauere Aussagen über FDIs mit tatsächlichen Einfluss auf die Wirtschaft gemacht werden. Laut der OECD lassen sich beispielsweise über 80 Prozent der FDIs in Luxemburg und den Niederlanden auf Zweckgesellschaften zurückführen.

Ein zweiter methodischer Vorschlag der BMD4 besteht darin, FDI-Statistiken nach den tatsächlichen Herkunftsländern („ultimate investing country, UIC“) zusammenzustellen: Maßgeblich für die Quelle der Direktinvestition ist dann das Land des Investors, dem die Investition letztendlich zuzuschreiben ist. Beispiel: Mithilfe dieser Änderung kann gezeigt werden, dass die USA als Herkunftsland von Investitionen in Frankreich eine wichtigere Rolle spielen als dies bisher deutlich wurde. Gleichzeitig sinken bei einer UIC-bereinigten Aufstellung die Investitionen aus Luxemburg und den Niederlanden,

    indicating that US companies may be using affiliates in these countries to handle business done in France.“

Solchermaßen erweiterte FDI-Statistiken bieten nach OECD-Angaben eine verbesserte empirische Grundlage für politische Entscheidungen, etwa wenn es um die Anwerbung von Investitionen geht.

Quellen:

The OECD’s Revised Benchmark Definition of Foreign Direct Investment: Better data for better policy (OECD, 19.10.2015)

Implementing new international standards for compiling FDI statistics (OECD)

Quelle: OECD Redaktion: Länder / Organisationen: OECD Global Themen: Wirtschaft, Märkte Strategie und Rahmenbedingungen

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