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Philippinen: Frauen in der Berufsbildung - Marktnische für Berufsbildungsanbieter?

Berichterstattung weltweit

Philippinische Frauen setzen sich immer mehr über herkömmliche Geschlechterrollen hinweg. Mitunter haben sie ein höheres Bildungsniveau als Männer. Für deutsche Bildungsanbieter lohnt es sich, junge Frauen als Zielgruppe für berufliche Aus- und Weiterbildungsangebote stärker zu fokussieren.

Die Stellung der Frau hat sich seit den 1980er Jahren in der tendenziell traditionell geprägten philippinischen Gesellschaft gewandelt. Während über lange Zeit Männer als "Haupternährer" eine dominante Position innehatten, setzen sich Frauen heute aktiv über herkömmliche Geschlechterrollen hinweg. Frauen sind demnach auch für ausländische Bildungsanbieter zu einer wichtigen Zielgruppe geworden.

Frauen haben mitunter ein höheres Bildungsniveau, der Einfluss der Massenmedien und die Urbanisierung haben dazu geführt, dass Frauen immer stärker in den Arbeitsmarkt integriert wurden.

Laut UNDP (United Nations Development Programme) sind aktuell im Gegensatz zu 79,9 Prozent der Männer immerhin 51 Prozent aller philippinischen Frauen auf dem Arbeitsmarkt aktiv. Der Trend ist weiter steigend (Quelle: Human Development Report, 2014).

Darüber hinaus tragen viele Frauen über eine Tätigkeit im Ausland als "Overseas Filipino Worker" (OFW) wesentlich zum Wirtschaftswachstum des Landes bei. 2012 waren 1.072.000 der OFW weiblich und 1.148.000 männlich, es war also kein signifikanter quantitativer Unterschied mehr festzustellen (Quelle: Philippines Statistics Authority, 2014).

Einfluss der Frauen im öffentlichen Leben gewachsen

Auch im öffentlichen Leben wächst der Einfluss und viele qualifizierte Frauen sind mittlerweile in Arbeitsfeldern tätig, die ihnen als traditionelle Männerdomänen lange Zeit verwehrt blieben.

So werden nach UNDP-Angaben 26,9 Prozent der Senatssitze von Frauen besetzt. Überdies bekleiden sie mittlerweile führende Positionen in Wirtschaftsunternehmen, Parteien, Behörden und der Verwaltung.

Aktuell verfügen 65,9 Prozent der Philippinerinnen mindestens über einen Sekundarabschluss, während der Anteil der Männer hier nur 63,8 Prozent beträgt. Im Zeitraum 1986 bis 1992 wurden die politischen Geschicke des Landes überdies mit Corazon Aquino als Präsidentin zum ersten Mal in der Geschichte von einer Frau bestimmt.

Darüber hinaus hat sich die philippinische Gesetzgebung der Genderthematik angenommen und Frauenrechte im Laufe der Geschichte gestärkt. So wird etwa in der philippinischen Verfassung von 1987 auf die zentrale Stellung der Frau in der philippinischen Gesellschaft verwiesen.

Zudem wurden ein spezielles Gesetz zur Gleichbehandlung von Frauen verabschiedet und politische Organe zur Interessensvertretung wie etwa die "Philippine Commission on Women" (PCW) eingerichtet (Quelle: Philippine Commission on Women, 2014).

Diese positiven Entwicklungen dürfen allerdings nicht von der Tatsache ablenken, dass die beschriebenen Profile in erster Linie auf Angehörige der Mittel- und Oberschicht zutreffen und sich traditionelle Rollenverteilungen bei Frauen aus einkommensschwächeren Gesellschaftsschichten halten.

Frauen in technischen Ausbildungsgängen unterrepräsentiert

Insbesondere das staatliche Bildungsangebot wird zwar zu gleichen Teilen von Frauen und Männern wahrgenommen, gleichzeitig sind Frauen in vielen vor allem technischen Ausbildungsgängen immer noch stark unterrepräsentiert.

So haben im Jahr 2012 insgesamt 77.948 Männer, aber nur 2.807 Frauen eine von der nationalen Berufsbildungsbehörde TESDA (Technical Education and Skills Development Authority) zertifizierte Ausbildung abgeschlossen. Im Bereich Elektrotechnik betrug das Verhältnis 21.794 zu 7.722, im Bauwesen 48.884 zu 1.767 (Quelle: TESDA, 2014).

Gender-Strategien der Berufsbildungsanbieter

Einige Berufsbildungsanbieter haben die genannten Zahlen zum Anlass genommen, ihr Bildungsangebot generell umzustrukturieren und für gewisse Ausbildungsbereiche junge Frauen als Zielgruppe stärker zu fokussieren.

Beispiele hierfür sind das Western Visayas College of Science and Technology (Iloilo City), das Professional Electronic Institute Inc. [Incorporated] (Iloilo City), das New Lucena College (New Lucena) und das Guimaras State College (Buenavista).

Diese Bildungsanbieter haben Maßnahmen wie die Anpassung ihrer Curriculumsinhalte, die Sensibilisierung des Lehrpersonals und der Administration für Genderthematiken sowie eine intensive Vernetzung mit Kooperationspartnern auf Privatsektor- und Regierungsebene zum Thema vorgenommen. Überdies haben sie ihre Öffentlichkeitsarbeit angepasst und zielgerichtete Kampagnen zur Akquise von Bewerberinnen durchgeführt (Quelle: UNEVOC, 2010).

Auch die philippinische Berufsbildungsbehörde TESDA hat sich der Thematik angenommen. So bildet sie Frauen weiter, die im Rahmen des von Coca Cola Philippines, US Aid und Procter & Gamble (P&G) betriebenen Programms "Sari-Sari Store Training and Access to Resources" (STAR) beim Betreiben von Kiosken über Mikrofinanzen gefördert werden.

TESDA schult Frauen in diesem Kontext zu Themen rund um Gender-Kompetenzen und Entwicklung. Sie sollen hierüber dazu befähigt werden, ihre Kenntnisse im Alltag anzuwenden und über den "Train-the-Trainer"-Ansatz weiterzutragen (Quelle: TESDA, 2014).

Für ausländische Bildungsanbieter auf dem Markt ergibt sich hier ein tendenziell ausbaufähiger Tätigkeitsbereich.

Nach Einschätzung von UNEVOC wird insbesondere in ländlichen Regionen eine Sensibilisierung für Gender-Thematiken notwendig sein, damit junge Frauen auch von ihrem Umfeld für die Aufnahme einer Ausbildung vor allem in männerdominierten Bereichen unterstützt werden.

Verwendete Quellen:

Quelle: iMOVE Redaktion: Länder / Organisationen: Philippinen Themen: Berufs- und Weiterbildung Wirtschaft, Märkte

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