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Sportstadien als Kristallisationspunkte gesellschaftlicher und kultureller Dynamiken

Internationalisierung Deutschlands, Bi-/Multilaterales

Stadien und andere Sport-Arenen sind nicht nur funktionale Orte für sportliche Wettkämpfe – sie sind auch Räume, in denen Sportlerinnen und Sportler und Publikum interagieren, in denen Emotionen, Erfahrungen, Werte und Vorstellungen zirkulieren. Diesen Dimensionen widmet sich ein interdisziplinäres, deutsch-französisches Forschungsprojekt mit dem Romanisten Prof. Dr. Andreas Gelz von der Universität Freiburg. Das Projekt "Sport-Arenen – Szenen und (Werk-)Stätten des Sport-Events" / "Arènes du sport – Scènes et fabrique(s) de l’événement sportif" beginnt Mitte März 2023, läuft über drei Jahre und wird von der französischen Agence nationale de la recherche (ANR) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit etwas mehr als einer Million EUR gefördert.

Erkenntniswert über das Teilsystem Sport hinaus

An dem Forschungsvorhaben sind sechs Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Literatur-, Kultur- und Geschichtswissenschaften der Universität Freiburg, der Universität des Saarlandes sowie der Universitäten Paris-Sorbonne, Besançon, Rouen und Limoges beteiligt.

Im Zentrum des Projekts stehen Sport-Arenen als Kristallisationspunkte sozio-ökonomischer und politischer Verhältnisse sowie kultureller Dynamiken und Beziehungen. Die beteiligten Forschenden gehen davon aus, dass Stadien, Spielfelder, Kampfstätten, Sportpaläste, Velodrome, Rennbahnen, aber auch flüchtige und informelle Räume des Sports wie etwa Fußballwiesen in Parks emblematische Stätten sind, deren Bedeutung und Erkenntniswert weit über den Sport als gesellschaftliches Teilsystem hinausreicht.

Gemeinsame deutsch-französische Sportkultur

Als zeitliche Klammer des Gesamtprojekts und seiner Teilvorhaben dient das "lange 20. Jahrhundert" von den Anfängen des modernen Sports im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts über seine rasante Entwicklung hin zu einem konstitutiven Moment der heraufziehenden Industrie- und Massengesellschaft bis in das frühe 21. Jahrhundert mit seinem neuerlichen Schub an Professionalisierung, Kommerzialisierung und Medialisierung.

Das Projekt nimmt eine deutsch-französische Perspektive ein, die um den europäischen und globalen Kontext erweitert werden soll. Für Gelz scheint dieser Ansatz besonders wichtig:

"Deutschland und Frankreich haben eine gemeinsame Sportkultur, in der zunächst die Gymnastik eine grundlegende Rolle spielte, bevor Radfahren, Schwimmen und die sogenannten englischen Sportarten wie Athletik, Boxen, Fußball, Rugby und Tennis folgten. Außerdem wurden in Deutschland und Frankreich fast zur gleichen Zeit große Sportanlagen wie das Vélodrome d'hiver in Paris 1903, der Sportpalast in Berlin 1910 und die Olympiastadien Paris 1924 und Berlin 1936 gebaut. Auch wenn Sportkulturen eine nationale Dimension haben, weist unser transnationaler Ansatz auf die komplexe grenzüberschreitende Wirklichkeit des Sports hin."

Einen inhaltlichen Schwerpunkt des Projekts wird auch die ästhetische Gestalt und Gestaltung von Stadien in den Medien bilden: So ermöglichten es zunächst die Printmedien von der Zeitung bis zur Literatur, dann das Radio und schließlich das Kino und Fernsehen den Sportfans, das Stadion und damit auch die sportliche Handlung selbst als ästhetische Praxis quasi virtuell aus der Ferne zu erleben. Ein eigenes Teilprojekt widmet sich in geschlechtsspezifischer Perspektive insbesondere der Rolle und Stellung von Frauen im Stadion und untersucht die Entwicklung des Frauenfußballs in Deutschland und Frankreich.

Quelle: Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Redaktion: von Franziska Schroubek, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: Frankreich Themen: Bildung und Hochschulen Ethik, Recht, Gesellschaft Förderung Geistes- und Sozialwiss.

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