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Studie: Forschung deutscher Unternehmen im Ausland ergänzt inländische Forschung

Internationalisierung Deutschlands, Bi-/Multilaterales

Deutsche Unternehmen lassen häufig im Ausland forschen. Dies ist jedoch kein Hinweis auf Abwanderung, sondern auf Defizite im Digitalen, zeigt eine neue, von der Hans-Böckler- Stiftung geförderte Studie.

Jede vierte Erfindung machen große deutsche Unternehmen in ihren Forschungslaboren im Ausland. Drei Viertel der deutschen Unternehmensforschung im Ausland konzentrieren sich auf Technologien, in denen die Firmen auch in Deutschland besonders stark sind. Entscheidend für die Innovationskraft der weltweit tätigen deutschen Unternehmen bleibt somit meist der Standort Deutschland. Allerdings mit einer gewichtigen Ausnahme: Forschung zu Computertechnik, Datenverarbeitung und Kommunikationstechnik betreiben deutsche Konzerne offensichtlich oft gezielt in Ländern, die auf diesen Gebieten versierter sind als Deutschland. Zu diesen Ergebnissen kommen Forscherinnen und Forscher des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) in dem neuen Working Paper "Forschung deutscher Unternehmen im In- und Ausland, Technologische Schwerpunkte und Zielregionen", welches die Hans-Böckler-Stiftung gefördert hat.

Deutsche Unternehmen haben im Jahr 2015 weltweit knapp 69 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung ausgegeben. Die Ausgaben lagen fast doppelt so hoch wie im Jahr 2003. In Forschungsaktivitäten im Ausland flossen rund 35 Prozent aller Aufwendungen. Ähnlich hoch war der Auslandsanteil für Forschung und Entwicklung bereits Anfang der 2000er-Jahre.

Genauer unter die Lupe genommen haben die Wissenschaftler die Aktivitäten der 104 forschungsstärksten deutschen Unternehmen anhand der zwischen 2012 und 2014 angemeldeten Patente ihrer Erfinder weltweit. Die meisten entfielen auf den Fahrzeugbau mit fast 30 Prozent, gefolgt vom Maschinenbau mit 18 Prozent, dem Bereich Datenverarbeitung, Elektronik und Optik mit 12 Prozent sowie der Chemieindustrie mit 10 Prozent. Die Hälfte aller Patentanmeldungen stammte von nur sechs Großunternehmen: Bosch, Siemens, Infineon, Volkswagen, Continental und BASF.

Während in der Automobilindustrie nur jede fünfte Erfindung im Ausland getätigt wurde, waren es im Maschinenbau und der Chemieindustrie mit rund 30 Prozent deutlich mehr. Im Schnitt lag der Auslandsanteil bei den Erfindungen der 104 Unternehmen im Untersuchungszeitraum bei 27 Prozent – und damit nur geringfügig unter dem Anteil an den Ausgaben, die für Forschung und Entwicklung im Ausland getätigt wurden. „Im Ausland wird also kaum weniger Forschung durchgeführt, die zu Patenten führt, als in der Heimat“, erklären die Forscher. „Originalität und Qualität der Unternehmensforschung im Ausland dürften kaum geringer sein als in Deutschland.“

Die Auslandsforschung deutscher Unternehmen ist weltweit verteilt. Die beiden wichtigsten Forschungsregionen im Ausland sind die Europäische Union und die USA mit Anteilen von 12 beziehungsweise 9 Prozent an allen Erfindungen zwischen 2012 und 2014. Danach folgt mit deutlichem Abstand Asien mit 5 Prozent. Schaut man auf einzelne Länder, sind die USA, Österreich (3,4 Prozent), Frankreich (1,8 Prozent) und China (1,5 Prozent) die wichtigsten ausländischen Forschungsstandorte.

Quelle: Hans-Böckler-Stiftung/ IDW Nachrichten Redaktion: von Mirjam Buse, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: Deutschland Global Themen: Information u. Kommunikation Innovation

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