StartseiteAktuellesNachrichtenUmfangreiche Investitionen Frankreichs in die Luft- und Raumfahrtforschung

Umfangreiche Investitionen Frankreichs in die Luft- und Raumfahrtforschung

Berichterstattung weltweit

Das französische Nationale Büro für Luft- und Raumfahrtforschung Onera erhält insgesamt 207 Millionen Euro für die Umsetzung einer seit Langem geplanten Standort-Fusion sowie die Modernisierung seines Windkanal-Parks. Dieser ist der größte in der Europäischen Union.

Die französische Verteidigungsministerin Florence Parly kündigte am 10. Januar 2018 umfangreiche Investitionen in das Nationale Büro für Luft- und Raumfahrtforschung Onera (Office national d’études et de recherches aérospatiales) an und verlieh der Forschungseinrichtung für seine bisherigen Verdienste für die französische Luftfahrt die Auszeichnung „Médaille de l’Aéronautique“. Das Onera untersteht dem Verteidigungsministerium und forscht im Bereich der zivilen und militärischen Luftfahrt sowie der Raumfahrt. Der überwiegende Teil seines 228 Millionen Euro umfassenden Budgets kommt aus Auftragsforschungen für die Industrie.

Wie Parly mitteilte, stellt der französische Staat dem Onera außerplanmäßig 160 Millionen Euro zur Verfügung, um seine drei Standorte im Großraum Paris (Meudon, Châtillon, Palaiseau) zu einem einzigen in Palaiseau zu fusionieren. Die Pläne für die Fusion existieren bereits seit mehreren Jahren, scheiterten jedoch bisher an der Finanzierung. Durch den gemeinsamen Standort sollen Synergien entstehen und Investitionen gemeinsam genutzt werden. Palaiseau gehört zum Saclay-Campus, auf dem seit 2010 mit staatlicher Förderung eine Vielzahl von Forschungseinrichtungen und Hochschulen angesiedelt werden, um einen international sichtbaren Exzellenz-Standort zu schaffen.

Am Onera-Standort in Palaiseau arbeiten bereits 600 Angestellte, aus den beiden anderen kommen 800 hinzu. Ebenso ziehen Forschungsgeräte, Laboreinrichtungen und Versuchsanlagen um. Dafür sind umfangreiche Bauarbeiten nötig, die bis 2022/2023 abgeschlossen sein sollen. Einige Windkanal-Anlagen, die vorwiegend zu Forschungszwecken genutzt werden und bisher in Meudon stehen, kommen nicht nach Palaiseau sondern zur zwei Kilometer entfernten, ebenfalls dem Verteidigungsministerium unterstehenden Hochschule École polytechnique. Dort entsteht in einer Kooperation des Onera, der École polytechnique und der Hochschule Ensta ParisTech ein neues Forschungszentrum für Aerodynamik und Aeroelastizität. Etwa 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Meudon werden dort forschen.

Wie Parly weiter mitteilte, hat die Europäische Investitionsbank (EIB) dem Onera ein 25jähriges Darlehen in Höhe von 47 Millionen Euro bewilligt, um die oben erwähnten Windkanal-Anlagen zu modernisieren. Der Windkanal-Park ist der größte in Europa. Dort wurden etwa der Airbus A380, die Concorde oder die Ariane 5-Rakete getestet. Die Modernisierung wird insgesamt 65 Millionen Euro kosten. Wie die Verteidigungsministerin unterstrich, bewilligte die EIB erstmals einer Verteidigungseinrichtung eine Finanzierung. Die Europäische Kommission hat die EIB erst kürzlich autorisiert, auch Einrichtungen mit doppelter Ausrichtung (zivil und militärisch) bei Innovationsprojekten zu unterstützen. Rüstungsprogramme dürfen hingegen nicht finanziert werden.

Parly kündigte abschließend an, das Onera stärker in den Ausbau der französischen Streitkräfte einzubeziehen. So ist Innovation ein Schwerpunkt des sich in Vorbereitung befindlichen Programmgesetzes für das Militär (Loi de programmation militaire, LPM) und der zukünftigen Raumfahrtstrategie für Verteidigung, wie sie Staatspräsident Emmanuel Macron im Juli 2018 gefordert hatte. Für das Onera könnte dies zusätzliche Mittel bedeuten. Wie der Geschäftsführer Bruno Sainjon betonte, sei man jedoch personell durch steigende Industrieaufträge bereits stark ausgelastet.

Quelle: Le Journal de l’Aviation Redaktion: von Kathleen Schlütter, Deutsch-Französische Hochschule Länder / Organisationen: Frankreich Themen: Förderung Infrastruktur Innovation

Weitere Informationen

Projektträger