StartseiteAktuellesNachrichtenUnternehmertum lernen: Existenzgründung ist eine Frage des richtigen Trainings

Unternehmertum lernen: Existenzgründung ist eine Frage des richtigen Trainings

Innovation aus der Praxis

Neue Studie belegt Wirksamkeit handlungsorientierter Entrepreneurship-Trainings in Entwicklungsländern

Unternehmertum als Berufung? Als ein Talent, das sich schon früh zeigt und die Voraussetzung ist für eine erfolgreiche Existenzgründung? Das ist die gängige Sichtweise – doch ist sie falsch. Unternehmertum ist erlernbar. Die Fähigkeit zu unternehmerischem Denken und Handeln steckt in vielen Menschen – die meisten wissen es nur nicht. Handlungsorientierte Entrepreneurship-Trainings können schlummernde Potenziale aktivieren und Unternehmergeist wecken. Zu diesem Ergebnis kommt ein Forscherteam der Leuphana Universität Lüneburg, der University of Singapore sowie verschiedener Universitäten in Uganda und Tansania unter der Leitung von Michael Gielnik, Professor für Personal und Personalentwicklung in Lüneburg.

Für ihre kürzlich veröffentlichte Studie befragten die Wissenschaftler rund 350 ugandische Studierende aus unterschiedlichen fachlichen Disziplinen zu ihren Einstellungen zum Thema Existenzgründung und Unternehmertum. Die Hälfte von ihnen hatte zuvor an einem praxisnahen Entrepreneurship-Training teilgenommen, das sie von Anfang an zu eigenem unternehmerischem Handeln ermutigte. Die übrigen Befragten bildeten die Kontrollgruppe. Die Befragungen wurden direkt vor und nach dem Programm sowie mit einem zeitlichen Abstand von zwölf Monaten nach Abschluss des Trainings durchgeführt. „Unsere Daten belegen eindeutig die Wirksamkeit des Trainings“, erklärt Gielnik. „Als Kurzzeiteffekte konnten bei den Trainingsteilnehmern ein größeres Vertrauen in die eigenen unternehmerischen Fähigkeiten sowie eine stärkere Bereitschaft zur Unternehmensgründung im Vergleich zur Kontrollgruppe festgestellt werden. Nach zwölf Monaten zeigte sich bei den Kursteilnehmern eine signifikant höhere Gründungsrate als bei ihren Peers, die das Training nicht durchlaufen hatten.“

Das Entrepreneurship-Trainingsprogramm, das die Grundlage der Studie darstellte, wurde von den Lüneburger Wissenschaftlern für den Einsatz in Entwicklungsländern konzipiert. Unter dem Namen „Student Training for Entrepreneurial Promotion“ – kurz: STEP – werden die zwölfwöchigen Trainings an Universitäten in verschiedenen afrikanischen und asiatischen Ländern durchgeführt. Vorrangiges Ziel der Trainings ist es, den Teilnehmenden ihr eigenes Potenzial bewusst zu machen und ihnen die Möglichkeiten eigener unternehmerischer Aktivitäten aufzuzeigen. Die Trainings werden vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und der Deutschen UNESCO-Kommission unterstützt.

Das Training kombiniert praktische Übungen mit theoriebasierten Inhalten. Im Kern des Programms steht der Gedanke der Handlungsorientierung. Die jungen Erwachsenen sollen unternehmerisches Handeln durch eigenes Ausprobieren erlernen. Die Teilnehmer erhalten am Anfang des Trainings ein Startkapital von 100 US-Dollar. Mit dem Geld sollen sie ein eigenes Kleinunternehmen gründen und über die Kursdauer aufbauen – beispielsweise einen Verkaufsstand für frischgepresste Obstsäfte an der eigenen Universität. So erwerben sie schon früh praktische Erfahrungen und können aus eigenen Fehlern lernen. Theoretisches Wissen wird den Studierenden in Form von sogenannten „Handlungsprinzipien“ vermittelt: Nutze Deine persönlichen Stärken! Analysiere Markt- und Kundenverhalten! Interessiere Dich für Deine Kunden! Diese Kurzformeln wurden auf Grundlage betriebswirtschaftlicher Methoden und Theorien entwickelt und geben den Kursteilnehmern das Rüstzeug für den Aufbau und die Führung eines Unternehmens an die Hand.

Für Entwicklungsländer sind die Ergebnisse der Studie von besonderer Bedeutung. Festanstellungen sind aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage in vielen dieser Länder Mangelware. Darunter leiden insbesondere Jugendliche und junge Erwachsene, die nur schwer einen Einstieg in den Arbeitsmarkt finden. In Uganda beträgt die Jugendarbeitslosenquote beispielsweise rund 60 Prozent. Die Förderung von Unternehmensgründungen kann daher in diesen Ländern ein effektives Mittel zur Armutsbekämpfung und zur Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung sein.

Doch auch auf Industrieländer wie Deutschland sind die gewonnenen Erkenntnisse übertragbar. „Wir wissen aus früherer Forschung, dass handlungsorientierte Entrepreneurship-Trainings auch in wirtschaftlich stärker entwickelten Ländern auf positive Resonanz stoßen“, erläutert Gielnik. „Allerdings sind hier die Effekte oft erst später zu sehen als in Entwicklungsländern. Aufgrund der hohen Regulationsdichte ist eine Unternehmensgründung in Europa oder den USA ein wesentlich komplizierterer und langwierigerer Prozess als in vielen Entwicklungsländern.“

Gielnik, M. , Frese, M., Kahara-Kawuki, A., Katono, I. W., Kyejjusa, S., Ngoma, M. , ... Dlugosch, T. (2015). Action and action-regulation in entrepreneurship: Evaluating a student training for promoting entrepreneurship. Academy of Management Learning & Education, 14 (1), 69-94; DOI 10.5465/amle.2012.0107

Kontakt:

Prof. Dr. Michael Gielnik
Leuphana Universität Lüneburg
Institut für Strategisches Personalmanagement (ISPM)
Telefon: +49.4131.677-2105
Email: michael.gielnik(at)leuphana.de

Quelle: Leuphana Universität Lüneburg / IDW Nachrichten Redaktion: Länder / Organisationen: Global sonstige Länder Themen: Innovation Fachkräfte Wirtschaft, Märkte

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