StartseiteAktuellesNachrichtenZentrum für Europäische Wirtschaftsforschung: Chinas Innovationsleistung ist weniger umfassend als häufig angenommen

Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung: Chinas Innovationsleistung ist weniger umfassend als häufig angenommen

Berichterstattung weltweit

Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) widmet der Innovationstätigkeit Chinas eine Reihe von Veröffentlichungen. Die erste Kurzexpertise des ZEW führt aus, wie sich bisherige wirtschaftspolitische Maßnahmen auf die chinesische Innovations- und Wirtschaftsleistung auswirken. Dabei zeige sich, dass China eine weniger umfassende Innovations- und Wirtschaftsleistung aufweist, als häufig angenommen.

Der vierzehnte Fünfjahresplan (2021-2025) betont Innovation als die zentrale Triebfeder für Chinas zukünftige Wirtschaftsentwicklung. Das Bruttoinlandsprodukt und Pro-Kopf-Einkommen sollen sich bis zum Jahr 2035 verdoppeln. Mit Blick auf die Umsetzung seiner wirtschaftspolitischen Ziele sendet China allerdings gemischte Signale aus. Einerseits werden weiterhin marktorientierte Reformen und Öffnung hervorgehoben, andererseits sollen unter staatlicher Führung wirtschaftliche und technologische Unabhängigkeit erreicht werden. Weltweit trägt China mittlerweile ein Viertel zu Forschungs- und Entwicklungsausgaben bei und ist sowohl bei heimischen als auch internationalen Patentanmeldungen führend.

In der ZEW-Kurzexpertise wird unter anderem darauf aufmerksam gemacht, dass durch die bisherige Absorption bestehender Ideen und Technologien nicht nur Chinas Distanz zur globalen Technologiegrenze abnimmt, sondern auch zukünftige Forschung- und Entwicklungserträge, während derzeit Zugangsbarrieren zu ausländischer Spitzentechnologie zunehmen. Weiterhin problematische Folgen für China könnte eine explizit missionsorientierte Politik, ausgerichtet auf den Aufbau wirtschaftlicher und technologischer Unabhängigkeit, haben. Grund ist, dass staatliche Unterstützung häufig Schlüssel- und Prestigeprojekten, mit teilweise stärkerer Gewichtung sicherheitspolitischer als ökonomischer Erwägungen, zugutekommt. Auch kann der Staat bei seiner Auswahl von Zukunftstechnologien schlicht danebenliegen.

Chinas Subventionen verringern außerdem private Investitionen im eigenen Innovationssystem und lassen keine langfristigen Produktivitätszuwächse erkennen. Auch die Maßnahme der Patentunterstützung hat eher eine überproportionalen Steigerung von Patentanmeldungen minderer Qualität zur Konsequenz.

Dr. Philipp Böing, Wissenschaftler im ZEW-Forschungsbereich „Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik“ erläutert:

„Industrieländer, die einer zunehmenden Konkurrenz durch China ausgesetzt sind, sollten somit vermeiden, Chinas technologische Leistungsfähigkeit – oder sogar Überlegenheit – durch eine missionsgetriebene Agenda und nationale Champions zu begründen. Wenn überhaupt, deutet die bisherige wissenschaftliche Evidenz darauf hin, dass wirtschaftliche Erfolge nicht aufgrund, sondern trotz übermäßiger staatlicher Eingriffe erzielt wurden. [...]

Aus politischer Perspektive wird die Konzeption und Umsetzung des angekündigten ‚Nationalen Mittel- und langfristigen Entwicklungsplans für Wissenschaft und Technologie 2021-2035’ Chinas zukünftige Ausrichtung im Detail signalisieren."

Böing plädiert daher für weitere marktorientierte Reformen, in denen er einen Vorteil sowohl für die chinesische Wirtschaft als auch für ausländische Staaten und Unternehmen sowie die Sicherstellung fairen Wettbewerbs sieht.

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Quelle: Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH (ZEW) via IDW Nachrichten Redaktion: von Anna März, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: China Themen: Innovation Strategie und Rahmenbedingungen

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