StartseiteDokumenteBerichte und StudienUNESCO-Weltbildungsbericht 2021/22: Nichtstaatliche Akteure in der Bildung

UNESCO-Weltbildungsbericht 2021/22: Nichtstaatliche Akteure in der Bildung

Erscheinungsdatum: Englische Fassung: 12/2021; Deutsche Kurzfassung 02/2022 Fachberichte und -studien

Im neuen Weltbildungsbericht warnt die UNESCO vor zunehmender Ungleichheit durch hohe Kosten und unzureichende staatliche Regulierung im privaten Bildungssektor. Der Bericht, den die UN-Organisation unter dem Titel „Die Rolle nicht-staatlicher Akteure in der Bildung“ am 10. Dezember vorgelegt hat, präsentiert fünf Empfehlungen für qualitativ hochwertige Bildung für alle Menschen.

350 Millionen Kinder und Jugendliche besuchen weltweit nicht-staatliche Schulen. Allerdings fehlen in vielen Ländern Vorschriften für den privaten Bildungssektor oder die Fähigkeit, solche Vorschriften umzusetzen. Laut dem UNESCO-Bericht wirkt sich das negativ auf die Bildungsqualität aus und verschärft die Ungleichheit zwischen Arm und Reich.

Nur 27 Prozent der Länder untersagen explizit eine Gewinnorientierung von Grund- und weiterführenden Schulen. Diese steht dem Ziel der Vereinten Nationen entgegen, allen Menschen zwölf Jahre kostenfreie Schulbildung zu gewähren. Weniger als die Hälfte der untersuchten Länder reguliert die Zulassung zu nicht-staatlichen Schulen. Nur sieben Prozent verfügen über Quotenregelungen, die den Zugang für benachteiligte Schülerinnen und Schüler verbessern.

Insbesondere Haushalte in den am wenigsten entwickelten Ländern wenden einen großen Anteil ihres Einkommens für die Bildung ihrer Kinder auf. Beträgt der Anteil privater Ausgaben an den Bildungskosten in Staaten mit hohem Einkommen nur 16 Prozent, sind es in ärmeren Ländern bis zu 39 Prozent. Dies führt dazu, dass viele Familien auf Kredite angewiesen sind, um ihren Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen.

Die UNESCO fordert die Staatengemeinschaft auf, ihre gesetzlichen Vorschriften zu prüfen und legt fünf Empfehlungen für mehr Gerechtigkeit im Bildungswesen vor:

1. Die Bemühungen müssen intensiviert werden, um den Zugang zu zwölf Jahren kostenfreier, öffentlich finanzierter schulischer und einem Jahr vorschulischer Bildung für alle Kinder und Jugendlichen zu erleichtern. Jedes dritte Land investiert weniger als vier Prozent seines Bruttoinlandsprodukts oder weniger als 15 Prozent seiner öffentlichen Ausgaben in Bildung und unterschreitet damit die international abgestimmten Mindeststandards.

2. Es müssen Qualitätsstandards für alle staatlichen und nicht-staatlichen Bildungseinrichtungen etabliert werden, um zu vermeiden, dass parallele Systeme mit unterschiedlichen Anforderungen, Materialien und Arbeitsbedingungen die Entwicklung hin zu einem kohärenten Bildungssystem für alle behindern.

3. Die Regierungskompetenzen in der Aufsicht und Durchsetzung von Vorschriften müssen gestärkt werden. In der Praxis sind viele Regeln unzureichend formuliert oder werden nicht umgesetzt. Regierungen müssen an einer vertrauensvollen Beziehung zu nicht-staatlichen Anbietern arbeiten, sie ermutigen ihre Angebote bei den zuständigen Behörden anzumelden, Willkür in den eigenen Regelwerken eliminieren und die richtigen Anreize setzen, damit diese Anbieter ihre Schulen im Sinne der Lernenden führen.

4. Innovationen im Sinne des Gemeinwohls sollten gefördert und alle Beteiligten zusammengebracht werden. Regierungen sollten partnerschaftlich mit allen Akteuren zusammenarbeiten, gute Praxis evaluieren und Ressourcen zur Verfügung stellen, um einen Erfahrungsaustausch zu ermöglichen. Gute Ideen sollen erprobt und skaliert werden.

5. Bildung muss vor Partikularinteressen Einzelner geschützt werden. Wahrung von Transparenz und Integrität im öffentlichen Bildungswesen hilft den am stärksten benachteiligten Lernenden.

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Quelle: Deutsche UNESCO-Kommission Redaktion: von Andreas Ratajczak, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: Global UNESCO Themen: Berufs- und Weiterbildung Bildung und Hochschulen

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