Bildungspolitische Ziele und Programme

Bis 2030 strebt Ägypten eine wettbewerbsfähige, ausgewogene und diversifizierte Wirtschaft an, die auf Wissen und Innovation basiert, auf einer gerechten, integrativen und partizipativen Gesellschaft aufbaut und ein nachhaltiges und vielfältigem Ökosystem. Dies soll den Weg für eine nachhaltige Entwicklung ebnen und die Lebensqualität der Ägypterinnen und Ägypter verbessern, ohne die Rechte künftiger Generationen zu gefährden (siehe die 2023 veröffentlichte The national agenda for Sustainable Development: Egypt’s updated Vision 2030, zur Bildung S. 61 ff.). Unter der Egypt Vsion 2030 wurde 2023 die „National Strategy for Higher Education and Scientific Research” (Zusammenfassung in englischer Sprache) publiziert. 

Vor diesem Hintergrund zielt Ägyptens Vision 2030 darauf ab, die Qualität der Bildung zu verbessern und den Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung für alle, ohne Diskriminierung. Die Strategie betont die Förderung von Kreativität und Innovation durch die Integration von Technologie als grundlegende Komponente der Bildung. Dies führe letztlich zur Entwicklung des ägyptischen Humankapitals, wobei der Schwerpunkt auf Kindern und Jugendlichen liegt, um sie in die Lage zu versetzen, sich in verschiedenen Bereichen des Arbeitsmarktes zu behaupten.

Mittel zur Zielerreichung sind:

  • Erhöhung der Investitionen in die Bildung und Verknüpfung aller Aspekte der Ausgaben mit der Qualität der Bildungsergebnisse;
  • Erhöhung der durchschnittlichen Bildungsausgaben pro Schüler bei gleichzeitiger Umverteilung der öffentlichen Ausgaben für Bildung auf die verschiedenen Bildungsstufen (Vorschule, Grundschule, Universität und technische Ausbildung), um die Gesamtqualität des Bildungssystems zu verbessern;
  • Aufbau von Humankapital und Steigerung der Effizienz der Lehre auf allen Bildungsebenen. sowie die Verabschiedung eines Gesetzes, das die Ergebnisse der Lehrerevaluierung mit Anreizen verknüpft, und die Einführung eines Systems der Ermutigung und Belohnung, um ihre kontinuierliche berufliche Entwicklung zu fördern;
  • Angleichung der lokalen Qualitäts- und Akkreditierungsstandards an internationale Maßstäbe für Lehr- und Lernsysteme;
  • Entwicklung von Lehrplänen, die den Schüler/innen Werte und Prinzipien der nachhaltigen Entwicklung vermitteln, ob Kinder, Jugendliche oder junge Erwachsene, über alle Bildungsstufen hinweg;
  • Gestaltung von Lehrplänen und Unterrichtsmaterialien im Rahmen des Systems "Bildung 2.0", das sich auf der Primarstufe als erfolgreich erwiesen hat.
  • Verknüpfung der Lehrpläne für die Hochschul-, Fach- und Berufsausbildung mit den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes;
  • Stärkung der Kapazitäten der Bildungseinrichtungen (voruniversitäre, universitäre und technische Bildung, Ausbildung), um allen sozialen Gruppen in ländlichen und städtischen Gebieten angemessene Unterrichtsräume zur Verfügung zu stellen, unter besondere Berücksichtigung der Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen;
  • Bereitstellung eines integrierten Systems für Fernunterricht (Basisinfrastruktur für elektronische Plattformen und Bildungsfernsehkanäle), um alle Bildungsstufen zu versorgen;
  • Einrichtung eines Mechanismus, der den privaten Sektor und die Zivilgesellschaft dazu ermutigt, sich an Alphabetisierungsprogrammen zu beteiligen und Schulen und Universitäten Anreize zu bieten;
  • Verknüpfung von Sozialschutzprogrammen mit der Alphabetisierung der Begünstigten, zusätzlich zur Bereitstellung von Anreizen für diejenigen, die erfolgreich an Alphabetisierungsprogrammen teilnehmen;
  • Verbesserung der Infrastruktur von Bildungseinrichtungen (voruniversitäre, universitäre und technische Ebenen) und deren Ausstattung mit den neuesten notwendigen Einrichtungen für die Ausbildung von Studierenden;
  • Entwicklung von Anreizprogrammen, um Hochschuleinrichtungen zu ermutigen, sich um eine internationale Akkreditierung zu bemühen;
  • Stärkung des Bewusstseins und Verbesserung der gesellschaftlichen Wahrnehmung für die Bedeutung von Bildung im Allgemeinen, und der technischen Bildung im Besonderen;
  • Aufbau von herausragendem akademischem Personal und Ausweitung von Stipendien und Auslandsmöglichkeiten, um wissenschaftliche Forschung und Wissenstransfer zu fördern; 
  • Überarbeitung der Einstellungsgesetze und Universitätsvorschriften um die Mobilität von wissenschaftlichem Personal zu fördern.

An den Hochschulen ist seit den 2010er Jahren vor allem das Thema Beschäftigungsfähigkeit („employability“) ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Beispielweise haben einige Hochschulen verpflichtende Praktika in Studiengangpläne integriert, um so den Studierenden praktische Erfahrungen zu ermöglichen. Zudem sind jetzt an Hochschuleinrichtungen häufiger Berufsberatungszentren zu finden. Teilweise werden an ägyptischen Universitäten Kooperationen mit nationalen Unternehmen aufgebaut und arbeitsmarktrelevante Kompetenzen in die Curricula von Studiengängen eingebettet (Quelle: Europ. Kommission: Hochschulbericht - Ägypten 2017, S. 13). Das Knüpfen von engen Verbindungen zwischen ägyptischen Hochschulen und der einheimischen Wirtschaft ist unter den Stichworten „Integrationsachse" und „Kommunikationsachse" ein wesentlicher Bestandteil der 2023 veröffentlichten „National Strategy for Higher Education and Scientific Research” (Zusammenfassung in englischer Sprache). 

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Forschungs- und innovationspolitische Ziele und Programme

Die 2023 veröffentlichte National Agenda for Sustainable Development: Egypt’s updated Vision 2030 sieht vor, dass Technologie und Innovation einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der Ziele leisten sollen. Dazu soll ein innovationsförderndes Umfeld geschaffen werden, das die die effiziente und effektive Produktion, Verbreitung und Vermarktung von Wissen und damit die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung ermöglicht.

Wichtige politische Maßnahmen sind (zu Bildung S. 61 ff auch mit Forschungsbezügen, zu Technologie und Innovation S 25 ff. zur digitalen Transformation S. 28 ff.) :

  • Finanzielle Unterstützung für die Einrichtung von Forschungszentren und den Ausbau der wissenschaftlichen Forschung in verschiedenen Bereichen; 
  • Kontinuierliche Evaluierung von wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen und -zentren und Entwicklung lokaler Bewertungskriterien, die ihren Beitrag zur Umsetzung der ägyptischen Vision 2030 leisten. 
  • Unterstützung der Gesetzgebung im Bereich der wissenschaftlichen Forschung durch die Aktualisierung von Gesetzen, Rechtsvorschriften und Verordnungen in Wissenschaftsverwaltung und Forschungspolitik, Unterstützung zu Fragen des geistigen Eigentums sowie die Ausweitung von Anreizen.
  • Entwicklung des institutionellen Systems für wissenschaftliche Forschung und Formulierung einer effektiven Organisationsstruktur, die die Verantwortlichkeiten und Beziehungen zwischen allen beteiligten Akteuren klar definiert, sowie die Förderung der Einrichtung von Technologie-Inkubatoren und Innovationsparks innerhalb von Forschungseinrichtungen in Städten und Regionen.
  • Festlegung von Prioritäten für die wissenschaftliche Forschung und Ausrichtung von Hochschulaktivitäten und Forschung auf spezialisierte angewandte Bereiche, die den Bedürfnissen der ägyptischen Wirtschaft entsprechen, unter Berücksichtigung sozialer und Umweltziele, als Gegenleistung für die Unterstützung durch den Produktionssektor.
  • Ermutigung des privaten Sektors und der Industrie- und Handelskammern zur Zusammenarbeit mit staatlichen Forschungszentren.
  • Diversifizierung der Finanzierungsquellen für die wissenschaftliche Forschung durch die Stärkung von Partnerschaften mit technologisch fortgeschrittenen Ländern, internationalen Finanzinstitutionen und wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen sowohl innerhalb als auch außerhalb Ägyptens. 
  • Entwicklung und Einführung neuer Finanzierungsprogramme unter Beteiligung des privaten Sektors, Forschungseinrichtungen und aller Entwicklungspartner, um Innovationen zu fördern, insbesondere im Bereich der Grundlagenwissenschaften und der Entwicklung ägyptischer Produkte.
  • Vorbereitung der Gesellschaft auf Innovation und Förderung einer Kultur der Kreativität und Entwicklung durch verbesserte Identifizierung und Förderung von begabten und talentierten Schülerinnen und Schülern in den Schulen, die Wertschätzung kreativen Denkens; dazu kommt die Förderung des Wettbewerbsgeistes unter der Jugend durch die Einführung von Wettbewerben, Anreizinitiativen und die Vergabe von Preisen für die besten kreativen Ideen.
  • Einrichtung eines Fonds zur Förderung von Talenten, insbesondere im Bereich der Innovation, unter Beteiligung des privaten Sektors und des Staates, um neue produktive Ideen und Ideen, neue Projekte und deren Produkte zu unterstützen und zu fördern.
  • Nutzung des außergewöhnlichen Fachwissens und der Fähigkeiten von ägyptischen Forschenden und weiteren im Ausland lebenden Ägypterinnen und Ägyptern, um Wissen zu transferieren und sie mit ihrem Heimatland zu verbinden.

Unter der ersten 2016 verabschiedeten Version der Egypt Vision 2030 war 2019 die National Strategy for Science, Technology and Innovation (STI-EGY 2030) angenommen worden. Eine aktuellere Strategie ist die unter der zweiten grundlegend überarbeiteten Egypt Vision 2030 in arabischer Sprache publizierte „National Strategy for Higher Education and Scientific Research” (Zusammenfassung in englischer Sprache). Diese Strategie aus dem Jahr 2023 zielt darauf ab, die Hochschulen wesentlich stärker mit der Wirtschaft zu verbinden (s. oben unter Bildungspolitische Zielsetzungen) und einen günstigen Rahmen für Innovation und Unternehmertum zu schaffen. 

Der Science and Technology Development Fund (STDF), der 2008 gegründet wurde, verwaltet eine Vielzahl von Programmen und Instrumenten zur Grundlagenforschung und angewandten Forschung. Die Förderprogramme lassen sich in drei Kategorien einteilen: In die erste Kategorie fallen Programme zum Kapazitätsaufbau: So können Hochschulen und außeruniversitäre Einrichtungen z.B. Förderung für die Etablierung von Exzellenzzentren erhalten. In die zweite Kategorie „Innovation“ fallen Programme zur Innovationsförderung wie „Faculty for Factory“, unter dem Hochschulen für einige Monate Forschende in Unternehmen entsenden können. In die dritte Kategorie fallen themenzentrierte Ausschreibungen

Die Academy of Scientific Research and Technology (ASRT) konzentriert sich ausschließlich auf die Förderung angewandter Forschung. Dabei steht die Entwicklung von Technologien im Rahmen sogenannter „nationaler Kampagnen“ im Mittelpunkt, wie zum Beispiel einer Kampagne zur Erhöhung der Weizenproduktion oder für innovative Erntelagerungstechniken (Quelle: ASRT (2016): „STI Assessment and Evaluation. Fifth Issue: National STI Capacities and Local Performance“, S. 28 f.).

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Ergebnisse von Evaluierungen

2015 hat die OECD in der Studie „Schools for Skills – A New Learning Agenda for Egypt” mit Hilfe der Weltbank eine Bestandsaufnahme zu dem Berufsbildungssystem Ägyptens durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass die ehrgeizigen Reformansätze unter dem „National Education Strategic Plan 2007-2012“ größtenteils nicht verwirklicht werden konnten. Ebenfalls aus dem Jahr 2015 stammt eine Bestandsaufnahme der OECD zur postsekundären Berufsbildung in Ägypten („A Skills beyond School Review of Egypt“).

Die Förderorganisation Science and Technology Development Fund (STDF) veröffentlichte 2012 die Studie „Egypt’s Innovation Ecosystem“, die eine Reihe von Defiziten in Ägypten identifizierte: Demnach behindern Informationsdefizite, Vertrauensdefizite und ein Mangel an Fördermitteln die öffentliche und private Innovationstätigkeit.

Fast gleichzeitig wurde eine Bestandsaufnahme zu dem Wissenschafts- und Innovationssystem Ägyptens im Rahmen des multilateralen Projektes „Atlas of Islamic World Science and Innovation“ (AIWSI) veröffentlicht: Die AIWSI-Länderstudie Ägypten (2012) empfahl dringend, die verschiedenen Forschungsanstrengungen besser zu koordinieren sowie Partnerschaften zwischen dem öffentlichen und privaten Sektor gezielt zu fördern. Die Autonomie der Universitäten solle gestärkt, die darin vorherrschende hierarchische Kultur verändert und die Rekrutierung von Nachwuchskräften nicht länger auf die eigene Universität beschränkt sein. Künftig sollten nicht nur wissenschaftliche Veröffentlichungen sondern auch Kooperationen mit der Industrie positiv bewertet werden. Unternehmen des Privatsektors benötigten generell mehr Anreize, um sich in Forschung und Innovation zu engagieren, z.B. in Form von Steuererleichterungen. Auch die Bereitstellung von Risikokapital sei zu verbessern.

 

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