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Europa aus der Perspektive Südafrikas verstehen

Der innovative Master-Studiengang "Kulturelle Grundlagen Europas" der Universität Konstanz steht Pate für die Entwicklung der neuen Europa-Studien in Pretoria, der Hauptstadt von Südafrika. Die Konstanzer Programmverantwortlichen werden gemeinsam mit den Partnern von der University of Pretoria den Aufbau eines südafrikanischen Studienangebots begleiten, das den sensiblen Beziehungen zwischen Europa und Südafrika neue Perspektiven eröffnet. Gefördert wird dieses zukunftweisende Projekt vom DAAD.

Als Drehscheibe der internationalen Beziehungen ist Südafrika heute in vielerlei Hinsicht ein Ort der Begegnung und der Vermittlung. Pretoria beherbergt mehr diplomatische Vertretungen als Washington. Auch die Austragung der Fußballweltmeisterschaft zeugt von dem Willen, den Dialog mit der Welt zu suchen und den langen Schatten des Kolonialismus ebenso wie die Gespenster der Apartheid und Post-Apartheid endgültig hinter sich zu lassen.

Die neue Begeisterung für die Zugehörigkeit zur Weltgemeinschaft hat auch für die Bildungs- und Hochschulpolitik Südafrikas eine systematische Öffnung zur Folge. Nach dem Ende der Apartheid hatte man sich zunächst bewusst auf eigene, afrikanische Traditionen zurückbesonnen. Darunter litten Studiengänge, die sich mit den Sprachen und Kulturen Europas beschäftigten. In der Konsequenz liefen Philologien an den Universitäten - darunter auch die Germanistik - oft nur mehr auf Fremdsprachenunterricht hinaus. An Sekundarschulen verschwinden europäische Sprachen mehr und mehr aus dem Fächerkanon.

Einen neuen Weg schlägt nun die University of Pretoria, eine der führenden Campus-Universitäten Südafrikas, ein: Mit einem kulturwissenschaftlich ausgerichteten "M.A. Europe Studies" wird sie den ersten Studiengang dieser Art in Südafrika einrichten. Europäische Fremdsprachenkenntnisse werden vorausgesetzt, sodass sie wieder an Relevanz gewinnen und europäische Kulturinhalte in Afrika neu zu definieren helfen. Im Mittelpunkt von "Europe Studies" stehen die afrikanisch-europäischen Beziehungen und deren historische, menschenrechtliche und sozialtheoretische Dimension. Der Studiengang soll die jungen Menschen z.B. für eine vermittelnde Tätigkeit bei den zahlreichen europäischen Nichtregierungsorganisationen in Afrika qualifizieren.

Für die Verantwortlichen des Konstanzer Europa-Studiengangs, Ethel Matala de Mazza, Sven Sappelt und Thomas Weitin, bedeutet diese Zusammenarbeit eine besondere Anerkennung ihrer Arbeit, stellt sie doch die konsequente Weiterführung ihres Konzeptes dar: Das Programm "Kulturelle Grundlagen Europas" setzt nicht, wie andere Europa-Studiengänge in Deutschland, auf Kooperationen mit Staaten der erweiterten EU, sondern bindet gezielt außereuropäische Partner ein. Dahinter steht die Überzeugung, dass sich das Gebilde Europa stets durch komplexe Wechselbeziehungen mit anderen Weltregionen geformt hat. Europa war und ist, wie das Beispiel Südafrikas zeigt, nie eine ausschließlich europäische Angelegenheit. Die Geschichte der Globalisierung, die Nachwirkungen des Kolonialismus, die gegenwärtige Migration und nicht zuletzt die Theorie und Praxis interkultureller Verständigung sind nur einige Aspekte, die hier eine Rolle spielen und zum Gegenstand des Studiums gehören. Dabei kommt auch die Nähe zum Forschungsthema des Konstanzer Exzellenzclusters "Kulturelle Grundlagen von Integration" zum Tragen, in den der Studiengang eingebunden ist.

Von der Kooperation mit Südafrika profitieren aber nicht allein südafrikanische Studierende, sondern ebenso junge Konstanzer, die sich für Südafrika interessieren. Um die Kooperation auszubauen, stellt ihnen der DAAD Stipendien für den wechselseitigen Studierendenaustausch zur Verfügung.

Kontakt
Claudia Leitenstorfer
Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 7531 - 88 - 2662
Fax: 0731 - 88 - 3766
E-Mail: claudia.leitenstorfer(at)uni-konstanz.de
Web: www.uni-konstanz.de

Quelle: Universität Konstanz Redaktion: Länder / Organisationen: Südafrika Themen: Geistes- und Sozialwiss. Bildung und Hochschulen

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