StartseiteLänderAfrikaTunesienKooperation mit arabischen Partnern: Wie die Universität Rostock Chancen in Syrien nutzt

Kooperation mit arabischen Partnern: Wie die Universität Rostock Chancen in Syrien nutzt

Seit vielen Jahren pflegt die Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät der Universität Rostock enge Kontakte im arabischen Raum. „Es ist ein starkes Netzwerk für Umwelt und Energie entstanden“, sagt Privatdozent Dr. Abdallah Nassour stolz. „Davon profitieren heute sowohl Deutschland als auch arabische Länder. Der Rostocker Wissenschaftler, der 1962 in Syrien geboren wurde, lebt seit 1988 in der Hansestadt. Er hat an der Universität Rostock promoviert und sich habilitiert. Sein Anliegen ist, deutsches Know-how in die arabische Region zu vermitteln. Und das mit wachsendem Erfolg.

„Wegen der aktuellen Situation in der arabischen Welt spielt das eine wichtige Rolle bei der Verstärkung der Zusammenarbeit auf viele Ebenen in Wissenschaft, Wirtschaft und Politik“, ist Dr. Nassour überzeugt. Die ersten Projekte zur Unterstützung von Ägypten und Tunesien zum Beispiel befinden sich in der Antragsphase. Die Themen Ausbildung in Umwelt- und Energiefragen steht dabei im Vordergrund. Dr. Abdallah Nassour ist Initiator dieses sich allmählich bildenden Netzwerks. „Ich bin nicht nur Syrer, ich bin Araber und möchte die Transferstelle zwischen der Universität Rostock und den arabischen Ländern sein.“ Unterstützt werde er dabei von beiden Seite. „In den letzten Jahren haben wir viele Projekte in Syrien, Jordanien, Ägypten, Kuwait, Tunesien und Saudi Arabien realisiert.“ In seinem Geburtsland Syrien ist Dr. Nassour dabei besonders aktiv.

Dr. Nassour hat in den vergangenen 10 Jahren in Zusammenarbeit mit dem Akademischen Auslandsamt der Universität Rostock und Kollegen aus fast allen Fakultäten mehr als 80 Syrer zur wissenschaftlichen Qualifikation an die Universität geholt. „Es gibt in Syrien viele Menschen, die Deutsch sprechen. Das macht die Verständigung leichter“, sagt Dr. Nassour. Seit 11 Jahren betreut er auch ehemalige Absolventen (Alumni) aus seinem Heimatland, die in Deutschland studiert haben. Ein enger Partner der Uni Rostock ist Professor Antonius Ackl von der Universität Damaskus. Er war der erste Syrer, der vor 40 Jahren in Rostock studierte. An der Universität Rostock haben insbesondere die Professoren Joachim Risse, Hartmut Eckstädt und Dieter Steinbrecht beste Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Syrien geschaffen. Von syrischer Seite sind es die Professoren Dasar Ghanem, Nasser Haboub, Baschar Ibrahim und Abdallah Yakoub, die mit der Universität Rostock eng zusammen arbeiten. Seit dem Jahr 2000 gab es mehr als 20 Treffen mit ehemaligen syrischen Studenten in Rostock.

Dr. Nassour verweist auch auf diese Bilanz: „Seit 2006 wird jährlich in Syrien auf Initiative der Universität Rostock die Deutsch-Syrische Umweltwoche durchgeführt“. Die Finanzierung erfolgt hauptsächlich durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD). Der Deutsche Botschafter in Syrien kam zur Eröffnung und der Rektor der Universität Damaskus unterstützte die Veranstaltung „mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln“, würdigt Dr. Nassour das Engagement. Mehr als 500 Interessierte aus Universitäten, Ministerien, Ämtern, Unternehmen etc. haben die Deutsch-Syrische Umweltwoche besucht. Die Umweltwoche hat sich inzwischen zur Drehscheide für viele Aktivitäten entwickelt. Seitdem es die Deutsch-Syrische Umweltwoche gibt, sind daraus mehr als 15 Wirtschaftsprojekte in den Bereichen Umwelt und Energie mit deutschen Unternehmen entstanden. Beispielsweise hat Prof. Dr. Peter Langer vom Institut für Chemie der Universität Rostock sich bereits 2008 an der Deutsch-Syrischen Umweltwoche beteiligt. In Zusammenarbeit mit Koordinator Dr. Ali Souleiman hat er eine sehr gute Kooperation mit der Universität Tishreen in Gang gebracht und betreut jetzt verschiedene Doktoranden aus Syrien.

„Auf ein Projekt bin ich besonders stolz“, sagt Dr. Nassour. „In Zusammenarbeit mit verschiedenen Unternehmen berät die Universität Rostock die Entwicklung von Industrie-Citys in Syrien“. Syrien hat in den letzten fünf Jahren vier Industrie-Citys gegründet und bereits einen Großteil davon gebaut. Im Bereich Umwelt ist die Universität Rostock wissenschaftlicher Berater. In einem Förderprojekt ist mit dem Ingenieurbüro SIG - Dr. Steffen GmbH aus Rostock ein Abfallwirtschaftskonzept für die Industrie-City in Aleppo entwickelt worden. Zehn Syrer haben auf diesem Wege in Rostock eine Ausbildung in der Abfallwirtschaft erhalten. „Sie sind jetzt unsere Multiplikatoren in Aleppo und kommen ständig mit neuen Ideen und Projekten“, sagt Dr. Nassour.

Im Februar wurde in der Industrie-City Aleppo das Kompetenzzentrum für Solarenergie eröffnet. Auch dieses Projekt wird in Zusammenarbeit mit Universität Rostock, der Deutschen Entwicklungsgemeinschaft (DEG) und der Firma Sunfarming aus Erkner bei Berlin realisiert. Ziel ist die Unterstützung der Industrie-City Aleppo sowie Hilfe bei der Umsetzung eines Programms zu verstärkten Nutzung von Solarenergie. Dabei werden verschiedene Systeme der Solartechnik installiert und getestet. Die Industrie-City Aleppo verfügt bereits jetzt über 700 Industriedächer zur Installation von Photovoltaik-Anlagen, womit die gesamte Energie für die Industrie-City gewonnen werden kann. Nicht zuletzt entstehen durch solche Kooperationen neue Arbeitsplätze in Syrien und in Deutschland.

Dr. Nassour sieht seine Mission so: „Ich arbeite nicht nur für den Lehrstuhl Abfall-und Stoffstromwirtschaft, sondern aktiv für die gesamte Universität Rostock, für das Land Mecklenburg-Vorpommern und für Deutschland“. Er will aber auch Bindeglied zwischen Deutschland und der arabischen Welt sein. „Ich bin so optimistisch, dass diese Länder die politische Wende schaffen und nutzen, damit sie sich schnell entwickeln können“, sagt der Vater zweier Töchter.

Kontakt:
Universität Rostock
Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät
Privatdozent Dr. Ing. habil. Abdallah Nassour
Tel.: 0381-498-34-03
E-Mail: abdallah.nassour(at)uni-rostock.de

Universität Rostock
Presse+Kommunikation
Dr. Ulrich Vetter
Tel: 0381-498-1013
E-Mail: ulrich.vetter(at)uni-rostock.de

Quelle: Universität Rostock Redaktion: von Tim Mörsch, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: Syrien Ägypten Tunesien Kuwait Jordanien Saudi-Arabien Themen: Bildung und Hochschulen Energie Umwelt u. Nachhaltigkeit Lebenswissenschaften

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