StartseiteLänderAmerikaBrasilienNach Kürzung des Forschungsbudgets: Brasiliens Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kämpfen um finanzielle Ressourcen

Nach Kürzung des Forschungsbudgets: Brasiliens Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kämpfen um finanzielle Ressourcen

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Durch eine unerwartete Wendung im parlamentarischen Gesetzgebungsverfahren musste der Nationale Rat für Wissenschaftliche und Technologische Entwicklung CNPq, die wichtigste Einrichtung zur Forschungsförderung in Brasilien, empfindliche Einbußen seines Budgets hinnehmen. Der CNPq führt derzeit Gespräche, um diese Situation noch abzuwenden.

Anfang 2021 hatte die brasilianische Regierung dem Conselho Nacional de Desenvolvimento Científico e Tecnológico (CNPq) 690 Millionen BRL (etwa 107 Mio. EUR) zugesagt und das Wirtschaftsministerium mit einem Gesetzentwurf beauftragt, der die Zuweisung der Mittel regeln sollte. Die Mittel würden aus dem Nationalen Fonds für wissenschaftliche und technologische Entwicklung (Fundo Nacional de Desenvolvimento Científico e Tecnológico - FNDCT) stammen und für die Finanzierung von Stipendien, die Unterstützung der mehr als 100 Nationalen Institute für Wissenschaft und Technologie (Institutos Nacionais de Ciência, Tecnologia e Inovação - INCT) und für weitere Maßnahmen zur Forschungsförderung verwendet werden.

Am Vorabend der Abstimmung über den Gesetzentwurf leitete das Wirtschaftsministerium eine überraschende Wende ein. Der Gesetzentwurf wurde kurzfristig geändert, nachdem das Ministerium den Kongress gebeten hatte, Mittel für die Produktion von Radiopharmaka umzuwidmen, die in der Krebsbehandlung eingesetzt werden und deren Produktion aus Geldmangel eingestellt worden war. Damit wurden etwa 8,5 Mio. EUR an die Nationale Kernenergiekommission (Comissão Nacional de Energia Nuclear - CNEN) umverteilt, die für die Herstellung von Radiopharmazeutika zuständig ist. Die restlichen Mittel blieben jedoch nicht beim CNPq, sondern wurden vorwiegend den Ministerien für Landwirtschaft und für Gesundheit zugeteilt.

Die Änderung des Gesetzentwurfs, seine Verabschiedung im Kongress und Unterzeichnung durch den Präsidenten am 15. Oktober alles innerhalb einer Woche – bringen den CNPq in eine kritische Lage, da er die von der Regierung Anfang des Jahres zugesagten Mittel fest eingeplant und einen öffentlichen Aufruf zur Vergabe von Forschungsgeldern gestartet hatte. Fast 9.000 eingereichte Förderanträge werden derzeit begutachtet, jedoch ist die im Dezember vorgesehene Veröffentlichung der Förderentscheide in Frage gestellt, da 80 Prozent des dafür vorgesehenen Budgets aus Mitteln des FNDCT kommen sollten. Der CNPq verhandelt mit der Regierung, um diese Situation noch abzuwenden.

Die brasilianische Wissenschaftsgemeinschaft reagiert konsterniert. In einer gemeinsamen Erklärung vom 8. Oktober verurteilten die Brasilianische Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (SBPC), die Brasilianische Akademie der Wissenschaften (ABC), die Nationale Vereinigung der Postgraduierten (ANPG) und die Nationale Akademie der Medizin (ANM) das „hinterhältige Manöver des Wirtschaftsministeriums, das die CNPq-Mittel abzieht“. Sie wollen prüfen, welche Maßnahmen gegen das aus ihrer Sicht rechtswidrige Vorgehen der Regierung ergriffen werden können. Der Präsident des CNPq äußerte sich dahingehend, dass ein neuer Gesetzentwurf eine Möglichkeit wäre, die verlorenen Gelder zurückzuerhalten, über dieses müsste aber noch bis Jahresende 2021 abgestimmt werden.

Besondere Beachtung fand ein Tweet des Forschungsministers Marcos Pontes, in dem er ungewöhnlich deutliche Kritik an der Regierung, der er selbst angehört, äußerte:

"Mangelnde Rücksichtnahme. Die Kürzungen des ohnehin geringen brasilianischen Wissenschaftsbudgets sind fehlgeleitet und unlogisch. Dies gilt umso mehr, wenn sie ohne Anhörung der Gemeinschaft getroffen werden. Dies muss dringend korrigiert werden".

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Quelle: SciDev.Net, Correio Braziliense Redaktion: von Miguel Krux, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: Brasilien Themen: Förderung Strategie und Rahmenbedingungen

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