China und Afrika: Hintergründe, aktuelle Entwicklungen sowie Implikationen für Wissenschaftskooperationen
12. Juni 2025
Seit der Gründung des Forums für die Zusammenarbeit zwischen China und Afrika (FOCAC) im Jahr 2000 haben sich die bilateralen Beziehungen zwischen China und den afrikanischen Ländern deutlich intensiviert. China ist seit 2009 der größte Handelspartner des afrikanischen Kontinents und hat unter anderem im Rahmen der „Belt and Road-Initiative“ zahlreiche Infrastruktur-Projekte realisiert. Das chinesische Engagement auf dem afrikanischen Kontinent wird dabei international unterschiedlich bewertet, insbesondere im Hinblick auf die Transparenz der Vertragsbedingungen, Finanzierungsmodelle und langfristige wirtschaftliche Unabhängigkeit afrikanischer Staaten.
Im Bereich Wissenschaft und Technologie bietet China finanzielle und technische Unterstützung, was sowohl Chancen für Wissensaustausch als auch Herausforderungen hinsichtlich einseitiger Abhängigkeiten mit sich bringt. Die strukturell oft asymmetrischen Beziehungen können dazu führen, dass afrikanische Partner begrenzten Handlungsspielraum im Hinblick auf Vertragsgestaltung und Projektsteuerung haben.
Die intensivierten Beziehungen zwischen China und dem afrikanischen Kontinent haben nicht nur wirtschaftliche, sondern auch geopolitische Relevanz. Für die EU und ihre Mitgliedsstaaten stellen sie eine strategische Herausforderung dar, insbesondere mit Blick auf eigene entwicklungspolitische und wirtschaftliche Interessen in Afrika.
An der Veranstaltung haben sich Vortragende des Auswärtigen Amtes, des German Institute of Development and Sustainability (IDOS) und des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) beteiligt.
Kernaussagen aus den folgenden Vorträgen der Veranstaltungsreihe wurden von den Referentinnen und Referenten bereitgestellt.
Dr. Alassane Ndiaye, Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) | Afrika-China-Kooperation: Einblick in die KI-Strategie(n)
Afrika kann durch KI als Schlüsseltechnologie einen technologischen Sprung machen. Die kontinentale und nationalen KI-Strategien bilden eine gute Grundlage. Die Kooperation mit China ist eine große Chance. Allerdings ist es wichtig, nicht nur auf die Süd-Süd-Kooperation mit China zu setzen, sondern die Partnerschaften zu diversifizieren und auf digitale Souveränität sowie lokale Prioritäten zu achten, um eine unabhängige, nachhaltige Entwicklung zu gewährleisten.
Dr. Benedikt Erforth, German Institute of Development and Sustainability (IDOS) | Geopolitische Dynamiken im Indischen Ozean: Mauritius‘ Balanceakt zwischen den Großmächten
- Der Indische Ozean hat sich in den vergangenen Jahren zu einem geopolitischen Brennpunkt entwickelt. Zwei Drittel des weltweiten Ölexports und ein Drittel des globalen Massengutverkehrs passieren jährlich diese Region, was sie zu einem strategischen Hotspot im globalen Machtgefüge macht. Große Akteure wie China, Indien, die USA, die EU, Japan und Russland intensivieren ihr wirtschaftliches, militärisches und diplomatisches Engagement.
- Im Fokus stehen dabei auch die kleineren Inselstaaten der Region, die in einer multipolaren Weltordnung an Bedeutung gewinnen. Aufgrund ihrer geostrategischen Lage und der angrenzenden exklusiven Wirtschaftszone gelten sie als attraktive Partner für Großmächte. Mauritius setzt dabei auf eine Außenpolitik des „Multi-Alignment“ – flexible, bedarfsorientierte Partnerschaften mit verschiedenen internationalen Akteuren, ohne sich in starre Allianzen einzubinden.
- Mauritius verfolgt einen pragmatischen Ansatz in seiner Außenpolitik: Je nach Bedarf arbeitet das Land mit unterschiedlichen Partnern zusammen. Mit der EU bestehen enge Kooperationen in den Bereichen Datenschutz und Klimaschutz, während Indien zentraler Partner in der Finanzwirtschaft und im Verteidigungsbereich ist. Chinesische Expertise wiederum kommt in Handel, Devisenpolitik, Digitalisierung und Überwachungstechnologien zum Einsatz – aber auch im Bereich der Wissenskooperation, etwa im Rahmen der Huawei Digital Industries Academy zur Talentausbildung. Diese flexible, bedarfsorientierte Zusammenarbeit verschafft Mauritius Handlungsspielräume, die größeren Akteuren häufig fehlen. Mehr dazu: The Art of Balance: Mauritius, Multi-Alignment, and the Global Currency Chessboard - Megatrends Afrika
- Trotz dieser Vielgleisigkeit bleibt Indien der wichtigste politische und kulturelle Bezugspunkt – nicht zuletzt aufgrund historischer und gesellschaftlicher Verbindungen. China hingegen agiert als diskreter, langfristiger Partner, der die enge Beziehung zwischen Mauritius und Indien respektiert und sich auf strategisch relevante Sektoren konzentriert. Doch die zunehmende geopolitische Rivalität zwischen Indien/USA und China erschwert die bisherige Balancepolitik. Eine weitere Eskalation könnte die Neutralität des Landes untergraben und Mauritius stärker in bestehende Machtblöcke ziehen.