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Einstein Stiftung Berlin: Nachfrage nach Förderungen im Programm für Wissenschaftsfreiheit ungebrochen

Internationalisierung Deutschlands, Bi-/Multilaterales

Der Vorstand der Einstein Stiftung Berlin hat im Juni die Förderung von neun weiteren Wissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern beschlossen, die in ihrer Heimat in ihrer Forschungsfreiheit eingeschränkt oder politisch verfolgt werden. Als Geförderte im Programm Wissenschaftsfreiheit können sie ihre Arbeit bis zu zwei Jahre an einer Berliner Universität fortführen.

Insgesamt hat die Stiftung seit 2018 56 Personen durch das bundesweit bisher einzige Landesprogramm dieser Art unterstützt. Von 2018 bis Ende 2021 stehen hierfür über sechs Millionen Euro vom Land Berlin bereit. Mit seinem Beschluss zum Haushalt 2022-2023 hat der Berliner Senat die Weichen für eine weitere Finanzierung des Programms mit jährlich 1,5 Millionen Euro gestellt. Das Berliner Abgeordnetenhaus muss dem Beschluss noch zustimmen. Die Universitäten, über die die Bewerbungen laufen, haben bereits weitere Anträge angekündigt.

Die überwiegende Mehrheit der Geförderten kommt aus der Türkei. Es folgen als häufigste Herkunftsländer Syrien und der Iran; weitere Geförderte kommen aus Ghana, Albanien, Jemen und Ägypten. Die Forschungsprojekte, die die Stipendiatinnen und Stipendiaten während ihres Berlinaufenthalts verfolgen, decken neben den prominent vertretenen Sozialwissenschaften verschiedenste Disziplinen ab. Die Themen reichen von einem Kunstprojekt zu Münzprägungen von zerstörten syrischen Denkmälern über die biochemische Erforschung von Kefirkulturen, der molekularbiologischen Untersuchung eingefrorener Samenzellen und digitalen Bodenkartierung in Jordanien bis hin zu Analysen der gegenwärtigen Einflussnahme der türkischen Medien durch die AKP, urbaner Subkulturen und des politischen Theaters.

Etwa ein Drittel der insgesamt fast 50 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die ihre Förderzusage von der Einstein Stiftung angenommen haben, kamen zunächst über die Philipp Schwartz-Initiative, einem analog ausgerichteten, bundesweiten Stipendienangebot der Alexander von Humboldt-Stiftung, nach Deutschland. Als Einstein Junior Scholars oder Einstein Guest Researchers des Programms Wissenschaftsfreiheit konnten sie im Anschluss ihre Arbeit in Berlin fortsetzen. Einige der Einstein Fellows haben inzwischen bereits Forschungsstellen in Berlin, unter anderem an der Technischen Universität Berlin oder am Centre Marc Bloch.

Politikwissenschaftlerin Silvia von Steinsdorff von der Humboldt-Universität, die an ihrem Lehrbereich "Vergleichende Demokratieforschung" mehrere Einstein Fellows betreut, sagt:

„Die zunehmend illiberale Ausrichtung oder gar Autokratisierung demokratischer Systeme gefährdet auch die Unabhängigkeit der Wissenschaft in vielen Teilen Europas und der Welt. Oft beginnt es damit, dass eine Regierung Fördermittel und Stellen für unliebsame, kritische Forschung kürzt - und es endet mit der Entlassung oder gar strafrechtlichen Verfolgung unabhängiger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Die weiter wachsende Nachfrage nach Förderprogrammen wie dem der Einstein Stiftung bestätigt leider diese internationale Entwicklung.“

Die in ihrer Forschungsfreiheit oder Existenz bedrohten internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die am Programm der Einstein Stiftung interessiert sind, müssen zunächst Kontakt zu einer Berliner Universität oder der Charité-Universitätsmedizin aufnehmen; diese können dann für sie Anträge auf Förderung als Einstein Junior Scholar oder Einstein Guest Researcher stellen. Als erstere werden Postdocs gefördert, also Nachwuchsforschende, die vor höchstens fünf Jahren promoviert haben; als letztere Forschende in einem fortgeschrittenem Karriereabschnitt. Beide Förderformate sehen einen Forschungsaufenthalt in Berlin von bis zu zwei Jahren vor und beinhalten auch ein Budget für projektrelevante Sachmittel.

Quelle: Einstein Stiftung Berlin via IDW Nachrichten Redaktion: von Mirjam Buse, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: Ägypten Ghana Iran Jemen Syrien Türkei Albanien Global Themen: Bildung und Hochschulen Ethik, Recht, Gesellschaft Förderung

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