StartseiteLänderAsienIranZusammenfassungÜberblick zur Kooperation mit Deutschland

Überblick zur Kooperation mit Deutschland: Iran

Die Wurzeln der Zusammenarbeit deutscher und iranischer Akademikerinnen und Akademiker reichen bis ins 18. Jahrhundert zurück. Mit der Gründung der polytechnischen Hochschule Dar ul-Funun im Jahr 1851 begann die systematisch planvolle Zusammenarbeit beider Länder in Wissenschaft und Forschung. Gezielt wurden deutsche Forschende in den Iran berufen, um dort die erste moderne Hochschule des Landes mit aufzubauen. Die Dar ul-Funun ging später in der bis heute bedeutendsten und renommiertesten Hochschule des Landes, der Teheran University, auf. 1974 wurde in der Stadt Guilan mit der Deutsch-Iranischen Universität die erste deutsche Auslandsuniversität gegründet. Die Hochschule wurde im Zuge der iranischen Revolution in „University of Guilan“ umbenannt. Ein Teil der Lehre erfolgt hier bis heute in deutscher Sprache.

Den Rechtsrahmen für die gegenwärtige Zusammenarbeit zwischen Iran und Deutschland in Forschung, Wissenschaft und Technologie bildet in erster Linie das Deutsch-Iranische WTZ-Abkommen über Zusammenarbeit in der wissenschaftlichen Forschung und technologischen Entwicklung vom 21. November 1977. Auf Grund der aus dem Atomstreit des Iran mit dem Westen und der in diesem Kontext verabschiedeten internationalen Sanktionen resultierenden relativ isolierten Situation des Landes war der Wiederaufbau einer strukturierten Zusammenarbeit mit Deutschland erst nach Abschluss des Abkommens von Wien (2015) möglich.

Entsprechend begann 2015 eine Phase der Wiederbelebung der deutsch-iranischen Forschungskooperation, was sich auch in entsprechenden Projekten mit einer Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) niederschlug. Bereits 2017 lief ein BMBF-gefördertes Projekt an, dessen Ziel die Initiierung von Innovationsprozessen in der beruflichen Bildung im Iran war. Nahezu zeitgleich startete ein Projekt zur Verbesserung von Aus- und Weiterbildungsstandards im Bereich der Mechatronik. In den Jahren 2017-2019 schloss das BMBF eine Reihe von Absichtserklärungen mit verschiedenen iranischen Ministerien, die künftigen Schwerpunkte der Zusammenarbeit abzustecken. Diese finden sich insbesondere in den Bereichen Katastrophenschutz, Energie, Wasser (einschließlich Abwasser), Umwelt, Ernährung, Landwirtschaft, Biodiversität, Bioökonomie, Gesundheitsforschung und Berufsbildung.

In der Folge veröffentlichte BMBF mehrere Förderbekanntmachungen zur Unterstützung deutscher Forschungseinrichtungen bei der Anbahnung und Umsetzung von Forschungsvorhaben mit Partnern aus Iran. In Umsetzung der hieraus hervorgegangenen Projekte zeigte sich das grundsätzlich große Potenzial der Forschungskooperation. So bietet Iran vielfältige Chancen der Zusammenarbeit mit exzellenten Forschungseinrichtungen und herausragenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Weiterhin erlaubt die Kooperation den Zugang zu einzigartigen Forschungsobjekten, -feldern, und -regionen. Darüber hinaus zeigten sich große Potenziale etwa im Bereich methodisch innovativer Forschung, des wechselseitigen Wissenstransfers, des Studierendenaustauschs, des Wissenschaftsmanagements und nicht zuletzt des Zugangs zu jungen, gut ausgebildeten, international orientierten und hoch motivierten Forschenden. Einen zusätzlichen Vorteil bietet die überdurchschnittlich gut ausgebildete und integrierte iranische Diaspora in Deutschland. Die mehr als 150.000 in Deutschland lebenden Personen mit iranischem Migrationshintergrund bilden die größte iranische Diaspora in Europa. Mehr als 25 Prozent der iranisch-stämmigen Immigrantinnen und Immigranten üben einen Vertrauensberuf aus, mehr als 50 Prozent haben einen Bachelorabschluss oder höheren akademischen Grad.

Umgekehrt genießen deutsche Wissenschaft, Forschung und Technologie im Iran höchstes Ansehen. Die Zusammenarbeit mit Deutschland hat daher einen hohen Stellenwert für den Iran. Aus iranischer Perspektive liegt Deutschland als Zielland für iranische Studierende unter den TOP 5, als Ko-Publikationspartner für wissenschaftliche Veröffentlichungen unter den Top 10.

Nach Jahren der Entspannung und der für Forschende beider Seiten gewinnbringenden Intensivierung der Zusammenarbeit hat das Vorgehen der iranischen Regierung gegenüber der eigenen Bevölkerung in Verbindung mit willkürlichen Festnahmen ausländischer Staatsbürgerinnen und Staatsbürger dazu geführt, dass die dargestellten Potenziale derzeit nicht realisierbar sind.

Eckdaten der Zusammenarbeit mit Iran

Aktuell weist der Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) 86 Kooperationen zwischen Deutschland und dem Iran aus. 44 deutsche Hochschulen kooperieren mit 32 iranischen Hochschulen und 7 sonstigen Einrichtungen (Stand: 08/2023). Hierbei ist zu beachten und zu berücksichtigen, dass unabhängig von den politischen Entwicklungen seit September 2022 die grenzüberschreitende Kooperation mit einzelnen iranischen Hochschulen, Unternehmen und Forschungseinrichtungen Gegenstand von Sanktionen sein kann (siehe vorheriger Abschnitt Überblick zur Internationalen Kooperation).

Internationale Mobilität aus und in den Iran wird durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie die Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH) gefördert.

2022 (in Klammern die Zahlen für 2019 Pre-Covid) hat der DAAD unter eigenen Programmen Förderung für einen Aufenthalt im Iran an 17 (114) Studierende und Graduierte (inklusive Promovierende, Statusgruppen I-III) und 8 (52) Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Hochschullehrkräfte (inklusive Post-Docs, Statusgruppe IV) aus Deutschland vergeben. In den gleichen Kategorien erhielten 444 (475) und 122 (54) Geförderte aus dem Iran eine Unterstützung des DAAD, um eine Aktivität im eigenen Land oder einen Auslandsaufenthalt, darunter auch Deutschlandaufenthalte, zu finanzieren.

Die AvH fördert Spitzenwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aller Fächer und Länder, die mit Hilfe von Forschungsstipendien und -preisen in Deutschland tätig werden. 2021 vergab die AvH 25 Forschungsstipendien und 1 Forschungspreis an Geförderte aus dem Iran.

2022 beherbergte die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) 321 iranische Nachwuchs- und Gastforschende und führte 6 Projekte mit Partnern im Iran durch.

Von den Forschungseinrichtungen der Helmholtz-Gemeinschaft (HGF) unterhalten aktuell sechs Helmholtz-Zentren Kooperationen bzw. wissenschaftliche Kontakte mit iranischen Universitäten und Forschungsinstitutionen. Besonders gute Forschungsbeziehungen unterhielten bislang das Helmholtz-Zentrum Potsdam (Deutsches GeoForschungsZentrum, GFZ), GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung, das Karlsruhe Institute of Technology (KIT), das Deutsche Elektronen-Synchrotron (DESY), das Helmholtz-Zentren für Infektionsforschung (HZI), für Umweltforschung (UFZ) und Krebsforschung (DKFZ).

Auswahl von forschungsbezogenen deutschen Einrichtungen vor Ort

Die Deutsch-Iranische Industrie- und Handelskammer (AHK Iran) ist Ansprechpartner vor Ort zu allen Fragen der Markterschließung und Marktbearbeitung. Vor mehr als 40 Jahren gegründet und seither ununterbrochen präsent, ist die Deutsch-Iranische AHK Iran mit über 2.500 Mitgliedern eine der weltweit mitgliederstärksten Auslandshandelskammern Deutschlands.

Nach dem Beginn archäologischer Feldforschungen des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) im Iran in den späten 1950er Jahren kam es 1961 zur Gründung einer eigenständigen Abteilung in Teheran. Seit 1996 gehört sie als Außenstelle zur Eurasien-Abteilung des DAI (Außenstelle Teheran).

Im April 2014 wurde das DAAD Information Center Teheran eingerichtet. Ziel war die Förderung des akademischen Austauschs zwischen Deutschland und Iran. Auf Grund der instabilen politischen Situation im Iran wurde im November 2022 das Informationszentrum bis auf Weiteres suspendiert.

 

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