StartseiteLänderAsienJordanienZusammenfassungÜberblick zur internationalen Kooperation

Überblick zur internationalen Kooperation: Jordanien

Das Königreich Jordanien hat den Mehrwert internationaler Studierendenmobilität erkannt. Das Ministerium für Höhere Bildung und Wissenschaftliche Forschung (MHESR) schließt bilaterale Abkommen mit anderen Ländern ab, um die kulturelle und wissenschaftliche Kooperation zu fördern. Unter diesen Abkommen werden jordanischen Studierenden Stipendien für ein Studium in ausgewählten Ländern gewährt, während im Gegenzug ausländische Studierende an jordanischen Universitäten aufgenommen werden. Regierungsabkommen bestehen derzeit insbesondere mit arabischen Ländern wie Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten, sowie dem Irak, Libanon und den maghrebinischen Nachbarstaaten. Auch mit China hat Jordanien ein Abkommen geschlossen. In Europa hat Jordanien einen Schwerpunkt auf Südosteuropa (Slowenien, Kroatien, Rumänien, Bulgarien, Griechenland) sowie Ungarn und die Ukraine gelegt (Überblick des Ministeriums zu Abkommen).

Tatsächlich sind die Studierenden aus Jordanien überdurchschnittlich international orientiert. 9,1 Prozent strebten 2020 einen Abschluss im Ausland an (zum Vergleich: Deutschland 4 Prozent, OECD-Durchschnitt 2 Prozent, siehe Bildungsindikatoren). Die besten Studierenden, die für eine wissenschaftliche Laufbahn vorgesehen sind, werden häufig mit Stipendien ins Ausland geschickt. Die jordanische Regierung bewirbt außerdem den Studienstandort Jordanien intensiv (u.a. durch das Portal Study in Jordan). Auch jordanische Hochschulen bemühen sich darum, internationale Studierende, insbesondere aus den arabischen Nachbarländern, anzuziehen. Zu dem hohen Anteil der ausländischen Studierenden von 12,2 Prozent in Jordanien (2021, zum Vergleich: Deutschland: 11 Prozent, OECD-Durchschnitt 6,6 Prozent, siehe Bildungsindikatoren) trägt aber auch die Tatsache bei, dass Jordanien – teilweise schon vor Jahrzehnten, teilweise vor kurzem – zahlreiche Geflüchtete aufgenommen hat.

Die größte Gruppe der ausländischen Studierenden in Jordanien hat die palästinensische Staatsangehörigkeit. Weitere wichtige Herkunftsländer sind die Palästinensischen Gebiete, Syrien, Irak, Kuwait und Katar. Die wichtigsten Zielländer spiegeln teilweise die Auswahl der Länder wider, mit denen Jordanien Regierungsabkommen abgeschlossen hat: Es sind die Türkei, die USA, Saudi-Arabien, Großbritannien und Malaysia. Deutschland folgt auf Rang 6 (Quelle: UNESCO Institute of Statistics Global Flow of Tertiary-Level Students, erfasst werden nur diejenigen Studierenden, die einen Abschluss im Ausland anstreben. Zu China als Zielland fehlen Daten).

Unter den Regierungsabkommen, für die das Ministerium für Höhere Bildung und wissenschaftliche Forschung zuständig ist, wird auch die wissenschaftliche Kooperation gepflegt. Der Higher Council for Science and Technology (HCST) hat ebenfalls wissenschaftliche Abkommen geschlossen, so z.B. mit der britischen Royal Academy of Engineering, unter denen bilaterale Förderung vergeben wird.

Der Anteil der internationalen Ko-Publikationen an der Gesamtzahl der wissenschaftlichen Publikationen ist in Jordanien von 34 Prozent (1996) auf 56,6 Prozent (2021) gewachsen. Die Entwicklung des Landes ist damit ähnlich wie in vielen westlichen Industrieländern verlaufen. Zum Vergleich: In Deutschland hat die internationale Ko-Publikationsrate im selben Zeitraum von 30,8 auf 52,7 Prozent zugenommen (Quelle: SCImago. SJR — SCImago Journal & Country Rank. Retrieved October 31, 2022, from www.scimagojr.com).

Unter den fünf wichtigsten Ko-Publikationsländern Jordaniens liegt Saudi-Arabien an der Spitze, dahinter folgen die USA, die Vereinigten Arabischen Emirate, Großbritannien und Ägypten. Deutschland nimmt Rang 8 hinter Indien auf Rang 7 ein, China platziert sich auf Rang 13 (Quelle: SciVal® database, Elsevier B.V., www.scival.com, 2019-22, downloaded on January 2, 2023).

Zwei Institutionen, die im Rahmen des Friedensprozesses 1996 gegründet wurden, sind das Middle East Desalination Research Center (MEDRC) mit Sitz in Oman und das Arava Institute of Environmental Studies (AIES) in Israel. Die Förderung des MEDRC ermöglicht dem wissenschaftlichen Nachwuchs aus den Palästinensischen Gebieten und Jordanien eine Postgraduierten-Ausbildung zum Thema Wasser. Ein wichtiger Geldgeber sind die Niederlande. AIES, das mit der Ben-Gurion University kooperiert, unterhält heute fünf Forschungszentren, darunter das Jordan-Israel Center for Community, Environment & Research (JICCER), das grenzüberschreitende Projekte in den Gebieten Ökotourismus und Umweltbildung umsetzt.

Die Vereinten Nationen unterstützen Jordanien durch die Wirtschafts- und Sozialkommission für Westasien (United Nations Economic and Social Commission for Western Asia, ESCWA). Die ESCWA hatte in den neunziger Jahren ihren Sitz in Amman und unterhält seit 2010 das ESCWA-Technology Center in der El Hassan Science City, das insgesamt 18 Mitgliedsländer berät. Ziel ist es, neue und geeignete Technologien in den Bereichen Bau, Industrietechnik, Energie, Landwirtschaft, Wasser und Telekommunikation zu entwickeln und anzupassen.

Das Land pflegt außerdem eine enge Kooperation mit der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur UNESCO (Office Amman). In Jordanien wurde im Rahmen des UNESCO-Projekts Synchrotron Light for Experimental Science and Applications in the Middle East (SESAME) zwischen 2002 und 2017 an der Al Balqa Applied University in Allen die erste Synchrotron-Strahlungsquelle des Nahen Ostens aufgebaut. Herzstück des Vorhabens, an dem neben Jordanien auch Ägypten, Iran, Israel, Pakistan, die Palästinensischen Gebiete und die Türkei beteiligt sind, ist der aus Deutschland stammende Speicherring BESSY I. Die Anlage produziert hoch intensive Synchrotron-Strahlung vom Infrarot- bis zum Röntgen-Bereich und bietet Forschenden der gesamten Region modernste Arbeitsmöglichkeiten in einem breiten Anwendungsgebiet, das von der Molekularbiologie über Oberflächen und Grenzschicht-Analyse bis hin zur archäologischen Mikroanalyse und medizinischen Fragestellungen reicht.

Vorläufiger Höhepunkt des jordanischen Engagements in der UNESCO war die Ausrichtung des Weltwissenschaftsforums (World Science Forum 2017). Jordanien war nach Brasilien das zweite nichteuropäische Land und das erste arabische Land überhaupt, das mit der Ausrichtung betraut wurde. Die Royal Scientific Society (RSS) organisierte das Forum im November 2017, das unter dem Motto „Science for Peace“ stand.

Jordanien ist nicht nur aktives Mitglied der UNESCO, sondern auch der Arab League Educational, Cultural and Scientific Organization (ALECSO), einer Unterorganisation der Arabischen Liga. ALECSO, die ihren Hauptsitz in Tunis hat, pflegt ebenfalls die Kooperation in Bildung, Kultur und Wissenschaft. Das mit der Arabischen Liga verbundene Regionale Zentrum für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz (Regional Center for Renewable Energy and Energy Efficiency, RCREEE) unterstützt Jordanien und andere arabische Länder dabei, den Anteil der erneuerbaren Energien zu steigern. Weiterhin ist Jordanien Mitglied der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (Organization of Islamic Cooperation, OIC) und ihrer Unterorganisation Islamic World Educational, Scientific and Cultural Organization (ICESCO), deren Hauptsitz sich in Rabat in Marokko befindet. Jordanien beteiligte sich 2013 an einer Länderstudie der OIC (Atlas of Islamic World Science and Innovation (AIWSI), Webseite Royal Society zum Atlas-Projekt, siehe zu den Ergebnissen vorheriger Abschnitt).

Im Jahr 2009 unterzeichnete Jordanien mit der Europäischen Union (EU) eine Vereinbarung zur Koooperation in Wissenschaft und Technologie. Aktuelle Informationen können auf der Webseite der EU zur Zusammenarbeit mit Jordanien im Bereich Forschung und Innovation abgerufen worden. Für die EU stand die Überlegung im Vordergrund, Jordanien bei dem Aufbau eines modernen Forschungs- und Innovationssystems zu unterstützen, das zu Wirtschaftswachstum und zu mehr Beschäftigungsmöglichkeiten im Lande beiträgt. Zu dem Zweck hatte die EU ein spezielles Programm zur Kooperation mit Jordanien („Support to Research, Technological Development and Innovation in Jordan“, SRTD)  ins Leben gerufen. Die zweite Phase (SRDT II) startete 2014 und wurde 2017 abgeschlossen. Zu dem Gesamtbudget steuerte die EU 5 Mio. Euro und Jordanien 300.000 Euro bei. Ziel war es, die angewandte wissenschaftliche Forschung mit dem Schwerpunkt der Kommerzialisierung von Forschungsergebnissen, insbesondere von kleinen und mittleren Unternehmen, zu unterstützen. Der Fokus von SRTD II lag auf Wasser, Energie, Nahrung und Gesundheit.

Jordanien kann sich an Programmen unter dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizont Europa (2021-27) beteiligen und in der Regel Förderung erhalten. Dasselbe galt bereits für das Vorgängerprogramm Horizont 2020 (2014-20). Zur Beteiligung an Horizont 2020 liegen jetzt vorläufige finale Zahlen vor. Bis Dezember 2021 warb Jordanien europäische Fördergelder in Höhe von 5,99 Millionen Euro ein. Unter den insgesamt 19 Projekten, an denen sich Jordanien beteiligte, wies mit 14 Projekten zwei Drittel auch eine deutsche Teilnahme auf (Quelle: H2020-ECORDA-Vertragsdatenbank).

Andere Varianten europäisch-jordanischer Kooperation setzen nicht auf eine Beteiligung an Projekten unter dem Rahmenprogramm der EU, sondern auf die Verbindung von nationalen und europäischen Fördertöpfen, um gemeinsame Projekte zu finanzieren. So beteiligte sich Jordanien zum Beispiel an Förderbekantmachungen des Netzwerks ERANETMED, das im März 2018 beendet wurde (Übersicht ERA-LEARN Plattform). Im November 2017 wurde das internationale Abkommen über die Beteiligung Jordaniens an der Partnerschaft für Forschung und Innovation im Mittelmeerraum (Partnership for Research and Innovation in the Mediterranean Area, PRIMA) unterzeichnet. Unter PRIMA haben sich 19 Länder der EU und des südlichen und östlichen Mittelmeerraumes zusammengeschlossen, um innovative Lösungen für zwei der größten Herausforderungen der Region zu finden: effiziente und nachhaltige Nahrungsmittelproduktion und Wasserversorgung. Dafür ist PRIMA über die Laufzeit von 10 Jahren mit Fördermitteln von knapp 500 Millionen EUR ausgestattet, die von den beteiligten Mitgliedstaaten und der Europäischen Union zur Verfügung gestellt werden. Im Februar und im Dezember 2018 wurden die ersten beiden Förderbekanntmachungen veröffentlicht.

Nach oben

Weitere Informationen
Links/Institutionen
Nachrichten

Eine Initiative vom

Projektträger