Länderbericht: Land
Länderbericht
Kooperation international

Inhaltsverzeichnis
-
Zusammenfassung
Zusammenfassung
1Allgemeine Landesinformationen
Bevölkerung/Geographie
Ländername |
Türkiye Cumhuriyeti Republik Türkei Türkei |
Fläche |
814.578 km² |
Bevölkerungszahl |
82.017.514 Einwohner (Schätzung, Stand: 2020) |
Lebenserwartung |
Frauen: 78,2 Jahre Männer: 73,3 Jahre (Schätzung 2020) |
Altersstruktur |
0-14 Jahre: 23,4 Prozent 15-65 Jahre: 68,2 Prozent 65 Jahre und älter: 8,4 Prozent (Schätzung 2020) |
Bevölkerungswachstum |
0,45 Prozent (Schätzung 2020) |
Bevölkerungsgruppen |
Türken 70-75%, Kurden 19%, andere Minderheiten 7-12% (Schätzung 2016) |
Sprachen |
Türkisch. In weiten Teilen des Südostens und Ostens werden auch verschiedene kurdische Sprachen gesprochen. |
Religionen |
Seit osmanischer Zeit mehrheitlich Muslime mit wachsendem Anteil (heute ca. 99%), mehrheitlich Hanafiten (sunnitische, orthodoxe Ausrichtung des Islam), daneben ca. 15 Mio. Aleviten. Laizistisches Staatsverständnis, d.h. strikte Trennung zwischen Staat und Religion, jedoch staatliche Kontrolle der Religionsausübung durch das dem Staatspräsidenten unterstehende Präsidium für Religiöse Angelegenheiten. In türkischer Interpretation des Vertrags von Lausanne (1923) Minderheitenrechte nur für einige der nicht-muslimischen Minderheiten (Griechisch-Orthodoxe, Armenisch-Apostolische Kirche, Jüdische Gemeinschaft). Nach inoffiziellen Schätzungen ca. 60.000 armenische Christen, ca. 23.000 Juden, 15.000 Syrisch-Orthodoxe, 10.000 Baha’i, ca. 3.500-4.000 griechisch-orthodoxe Christen, ca. 2.000 Jeziden, je ca. 2.500 Protestanten verschiedener Denominationen und Angehörige der Römisch-katholischen Kirche. |
Zeitzone |
MEZ + 1 (UTC + 2) März bis Oktober: MEZ + 2 (UTC + 3) |
Währung |
1 Türkische Lira TRY / 100 Kuruş Stand vom 25.01.2019: EUR 1 = TRY 5.9895 1 TRY = 0,1670 EUR
Aktueller Wechselkurs: auf der Website der Europäischen Zentralbank www.ecb.europa.eu/stats/exchange/ |
Vorwahl |
+90 |
Quellen: Auswärtiges Amt, CIA World Factbook, Turkish Statistical Institute (TÜIK), Europäische Zentralbank
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Politik und Administration
Ländername |
Türkiye Cumhuriyeti Republik Türkei |
Hauptstadt |
Ankara |
Staatsform / Regierungsform |
Republik/Präsidialsystem |
Staatsoberhaupt |
Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan (Amtsantritt am 27.8.2014; ab 2014 Direktwahl; Wiederwahl am 24.06.2018) |
Regierungschef |
Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan (seit 09.07.2018) |
Außenminister/in |
Mevlüt Çavuşoğlu (AKP, seit 24.11.2015) |
Minister für Nationale Bildung |
Ziya Selçuk |
Minister für Industrie und Technologie |
Mustafa Varank |
Parlament |
Türkische Große Nationalversammlung (Türkiye Büyük Millet Meclisi/TBMM): eine Kammer, 600 Sitze (aktuell 595 Abgeordnete), Legislaturperiode 5 Jahre, letzte Wahl am 24.06.2018, Parlamentspräsident: Binali Yıldırım (AKP) |
Regierungsparteien |
AKP (Adalet ve Kalkınma Partisi / Partei für Fortschritt und Gerechtigkeit, Vors. Recep Tayyip Erdoğan ) 290 Sitze |
Oppositionsparteien |
Ergebnis der Wahlen vom 24.Juni 2018 |
Verwaltungsstruktur |
Die Türkei ist in sieben Regionen untergliedert:
Die Regionen sind wiederum in insgesamt 81 Provinzen unterteilt. |
Nationalfeiertage |
29. Oktober „Cumhuriyet Bayramı“, der Tag der Republik. An diesem Tag wird an die Ausrufung der Republik durch Atatürk am 29. Oktober 1923 erinnert. |
Staatsform und aktuelle politische Entwicklungen
Die Türkei ist gemäß ihrer Verfassung von 1982 eine demokratische, laizistische, soziale und rechtsstaatliche Republik. Diese Verfassung wurde mehrfach geändert, zuletzt mit Referendum vom 16. April 2017, mit dem der Übergang zu einem exekutiven Präsidialsystem beschlossen wurde. Die Reform, mit der das Amt des Ministerpräsidenten abgeschafft wurde, sieht weitreichende Kompetenzerweiterungen für den Staatspräsidenten vor. Sie trat mit Durchführung der gemeinsamen Parlaments- und Präsidentschaftswahlen am 24. Juni 2018 in Kraft.
Die türkische Verwaltung ist zentralistisch organisiert. Das Territorium ist in 81 Provinzen, diese wiederum sind in Landkreise unterteilt, an deren Spitze jeweils ein Gouverneur bzw. ein Landrat als Repräsentant der Zentralregierung in Ankara steht. Daneben gibt es auf der Ebene der Städte und Gemeinden lokale Verwaltungen, deren Leitung von der örtlichen Bevölkerung direkt und mit absoluter Stimmenmehrheit alle fünf Jahre gewählt wird. Mitglieder der Provinz- und Stadträte werden dagegen über Parteilisten mit relativer Mehrheit gewählt, sofern die Partei die Zehn-Prozent-Schwelle überschreitet. Städte und Gemeinden verfügen nur in relativ geringem Umfang über eigene Einnahmen und sind daher finanziell auf Zuwendungen der Zentralregierung angewiesen.
Die Türkei verbindet Elemente einer modernen, westlichen, demokratischen Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft mit einem lebendigen und in der türkischen Gesellschaft tief verwurzelten Islam moderner Prägung sowie mit einem teilweise ausgeprägten Nationalismus. Sie ist von starken politischen, wirtschaftlichen und sozialen Gegensätzen gekennzeichnet, die das politische System immer wieder auf eine Belastungsproben stellen. Das gemeinsame Erbe aus rund 700 Jahren osmanischer und 90 Jahren türkisch- republikanischer Geschichte ist eine starke Rolle des Staates, gegenüber der Rechte des Einzelnen häufig zurückstehen.
Das türkische Parlament, die Große Türkische Nationalversammlung, wird grundsätzlich zeitgleich mit dem Präsidenten für fünf Jahre gewählt (Mehrheitswahlrecht). Für den Einzug einer Partei ins Parlament gilt eine landesweite Zehn-Prozent-Hürde, die Parteien auch gemeinsam in Wahlbündnissen überwinden können.
Am 24. Juni 2018 fand die erste Wahl im Rahmen des neuen Präsidialsystems der Türkei statt, das dem Staatspräsidenten eine erhebliche Machtkonzentration zubilligt. Über 59 Mio Wähler waren zur Wahl des Staatspräsidenten und des Parlamentes aufgerufen, davon über 3 Mio im Ausland, beinahe 1,5 Millionen in Deutschland.
Die Präsidentschaftswahl entschied der bisherige Amtsinhaber Recep Tayyip Erdoğan mit 52,59 Prozent der abgegebenen Stimmen für sich. Die Wahlbeteiligung erreichte mit 86,7 Prozent einen neuen Rekordwert. Bei der Parlamentswahl verlor die AKP zwar ihre absolute Mehrheit (42,56 Prozent - 294 Sitze), kam aber zusammen mit ihrem rechtsnationalistischen Bündnispartner MHP auf 53,66 Prozent und eine Mehrheit der Mandate. (die MHP erhielt mit 11,10 Prozent - 49 Abgeordnetenmandate). Die MHP unterstützt die AKP im Parlament, ist jedoch personell nicht in der Regierung vertreten.
Das oppositionelle Wahlbündnis der Parteien CHP, IYI-Parti und SP kam auf 33,95 Prozent (CHP: 146 Mandate, IYI Parti 43 Mandate). Die pro-kurdische HDP konnte mit 11,7 Prozent die 10 Prozent-Hürde überspringen und verfügt im Parlament über 67 Mandate. Die Zusammensetzung des Parlaments hat sich seit der Wahl durch Ernennung von Abgeordneten zu Ministern (dies führt nach türkischem Recht zu Mandatsverlust), durch Parteiaus- und -übertritte sowie durch den Tod eines Abgeordneten verändert.
Quelle: Auswärtiges Amt
Wirtschaftsinformationen
Im Juli 2019 hat die Türkei einen Fünfjahresplan für den Zeitraum 2019-23 verkündet. Er beinhaltet zahlreiche Prognosen und Zieldaten für 2023 - das Jahr, in dem die Türkei ihr 100-jähriges Jubiläum begeht (siehe GTAI-Meldung).
Ausführliche Wirtschaftsdaten zur türkischen Wirtschaft finden Sie in der Reihe "Wirtschaftsdaten kompakt" von Germany Trade and Invest (GTAI). Diese wird zweimal jährlich im Mai und November aktualisiert. Folgende Indikatoren sind unter anderem enthalten: Einwohner, Bevölkerungsdichte, Währung, Wechselkurs, Bruttoinlandsprodukt, BIP je Einwohner, BIP-Wachstum, Inflationsrate, Durchschnittslohn, Arbeitslosigkeit, Haushaltssaldo, Außenhandel, wichtigste Ein- und Ausfuhrgüter, wichtigste Handelspartner, ausländische Direktinvestitionen, Länderbonität, Devisenreserven, Außenhandel mit der EU und Deutschland, wichtigste deutsche Ein- und Ausfuhrgüter.
Quelle: Germany Trade and Invest (GTAI)
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2Zusammenfassung
2.1 Überblick zur Bildungs-, Forschungs- und Innovationslandschaft und -politik
Bildungssystem
Aufgrund der sehr jungen türkischen Bevölkerung ist die Bildungspolitik von großer Bedeutung. Zuständig für den gesamten Bildungsbereich ist das Ministerium für Nationale Bildung (Ministry of National Education, Millî Eğitim Bakanlığı). Für alle türkischen Staatsangehörigen besteht eine generelle Schulpflicht. Der Besuch an staatlichen Schulen ist kostenlos. Das Einschulungsalter wurde im Zuge der Schulreform von 2012 auf fünf Jahre herabgesetzt und die Schulpflicht von acht auf zwölf Jahre ausgedehnt (4 + 4 + 4-Modell). Die Grundschulbildung umfasst somit den Unterricht für fünf- bis achtjährige Kinder, die Mittelschulbildung den Unterricht für neun- bis 13-jährige Kinder. Die Oberschule umfasst eine vierjährige Ausbildung für 14- bis 17-jährige Jugendliche an allgemeinbildenden oder beruflich-technischen Gymnasien, an denen Berufsbildung für technisches Fachpersonal in Industrie und Dienstleistungssektor durchgeführt wird.
Die von der Türkei erzielten Bildungsergebnisse in der PISA-Studie weisen auf erheblichen Reformbedarf in der Schulbildung hin. Auch unter PISA 2018 liegt die Türkei etwa 20-35 Punkte unter dem Durchschnitt der OECD-Mitgliedsländer. Seit PISA 2012 ist allerdings ein moderater Aufwärtstrend in Mathematik und in den Naturwissenschaften erkennbar. Die sehr niedrigen Ergebnisse von PISA 2015 werden als Anomalie gewertet (PISA Country Note Turkey, S. 3).
Bildungspolitische Zielsetzungen für die frühkindliche Bildung, die Schulbildung und die berufliche Aus- und Weiterbildung hat das Ministerium für Nationale Bildung 2019 in der „Turkey’s Education Vision 2023“ festgelegt.
Nach zwölf Jahren hat jeder Schüler und jede Schülerin nach Abschluss der Schule das Recht, an der Hochschulzugangsprüfung teilzunehmen. Auf der Basis der Ergebnisse weist die zentrale Vergabestelle für Studienplätze (ÖSYM) einen Studienplatz zu. Zwischen 2001 und 2010 hat sich die Anzahl der Studierenden mehr als verdoppelt: Sie stieg von 1,6 auf 3,5 Mio. Zwischen 2010 und 2020 gab es ebenfalls mehr als eine Verdoppelung und die Anzahl der Studierenden erreichte 2020 knapp 8 Mio. Zwischen 2001 und 2020 hat sich die Anzahl der Studierenden im Ergebnis verfünffacht. Damit belegt die Türkei 2020 im weltweiten Vergleich Rang 6 hinter China (53,82 Mio. in 2021), Indien (38,87 Mio. in 2021), den USA (18,75 Mio.), Brasilien (8,98 Mio.) und Indonesien (8 Mio. in 2018) (Quelle: UNESCO-UIS).
Dabei ist allerdings die Rolle der Kurzzeitstudiengänge (ISCED Level 5) zu beachten, in denen 2021/22 mehr als ein Drittel der türkischen Studierenden (3,25 Mio. Studierende) eingeschrieben ist. Insbesondere Studieninteressierte, die bei der Hochschulzugangsprüfung keine ausreichende Punktzahl erreichen, können sich für ein zweijähriges, in der Regel technisch bzw. berufsorientiertes Ausbildungsprogramm (Önlisans) an einer Berufsfachhochschule entscheiden (DAAD-Ländersachstand Türkei 2020). Dagegen strebten 2021/22 4,57 Mio. türkische Studierende einen Bachelorabschluss (Lisans) nach vierjährigem Studium an einer regulären Universität an, während etwa 358.000 Studierende die weiterführenden 2-jährigen Masterstudiengänge (Yüksek Lisans) belegten und etwa 109.000 Studierende in einem mindestens dreijährigen Promotionsstudium zum Erwerb des Doktorgrades (Doktora) eingeschrieben waren (neuere Statistiken auf der Seite des Hochschulrats YÖK, siehe auch Überblick zur Kooperation mit Deutschland zur Rolle von YÖK (Council of Higher Education; Yükseköğretim Kurulu).
In Reaktion auf die stark gestiegenen Studierendenzahlen sind seit 2006 rund 100 türkische Hochschulen gegründet worden. Alte und sehr große Universitäten, wie die Istanbul University, die Gazi University und die Anadolu University wurden 2018 zerschlagen und in mehrere kleinere und eigenständige Universitäten aufgeteilt. Landesweit sind auf diesem Weg 2018 20 neue Universitäten gegründet worden. Ein beträchtlicher Teil der Studierenden absolviert das Studium aufgrund der Überlastung der türkischen Hochschulen als Fernstudium. Da die Studierendenzahlen weiter zunehmen, sind zusätzliche Universitätsgründungen geplant (DAAD-Ländersachstand Türkei 2020).
Die derzeit 185 türkischen Hochschulen gliedern sich in 129 staatliche, 72 Stiftungsuniversitäten und fünf Vakıf MYO (Meslek Yüksek Okulu). Letztere sind nicht-staatliche Berufshochschulen, die einen zweijährigen Ausbildungsgang anbieten. Die staatlichen Universitäten in der Türkei sind für türkische Studierende im Bachelor- und Masterstudium gebührenfrei. Stiftungsuniversitäten verlangen dagegen hohe Studiengebühren von circa 20.000 bis 105.000 Türkischen Lira pro Studienjahr (DAAD-Ländersachstand Türkei 2020).
Türkische Studierende aus einkommensschwachen Familien können sich für Stipendien der Turkish Education Foundation (Türk Egitim Vakfi, TEV) bewerben. Diese im Jahr 1967 gegründete unabhängige Stiftung fördert die Berufsausbildung und die Hochschulstudien von begabten Schulabsolventinnen und -absolventen an technischen und berufsbildenden Gymnasien, Fachhochschulen und Universitäten.
In der Altersgruppe von 25 bis 34 Jahren verfügen in der Türkei knapp 40 Prozent über einen Abschluss im Tertiärbereich. Damit liegt die Türkei zwar noch unter den OECD-Durchschnittswerten (45,9 Prozent), hat aber bereits Deutschland überholt. Allerdings ist der Anteil der Abschlüsse in den Kurzzeitstudiengängen hoch, über einen Bachelor, Master- oder Promotionsabschluss verfügen nur 25 Prozent der jungen Erwachsenen (siehe Bildungsindikatoren sowie OECD Education at a Glance (2020), Abbildung A1.6, Daten und Grafik).
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Forschungs- und Innovationssystem
Ähnlich wie bei der Hochschulbildung zeichnet sich auch im Bereich Forschung und Innovation in der Türkei eine dynamische Entwicklung ab.
Die gesamten Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) in der Türkei erreichten 2023 eine Höhe von 51,3 Milliarden USD (kaufkraftbereinigt; inflations- und kaufkraftbereinigt: 42 Milliarden USD, siehe FuE-Indikatoren). Die Türkei hat mit ihren stetig wachsenden FuE-Ausgaben in den vergangenen Jahren Kanada und zahlreiche europäische Länder (beispielsweise die Niederlande, die Schweiz, Spanien sowie zuletzt Italien) überholt. Im weltweiten Vergleich belegt die Türkei 2023 Rang 9 hinter den USA, China, Japan, Deutschland, Südkorea, Großbritannien, Frankreich und Indien (Russland, zu dem bei der OECD nur ältere Daten für 2020 vorliegen, wird nicht in den Vergleich miteinbezogen).
Die FuE-Intensität, das heißt der Anteil der gesamten FuE-Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP), hat sich zwischen 2002 (0,5 Prozent) und 2023 (1,4 Prozent) fast verdreifacht. Allerdings liegt die Türkei damit immer noch deutlich unter dem OECD-Durchschnittswert von 2,7 Prozent. Im selben Zeitraum hat sich die Anzahl der Forschenden (Vollzeitäquivalente, VZÄ) in der Türkei von 24.000 (2002) auf 230.500 Forschende (2022) fast verzehnfacht (siehe FuE-Indikatoren).
In Bezug auf die absolute Anzahl der wissenschaftlichen Publikationen belegt die Türkei 2024 im globalen Vergleich Rang 15 (Quelle: SCImago. SJR – SCImago Journal & Country Rank. Data retrieved April 22, 2025, from www.scimagojr.com). Innerhalb der MENA-Region (Nahost und Nordafrika) liegt die Türkei damit auf dem Spitzenrang und hat auch den Iran überholt. Sofern man sich allerdings auf die FuE-Intensität (siehe oben) und die Zitationshäufigkeit der Publikationen (gemessen am H-Index) konzentriert, liegt Israel innerhalb der MENA-Region klar an erster Stelle.
Im Global Innovation Index (GII) 2023 werden Innovationsleistungen der Länder weitgehend unabhängig von absoluten Größenordnungen bewertet: Hier konnte sich die Türkei im weltweiten Vergleich innerhalb von zwei Jahren von Rang 51 auf Rang 39 verbessern. Damit liegt die Türkei in der MENA-Region hinter Israel (Rang 14) und den Vereinigten Arabischen Emiraten (Rang 32), aber knapp vor Saudi-Arabien (Rang 41).
Der Forschungs- und Technologierat der Türkei TÜBİTAK (Scientific and Technological Research Council of Türkiye; Türkiye Bilimsel ve Teknolojik Araştırma Kurumu), der 1963 gegründet worden war, wurde 2011 aus der Zuständigkeit des Premierministers herausgelöst und dem damals neu gegründeten Ministerium für Forschung, Industrie und Technologie unterstellt. Seit Juli 2018 operiert das Ministerium unter der Bezeichnung Ministerium für Industrie und Technologie (Sanayi ve Teknoloji Bakanlığı, Internetauftritt in Türkisch).
Die Unternehmen in der Türkei liegen in Bezug auf ihre Anteile an Finanzierung und Durchführung zwar noch unter den OECD-Durchschnittswerten, sie sind aber vor den Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen an erster Stelle platziert (siehe FuE-Indikatoren). Knapp 60 Prozent der Ausgaben fallen in dem Sektor Industrielle Fertigung an, knapp 40 Prozent bei den Dienstleistungen. Die aktivste Fertigungsbranche ist Computer, Elektronik und Optik mit FuE-Ausgaben von 1,9 Mrd. USD, gefolgt vom Fahrzeugbau (1,45 Mrd. USD). Die FuE im Sektor Dienstleistungen ist stark auf Computerprogrammierung mit FuE-Ausgaben von 3,3 Mrd. USD konzentriert (Quelle: Daten für 2017, OECD Research and Development Expenditure in Industry 2019). Unter den weltweit 2.500 größten FuE-Investoren finden sich 2021 sieben Unternehmen, die ihren Hauptsitz in der Türkei haben. Das bestplatzierte Unternehmen ist das Elektronikunternehmen Aselsan Elektronik Sanaysi Ve Ticaret, das mit FuE-Ausgaben von 149 Mio. Euro auf Rang 855 liegt (Quelle: 2021 EU Industrial R&D Investment Scoreboard, IRI, Anm.: FuE-Ausgaben je Unternehmen im IRI umfassen Ausgaben für Aktivitäten im Hauptsitzland, aber auch allen anderen Ländern). Außerdem führen mehr als 100 Unternehmen, die ihren Hauptsitz im Ausland haben, FuE in der Türkei durch, darunter Mercedes-Benz, Huawei, Socar und Bosch. Der türkische Staat unterstützt die Einrichtung ausländischer FuE-Laboratorien seit 2014 durch ein spezielles Programm, unter dem beispielsweise Ericsson Unterstützung erhält (Quelle: Industrie- und Technologiestrategie 2019-23, S. 19, siehe unten).
Die außeruniversitären Forschungseinrichtungen spielen in der Türkei insgesamt eine untergeordnete Rolle. Der wichtigste Träger ist dabei der Forschungs- und Technologierat der Türkei TÜBİTAK (siehe oben), der 1972 damit begonnen hatte, das Marmara Research Centre (TÜBİTAK MAM) für industrienahe Forschung mit Sitz in Gebze aufzubauen. Heute umfasst das Zentrum insgesamt sieben Institute, die zu Geo- und Marinewissenschaften, Materialwissenschaften, Energie, umweltschonendere Produktion, chemischen Technologien, Biotechnologie sowie zu Lebensmitteln forschen. 2010 wurden zwei Institute aus dem Marmara-Zentrum herausgelöst und einem neuen Forschungszentrum für Informations- und Kommunikationstechnologien (TÜBİTAK BILGEM), ebenfalls mit Sitz in Gebze, zugeordnet. Die TÜBİTAK-Institute führen Auftragsforschung für die Industrie durch und stellen zusätzliche Dienstleistungen bereit. Außerhalb der beiden Zentren gibt es noch einige weitere TÜBİTAK-Forschungsinstitute, so beispielsweise die TÜBİTAK-Sternwarte (TÜBİTAK National Observatory, TUG) und ein Institut für Raumfahrttechnologie (Space Technologies Research Institute, UZAY).
Die Hochschulen dominieren den öffentlichen Sektor bei der Durchführung von FuE. Während sich private (überwiegend profitorientierte) Hochschulen in anderen Ländern häufig auf die Lehre konzentrieren, sind die privaten gemeinnützigen Stiftungsuniversitäten in der Türkei bei der FuE-Finanzierung und der FuE-Durchführung sehr aktiv.
Internationale Hochschulrankings können Anhaltspunkte zu Forschungs- und Innovationsstärken ausgewählter Hochschulen geben. In dem Times Higher Education - World University Ranking 2021 „Best for Research“ liegen zwei Stiftungsuniversitäten mit internationaler Ausrichtung innerhalb der Türkei ganz vorne: die 1993 gegründete Koç University (weltweit Rang 401-500) sowie die junge Sabancı University, die seit 1999 Studierende aufnimmt. Dazu kommen drei staatliche Universitäten: die Yildiz Technical University, die Istanbul Technical University (ITU), mit dem Gründungsjahr 1773 eine der ältesten technischen Hochschulen der Welt, sowie die Istanbul University, die ihre Wurzeln bis 1453 zurückverfolgen kann. Sämtliche Hochschulen, die aktuell unter den Top 5 gerankt werden, haben ihren Sitz in Istanbul.
Die ITU sowie die Istanbul University gehören auch zu den zehn Universitäten, die im September 2017 vom türkischen Staatspräsidenten im Beisein des Hochschulrats YÖK zu Forschungsuniversitäten ausgerufen und in diesem Zuge mit weiteren Fördermitteln ausgestattet worden sind. Die anderen designierten Forschungsuniversitäten sind die Ankara University, Boğaziçi University, Erciyes University, Gazi University, Gebze Technical University, Hacettepe University, das Izmir Institute of Technology sowie die Middle East Technical University (ODTÜ - Orta Doğu Teknik Üniversitesi, siehe DAAD-Ländersachstand Türkei 2020).
2018 wurden etwa 1,9 Prozent der FuE-Ausgaben an den Hochschulen durch Unternehmen finanziert, die Türkei liegt damit trotz steigender Tendenz noch deutlich unter den OECD-Durchschnittswerten (siehe FuE-Indikatoren). Mit dem Technologieentwicklungszonen-Gesetz von 2001 hat die Türkei wirksame steuerliche Anreize für die Gründung von Technologieparks geschaffen. Diese führen Hochschulen und Unternehmen an einem Ort zusammen und bilden so eine Grundlage für Wissens- und Technologietransfer zwischen öffentlichem und privaten Sektor (dazu Europäische Kommission - OECD STIP COMPASS, im Folgenden STIP COMPASS). Im Februar 2022 gab es 76 aktive Technologieparks in der Türkei, während 16 weitere bereits in Planung waren. Über 7.500 Unternehmen führen in den Parks FuE-Aktivitäten durch (Webseite ODTÜ zu Technologieparks). Seit 2010 haben sich zahlreiche Parks in der Association of Technology Parks in Türkiye (TGBD) zusammen geschlossen (Überblick Mitglieder TGBD).
Die türkischen Unternehmen erhalten für die Durchführung von FuE neben Steuererleichterungen vergleichsweise großzügige staatliche Zuschüsse (siehe FuE-Indikatoren).
Für die wettbewerbliche Förderung von FuE in Hochschulen und Unternehmen ist TÜBİTAK die wichtigste Einrichtung. Dieser leistet sowohl Personen- als auch Projektförderung und ist sowohl für Grundlagenforschung als auch für anwendungsbezogene FuE zuständig. Insgesamt förderte TÜBİTAK im Jahr 2018 über 17.000 Projekte mit Fördermitteln von umgerechnet ca. 260 Mio. Euro. Seit 2014 bietet TÜBİTAK eine Förderung für ausländische Unternehmen an, die in der Türkei Laboratorien aufbauen möchten („Frontier R&D Laboratories Support Programme", siehe Zusammenfassung im STIP COMPASS).
Eine spezielle Fördereinrichtung für kleine und mittlere Unternehmen ist KOSGEB (Small and Medium Enterprises Development Organization of Türkiye; T.C. Küçük ve Orta Ölçekli İşletmeleri Geliştirme ve Destekleme İdaresi Başkanlığı), das wie TÜBİTAK ebenfalls dem Ministerium für Industrie und Technologie unterstellt ist.
Die Technology Development Foundation of Türkiye (TTGV) wurde im Jahre 1991 gegründet, um die von der Weltbank erhaltenen Mittel für die Entwicklung der Technologie in der Türkei zweckmäßig einzusetzen. Heute ist TTGV eine private gemeinnützige Einrichtung, welche die Etablierung von technologiebezogenen Startups und die Expansion von Technologieunternehmen fördert.
Auch die türkischen Fachministerien, wie zum Beispiel das Umweltministerium und das Verkehrsministerium vergeben wettbewerbliche Förderung für FuE. Der angelsächsischen Tradition folgend hat die türkische Regierung 2019 mit TÜSEB (Health Institutes of Türkiye; Türkiye Sağlık Enstitüleri Başkanlığı) eine eigene Förderorganisation für Gesundheitsforschung geschaffen, die dem Gesundheitsministerium untersteht. Ein Schwerpunkt ist die Förderung und Stärkung der Infrastrukturen im Bereich der Arzneimittelforschung und -entwicklung, der Bioinformatik und der medizinischen Geräte (siehe dazu STIP COMPASS).
Strategische Ausrichtung
Der Forschungs- und Technologierat TÜBİTAK, der FuE sowohl fördert als auch durchführt, übt zusätzlich eine beratende Funktion für die Forschungs- und Innovationspolitik aus. TÜBİTAK fungierte als Sekretariat für den Supreme Council for Science and Technology (SCST), der zwischen 1989 und 2018 das zentrale Koordinierungs- und Entscheidungsgremium in der Türkei war. Im Juli 2018 wurde der SCST durch den neuen STIPC (Science, Technology and Innovation Policies Council; Bilim, Teknoloji ve Yenilik Politikaları Kurulu, BTYPK) ersetzt (siehe dazu STIP COMPASS). Der STIPC ist als hochrangiges Koordinierungsgremium direkt dem türkischen Präsidenten unterstellt. Zu seinen Aufgaben gehört es, Synergien zu stiften, Doppelarbeit zu vermeiden und Politiken und Strategien unter einem gemeinsamen Rahmen zusammenzuführen.
Der STIPC hat im September 2019 einen übergeordneten strategischen Rahmen für türkische Richtlinien, Strategien und Politiken für Wissenschaft, Technologie und Innovation angenommen. Unter der Nationalen Wissenschafts-, Technologie- und Innovationsstrategie und dem Innovationsaktionsplan (National Science, Technology and Innovation Strategy & Action Plan; Bilim, Teknoloji ve Yenilik Politikaları ve Stratejileri Çerçevesi) strebt die türkische Regierung an, die gesellschaftliche und ökonomische Wirkung von FuE und Innovation zu verstärken, Abhängigkeiten vom Ausland zu verringern, hochrangige, innovative Lösungen zu entwickeln, die der Türkei im Vergleich zum Ausland einen Vorteil verschaffen, FuE-Infrastrukturen auszubauen und das Innovationsökoystem zu entwickeln (siehe Zusammenfassung im STIP COMPASS).
Das Ministerium für Industrie und Technologie legt strategische Ziele in sogenannten Strategischen Plänen fest (Übersicht). Diese basieren auf
- dem Elften Entwicklungsplan vom Juli 2019 (11th Development Plan of Turkey 2019-23, Zusammenfassung im STIP COMPASS; Langfassung in Türkisch: On Birinci Kalkınma Planı) und
- der Industrie- und Technologiestrategie 2023 (Industry and Technology Strategy 2023, Zusammenfassung im STIP COMPASS; Langfassung in Türkisch: 2023 Sanayi ve Teknoloji Stratejisi). Übergreifende Mission der Strategie ist es, die Türkei bis 2023 zu einem der weltweit führenden Industrieländer zu machen und dazu die technologische Kapazität stark auszubauen, Importe zu beschränken und Exporte auszubauen (Nationaler Technologieumzug; Milli Teknoloji Hamlesi).
Eine Reihe spezifischer quantifizierbarer Ziele für 2023 sind in der Industrie- und Technologiestrategie 2023 (S. 28) sowie im Strategischen Plan 2019-23 (S. 4) enthalten, darunter auch einige mit FuE-Bezug: Demnach soll die FuE-Intensität, die 2017 bei 1 Prozent lag, auf 1,8 Prozent gesteigert werden. Die Anzahl der Forschenden lag 2017 bei knapp 112.000 und die des FuE-Personals bei 153.000 (Vollzeitäquivalente, VZÄ, vgl. FuE-Indikatoren). Diese Anzahl soll bis 2023 auf 200.000 bzw. 300.000 anwachsen und sich somit fast verdoppeln. Unter den weltweit 2.500 größten FuE-Investoren waren 2018/19 fünf Unternehmen mit Hauptsitz in der Türkei platziert (siehe oben), bis zum Jahr 2023 wird eine Platzierung von 23 Unternehmen angestrebt.
Die Industrie- und Technologiestrategie 2023 (S. 72) kündigt weiterhin einen Ausbau der Förderprogramme von TÜBİTAK an und hebt besonders das „Industry PhD Support Programme“ hervor, an dem sich 77 türkische Hochschulen beteiligen. Bisher wurden über 600 Promovierende entsprechend den Bedürfnissen der Industrie ausgebildet. Mit Hilfe des Deneyap-Programms sollen bereits Schülerinnen und Schüler der Primar- und Sekundarstufe im Alter von 9-17 Jahren eine dreijährige Schulung zu Technologien erhalten („Try it-Do Technology – the Project for 100 Workshops in 81 Provinces“, dazu STIP COMPASS). Angekündigt wird darüber hinaus auch die Schaffung eines Artificial Intelligence Institute als Teil von TÜBİTAK, das Projekte zur Künstlichen Intelligenz durchführen soll (S. 77).
Mit der Industrie- und Technologiestrategie 2023 verfolgt das Ministerium für Industrie und Technologie das Ziel, die Wertschöpfungsproduktion in der Industrie durch die Unterstützung von kritischen Technologien zu verbessern. Dazu kündigt die Strategie (S. 35) sektorale Roadmaps an, die sich an den Bedürfnissen und Dynamiken der Wirtschaft orientieren sollen, darunter 5G-Schlüsseltechnologie, künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen, Robotik und Autonomie, Internet der Dinge („Internet of Things“), Big Data und Datenanalyse, Cybersicherheit, Blockchain, additive Fertigung, Super Performance Computing, unbemannte Luftfahrt, Weltraumtechnologien, Nanotechnologien, Biotechnologien, Agrartechnologien sowie Energietechnologien.
Weitere Informationen
Links/Institutionen
- EC-OECD STIP COMPASS: Türkei – Länderinformationen zur Wissenschafts-, Technologie- und Innovationspolitik
- Türkei: Ministerium für Industrie und Technologie
- Türkei: TÜBITAK - Scientific and Technological Research Council of Türkiye
- Türkei: KOSGEB - Small and Medium Enterprises Development Organization of Türkiye
- Türkei: TGBD - Association of Technology Parks in Türkiye
Indikatoren für Bildung
Indikator |
Türkei |
Deutschland |
OECD-Gesamt |
Stand |
---|---|---|---|---|
Bildungsanteil am Bruttoinlandsprodukt: Bildung insgesamt [Prozent] |
4,20 |
4,57 |
4,91 |
2021 |
Wachstum des Bildungsanteils am BIP (Differenz des BIP-Bildungsanteils zu dem des Vorjahres) [Prozent] |
-0,48 |
-0,03 |
-0,15 |
2021 |
Bildungsanteil am Bruttoinlandsprodukt: tertiäre Bildung [Prozent] |
1,54 |
1,32 |
1,48 |
2021 |
Öffentlicher Anteil an den Ausgaben für tertiäre Bildung [Prozent] |
71,8 |
83,9 |
68,7 |
2021 |
Anteil internationaler abschlussorientierter Studierender aus dem Land [Prozent]* |
0,61 |
4,08 |
1,79 |
2022 |
Anzahl Studierender im Tertiärbereich insgesamt [Mio.]1 |
8,297 |
3,363 |
- - |
2022 |
Anteil internationaler abschlussorientierter Studierender im Land [Prozent]** |
2,94*** |
12,00 |
- - |
2022 |
Anzahl Promovierender insgesamt |
109.540 |
200.307 |
- - |
2022 |
Anteil internationaler abschlussorientierter Promovierender im Land [Prozent]** |
9,72*** |
22,79 |
- - |
2022 |
Anteil 25- bis 34-Jähriger mit einem Abschluss im Tertiärbereich [Prozent] |
42,68 |
38,51 |
47,57 |
2023 |
Anteil an neuen Studienabschlüssen in Mathematik, Statistik und Naturwissenschaften [Prozent] |
2,63 |
7,93 |
5,45 |
2022 |
Anteil an neuen Studienabschlüssen in Ingenieurswissenschaften, Fertigung und Konstruktion [Prozent] |
13,22 |
22,53 |
13,60 |
2022 |
PISA-Ergebnisse: Lesen [Punktzahl (Platzierung)] |
456 (36) |
480 (21) |
472 |
2022 |
PISA-Ergebnisse: Mathematik [Punktzahl (Platzierung)] |
453 (39) |
475 (24) |
485 |
2022 |
PISA-Ergebnisse: Naturwissenschaften [Punktzahl (Platzierung)] |
476 (34) |
492 (22) |
476 |
2022 |
Weitere Informationen
Links/Institutionen
FuE-Indikatoren
Indikator |
Türkei |
Deutschland |
OECD |
Stand |
---|---|---|---|---|
Nationale FuE-Ausgaben [Mio. USD**] |
42.045 |
158.837 |
1.930.649 |
2023/2023/2023 |
FuE-Ausgabenwachstum im Vergleich zum Vorjahr [Prozent] |
12,96 |
0,85 |
2,43 |
2023/2023/2023 |
Nationale FuE-Ausgaben [Mio. USD*] |
51.364 |
178.970 |
2.196.800 |
2023/2023/2023 |
FuE-Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) [Prozent] |
1,42 |
3,11 |
2,70 |
2023/2023/2023 |
Anteil der FuE-Ausgaben des Staates am BIP [Prozent] |
0,47 |
0,92 |
0,61 |
2023/2021/2022 |
Anteil der FuE-Ausgaben der Wirtschaft am BIP [Prozent] |
0,75 |
1,93 |
1,75 |
2023/2021/2022 |
Ausgaben für FuE in Unternehmen (BERD) [Mio. USD*] |
33.463 |
122.149 |
1.615.925 |
2023/2023/2023 |
Anteil der öffentlich finanzierten Ausgaben für FuE in Unternehmen (direkter Förderanteil) [Prozent] |
17,97 |
3,52 |
4,81 |
2023/2021/2022 |
Anteil der vom Ausland finanzierten Ausgaben für FuE in Unternehmen [Prozent] |
1,82 |
7,90 |
8,09 |
2023/2021/2022 |
Ausgaben für FuE in Hochschulen (HERD) [Mio. USD*] |
15.408 |
30.838 |
347.351 |
2023/2023/2023 |
Anteil der unternehmensfinanzierten Ausgaben für FuE in Hochschulen [Prozent] |
0,39 |
13,09 |
6,25 |
2023/2021/2021 |
Ausgaben für FuE in außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen (GOVERD) [Mio. USD*] |
2.493 |
21.715 |
187.216 |
2023/2023/2023 |
Anteil der unternehmensfinanzierten Ausgaben für FuE in außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen [Prozent] |
5,31 |
7,93 |
2,52 |
2023/2021/2022 |
Anzahl der Forschenden (Vollzeitäquivalente) |
230.533 |
498.500 |
6.327.470 |
2023/2023/2022 |
Anzahl der Forschenden (VZÄ) je 1000 Beschäftigte |
7,35 |
10,83 |
9,91 |
2023/2023/2022 |
Anteil der Forschenden (VZÄ) in privaten Unternehmen [Prozent] |
64,01 |
61,75 |
66,36 |
2023/2023/2022 |
Anteil internationaler Ko-Patente an Patentanmeldungen unter dem Vertrag über Patentzusammenarbeit (PCT) [Prozent](1) |
4,2 |
19,4 |
8,2 |
2020 |
Weitere Informationen
FuE-Finanzierung
In den OECD-Ländern mit überwiegend hohem Einkommen finanziert meist die inländische Wirtschaft den größten Anteil der Ausgaben für Forschung und Entwicklung (OECD Gesamt und Deutschland 64 Prozent). Die Anteile betragen für den Staat 24 bzw. 28 Prozent und für das Ausland 7 Prozent (OECD Gesamt und Deutschland).
Wie zu erwarten, ist in der Türkei, einem Land mit mittlerem Einkommen (Einteilung Weltbank), der Anteil der inländischen Wirtschaft noch etwas geringer als im OECD-Raum bzw. in Deutschland. Jedoch ist die türkische Wirtschaft bereits seit 2007 vor dem Staat die wichtigste Finanzierungsquelle. Das Land bewegt sich somit klar in Richtung OECD-Modell. Auffällig in der Türkei ist der große Anteil privater gemeinnütziger Finanzierung und Hochschulfinanzierung von 12,4 Prozent: Nach den Zahlen der UNESCO für 2017 geht der Anteil fast ausschließlich auf die türkischen Hochschulen zurück. Offenbar investieren die privaten Stiftungsuniversitäten der Türkei erhebliche Erträge aus Stiftungsvermögen und/oder Studiengebühren in die Finanzierung von FuE (2017: knapp 2,9 Mrd. USD, Quelle: Statistik-Institut der UNESCO, 9. Juni 2022).
FuE-Durchführung
Bei der Durchführung von Forschung und Entwicklung nehmen die Unternehmen in den OECD-Ländern meist eine dominante Rolle ein (Anteile für Deutschland und OECD Gesamt liegen bei 67 und 71 Prozent). Die Unternehmen in der Türkei haben noch etwas kleinere Anteile, liegen jedoch an erster Stelle.
Im öffentlichen Sektor sind der OECD-Raum und in geringerem Maße auch Deutschland hochschulzentriert (Verhältnis von GOVERD zu HERD von etwa 35 : 65 bzw. 45 : 55). Im öffentlichen Forschungssektor in der Türkei dominieren die Hochschulen noch stärker gegenüber den außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen (Verhältnis von GOVERD zu HERD von etwa 20 : 80 bzw. 1 : 4).
2.2 Überblick zur internationalen Kooperation
Für die internationale Bildungszusammenarbeit ist das Ministerium für Nationale Bildung zuständig. Der Anteil der türkischen Studierenden, die im Ausland einen Abschluss anstreben, liegt mit 1 Prozent unter dem OECD-Durchschnitt von 2 Prozent. In Bezug auf Studierende in der Türkei wird nicht das Land registriert, in dem der Bildungsabschluss erworben wurde (internationale Studierende), sondern die Staatsangehörigkeit (ausländische Studierende). Das Portal Study in Türkiye bewirbt das Studium in der Türkei. Die Anzahl der ausländischen Studierenden beträgt 185.000, auch wenn der Anteil bei lediglich 2 Prozent liegt (OECD-Durchschnitt von 6,6 Prozent; Deutschland: 11 Prozent, siehe Bildungsindikatoren). 2020 belegt das Nachbarland Syrien bedingt durch Fluchtbewegungen mit mehr als 37.000 Studierenden Rang 1 als Herkunftsland. Dahinter liegen Aserbaidschan und Turkmenistan, gefolgt von dem Iran und Iran. Deutschland liegt auf Rang 8 mit mehr als 4.600 Studierenden. Gleichzeitig ist Deutschland das beliebteste Zielland für türkische Studierende, gefolgt von den USA, Großbritannien, der Ukraine und Aserbaidschan (Quelle: UNESCO Global Flow of Tertiary-Level Students - berücksichtigt werden nur Studierende, die einen Abschluss anstreben; zu China als Zielland fehlen Daten). Einen wichtigen Beitrag zur Kurzzeitmobilität von türkischen Studierenden innerhalb der EU leistet das Programm ERASMUS Plus. Die Turkish Education Foundation (TEV) ermöglicht türkischen Studierenden ein Masterstudium im Ausland (TEV Internationale Programme).
TÜBİTAK unterstützt seit langem grenzüberschreitende Mobilität und Kooperation in Wissenschaft und Innovation. So bietet TÜBİTAK bereits seit 1978 für den wissenschaftlichen Nachwuchs aus der Türkei Förderung für Auslandsaufenthalte an. Auch die Anwerbung von Forschenden aus dem Ausland war bereits früh ein wichtiges Ziel, dazu administriert TÜBİTAK beispielsweise Programme für Gastforschende (TÜBİTAK 2221 - „Fellowships for Visiting Scientists and Scientists on Sabbatical Leave“, siehe STIP COMPASS). Ein 2010 aufgelegtes Exzellenzförderprogramm richtet sich sowohl an türkische Forschende als auch an exzellente ausländische Forschende („International Fellowship for Outstanding Researchers“, siehe STIP COMPASS). Unter der Nationalen Industrie- und Technologiestrategie 2023 sollen Programme mit diesen Zielsetzungen weitergeführt, ausgebaut und Aufenthaltsgenehmigungsverfahren für ausländische Forschende erleichtert werden (siehe Strategie, S. 72). TÜBİTAK unterstützt Forschende, die in der Türkei arbeiten möchten, über die Finanzierung hinaus durch eigene Servicezentren und das EURAXESS-Türkiye Portal.
Für den Abschluss von bilateralen Abkommen zur wissenschaftlich-technologischen Zusammenarbeit ist in der Regel das Ministerium für Industrie und Technologie zuständig. Insgesamt gibt es derzeit 58 Abkommen mit 46 Ländern im Bereich FuE und Innovation. TÜBİTAK pflegt eigene Abkommen mit 27 Organisationen aus 22 Ländern, unter denen gemeinsame Förderbekanntmachungen veröffentlicht werden (Überblick TÜBİTAK Kooperationsländer).
Der Anteil der internationalen Ko-Publikationen an der Gesamtzahl der wissenschaftlichen Publikationen lag in der Türkei zwischen 1996 und 2014 unter 20 Prozent und erreichte 2023 nach einem Anstieg 30,7 Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland und in vielen anderen westlichen Industrieländern beträgt der Anteil inzwischen über 50 Prozent (Quelle: SCImago. SJR — SCImago Journal & Country Rank. Retrieved April 25, 2024, from www.scimagojr.com).
Die wichtigsten Ko-Publikationsländer der Türkei entsprechen teilweise den Top-Zielländern für türkische Studierende. Es sind die USA, gefolgt in weitem Abstand von Großbritannien, Italien, China und Deutschland. Im Vergleich zum vorherigen Dreijahreszeitraum konnte sich China von Rang 6 auf Rang 4 verbessern, Indien von Rang 10 auf Rang 6 und Saudi-Arabien von Rang 12 auf Rang 7 (Quelle: Scopus database, Elsevier B.V., 2022-24, downloaded on March 20, 2025)..
Die Türkei ist Mitglied der G20, einem informellen Zusammenschluss der klassischen Industrieländer, die sich auch als G7 treffen, der BRICS-Länder sowie der Länder Argentinien, Australien und Saudi-Arabien. 2015 war die Türkei Gastgeber des G20-Gipfels in Antalya. Durch die Mitgliedschaft ist die Türkei an den jährlichen Beschlüssen der Staats- und Regierungschefs beteiligt, die auch Bildung, Forschung und Innovation betreffen können. Dazu kommen Beschlüsse auf G20-Ministerialebene. Die Türkei gehörte außerdem 1961 zu den Gründungsmitgliedern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD); sie hat in den allgemeinen Bildungs- und Wissenschaftsgremien der OECD vollen Delegiertenstatus und beteiligt sich regelmäßig an den Kompetenztests für Schülerinnen und Schüler unter dem PISA-Programm.
Zusätzlich ist die Türkei Mitglied der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO). Zuständig für Wissenschafts- und Kulturfragen ist das in Venedig angesiedelte UNESCO Regional Bureau for Science and Culture in Europe. Im Rahmen des UNESCO-Projekts Synchrotron Light for Experimental Science and Applications in the Middle East (SESAME) wurde zwischen 2002 und 2017 an der Al Balqa Applied University in Allen/Jordanien die erste Synchrotron-Strahlungsquelle des Nahen Ostens aufgebaut. Herzstück des Vorhabens, an dem neben Jordanien und der Türkei auch Ägypten, Iran, Israel, Pakistan und die Palästinensischen Gebiete beteiligt sind, ist der aus Deutschland stammende Speicherring BESSY I. Die Anlage produziert hoch intensive Synchrotron-Strahlung vom Infrarot- bis zum Röntgen-Bereich und bietet Forschenden der gesamten Region modernste Arbeitsmöglichkeiten.
Weiterhin ist die Türkei bereits seit 1969 Mitglied der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (Organization of Islamic Cooperation, OIC). 2017 trat die Türkei außerdem der 1982 gegründeten Unterorganisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur (Islamic World Educational, Scientific and Cultural Organization, ICESCO) bei, deren Hauptsitz sich in Rabat in Marokko befindet.
Kooperation mit der Europäischen Union
Die Teilnahme der Türkei an Forschungsprogrammen der EU hat inzwischen eine fast 20-jährige Tradition (siehe Webseite der EU zur Kooperation mit der Türkei in Forschung und Innovation). Aktuell kann sich die Türkei als assoziiertes Land an dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizont Europa (2021-27) voll beteiligen. Dasselbe galt für das Vorgängerprogramm Horizont 2020 (2014-20). TÜBİTAK fungiert als National Coordination Office. Bis zum Januar 2025 hat die Türkei unter Horizont Europa europäische Fördermittel in Höhe von 299,23 Mio. Euro eingeworben. Unter den 560 Projekten, an denen sich die Türkei beteiligte, verzeichneten mit 328 Projekten mehr als die Hälfte auch eine deutsche Teilnahme (Quelle: eCORDA-Datenbank).
Andere Varianten europäischer Kooperation setzen nicht auf einen gemeinsamen Fördertopf unter dem Rahmenprogramm der EU, sondern auf die Verbindung verschiedener nationaler und europäischer Fördertöpfe, um gemeinsame Projekte im Rahmen von Public Public Partnerships zu finanzieren. Die Türkei ist in insgesamt 67 dieser Netzwerke aktiv (Übersicht ERA-LEARN Plattform). Dazu gehören die ERA-NETS z.B. für Materialwissenschaften (M-ERA.NET), Quantentechnologien (QuantERA), Informations- und Kommunikationstechnologien (CHIST-ERA III), Geothermie (Geothermica), Solartechnologien (SOLAR-ERA.NET Cofund und Solar Cofund 2) sowie Meeresenergie (OCEANERA-NET COFUND). Auch im medizinischen Bereich sind verschiedene ERA-NETs aktiv, z.B. zu Krebserkrankungen (ERA-NET-TRANSCAN) und Erkrankungen im neurologischen Bereich (JPCOFUND2). Die zuständige Förderagentur in der Türkei ist in aller Regel TÜBİTAK und zu Biodiversität und Lebensmitteln (Netzwerke Food System and Climate, FOSC und SUSFOOD) auch das türkische Agrarministerium. Zusätzlich ist die Türkei Partner in der langfristig angelegten neuen Partnerschaft für Forschung und Innovation im Mittelmeerraum (Partnership for Research and Innovation in the Mediterranean Area (2018-28), PRIMA).
Die Türkei gehörte 1985 zu den Gründungsmitgliedern des Netzwerks für Unternehmens- und Innovationsförderung EUREKA. Das Land beteiligt sich auch an dem gemeinsamen Förderprogramm Eurostars und wird dabei durch TÜBİTAK vertreten (EUROSTARS-Webseite Türkei).
Weitere Informationen
Links/Institutionen
Nachrichten
2.3 Überblick zur Kooperation mit Deutschland
Aufgrund ihrer geographischen Lage am Bosporus ist die Türkei Brücke und wichtiges Bindeglied zum Nahen Osten und nach Asien. Es bestehen vielfältige Kooperationslandschaften in Kultur, Bildung und Forschung.
Aus türkischer Perspektive hat die Zusammenarbeit mit Deutschland in Bildung und Forschung einen hohen Stellenwert. Als Ko-Publikationsland für wissenschaftliche Veröffentlichungen platziert sich Deutschland unter den Top 5 (siehe vorheriger Abschnitt).
Aus deutscher Perspektive liegt die Türkei als Herkunftsland für internationale Studierende im Wintersemester 2023/24 auf Rang 3 gleich hinter Indien und China. Bei der Festlegung des Herkunftslandes werden nur diejenigen Studierenden mit türkischer Staatsangehörigkeit erfasst, die ihre Hochschulzugangsberechtigung außerhalb von Deutschland erworben haben. Als Zielland für Studierende aus Deutschland lag die Türkei 2021 auf Rang 7 (Daten Wissenschaft weltoffen 2025).
Grundlage für die Wissenschaftlich-Technologische Zusammenarbeit (WTZ) zwischen Deutschland und der Türkei war zunächst ein Abkommen, das 1997 zwischen dem Forschungszentrum Jülich und TÜBITAK geschlossen worden war. Eine neue Grundlage für die WTZ wurde 2014 durch eine Gemeinsame Erklärung zur Zusammenarbeit in Forschung, Bildung und Innovation geschaffen. Diese wurde durch das damalige Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das türkische Ministerium für Wissenschaft, Industrie und Technologie unterzeichnet. Heute ist auf deutscher Seite das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) federführend, auf türkischer Seite das Ministerium für Industrie und Technologie, vertreten durch TÜBİTAK.
Die Kooperation der beiden Länder in Bildung, Forschung und Innovation hat mit dem Deutsch-Türkischen Jahr der Forschung, Bildung und Innovation 2014 unter dem Motto „Science Bridging Nations“ einen Höhepunkt erlebt. Dabei setzten sich Deutschland und die Türkei dafür ein, auf Bedeutung und Erfolge der Zusammenarbeit aufmerksam zu machen und die Kooperation mit zukunftsweisenden Projekten weiter auszubauen. Doch nach dem gescheiterten Putschversuch in der Nacht vom 15. auf den 16. Juli 2016 in der Türkei ergriff die türkische Regierung Maßnahmen, die auch die wissenschaftliche Freiheit in der Türkei weiter einschränkten. Unter anderem wurden über 8.000 Akademikerinnen und Akademiker in der Türkei entlassen. Laut „Academic Freedom Index” (Update 2025), gefördert von der VolkswagenStiftung, hat die akademische Freiheit seit 2009 erheblich abgenommen, seit 2017 sind wieder kleine Verbesserungen zu verzeichnen.
Die Selbständigkeit, die den staatlichen Universitäten 1961 zugestanden worden war, wurde bereits 1981 durch das dritte Hochschulgesetz und mit der Errichtung des türkischen Hochschulrates YÖK weitgehend abgeschafft und durch das YÖK-Reformgesetz von 2004 nur teilweise wieder eingeführt. Nach den Notstandsdekreten von 2016 und der Einführung der Präsidentialverfassung 2017 wurde die Autonomie der Hochschulen deutlich eingeschränkt (siehe DAAD-Bildungssytemanalyse Türkei 2021). Auch die European University Association (EUA) kommt zu dem Schluss, dass öffentliche Universitäten in der Türkei im Gegensatz zu Stiftungsuniversitäten über nur wenig Autonomie verfügen, wenngleich kürzlich eingefügte Reformen für Verbesserungen sorgen (EUA (2023): University Autonomy in Europe IV: Country Profiles, S. 96).
Seit den Entwicklungen im Jahr 2016 veröffentlichte das BMBF keine neuen bilateralen Förderbekanntmachungen mit der Türkei.
Aktuell kooperieren Deutschland und die Türkei vorwiegend im Rahmen von EU-Projekten und transnationalen Förderprogrammen. Beide Länder arbeiten zum Beispiel bei der Implementierung von Projekten in der PRIMA-Initiative (Partnership for Research and Innovation in the Mediterranean Area) zusammen. Thematische Schwerpunkte sind dabei Nahrungsmittelsicherheit, Wasser und Landwirtschaftssysteme. Weitere multilaterale Projekte werden z. B. im Rahmen von ERA-Netzen, Eurostars und Eureka (siehe vorheriger Abschnitt) sowie im Rahmen von Fachprogrammen durchgeführt (Überblick zu bilateralen und multilateralen Projekten mit einer Förderung des BMFTR).
Die Türkei ist assoziierter Partner in den EU-Rahmenprogrammen Horizont 2020 (2014-20) und Horizont Europa (2021-27). Damit sind türkische Einrichtungen bei Anträgen im Rahmen von Horizont Europa ebenso antragsberechtigt und förderfähig wie Teilnehmende aus den EU-Mitgliedstaaten (siehe Kooperation der Türkei mit der Europäischen Union). Bis zum Januar 2025 hat die Türkei unter Horizont Europa europäische Fördermittel in Höhe von 299,23 Mio. Euro eingeworben. Unter den 560 Projekten, an denen sich die Türkei beteiligte, verzeichneten mit 328 Projekten mehr als die Hälfte auch eine deutsche Teilnahme (Quelle: eCORDA-Datenbank).
Das Flaggschiffprojekt der bilateralen Zusammenarbeit ist die Türkisch-Deutsche Universität (TDU; Türk-Alman Üniversitesi, TAÜ) in Istanbul, die im Rahmen des Deutsch-Türkischen Jahres der Forschung, Bildung und Innovation offiziell eröffnet wurde. Vorausgegangen waren die Unterzeichnung einer Vereinbarung zur Gründung der TDU durch die beiden Außenminister im Jahr 2008 in Berlin und die Grundsteinlegung durch den deutschen und den türkischen Präsidenten im Oktober 2010 in Istanbul. Das deutsche Forschungsministerium und der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) sind an der Umsetzung des Projektes maßgeblich beteiligt. Im Januar 2020 wurde der fertiggestellte neue Campus der TDU in Istanbul durch den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan und die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel feierlich eröffnet. Der endgültige Ausbau der TDU soll im Jahr 2030 rund 6.200 Studierenden an fünf Fakultäten (Naturwissenschaften, Rechtswissenschaften, Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaften, Kultur- und Sozialwissenschaften sowie Ingenieurwissenschaften) umfassen. An der TDU wird auf Deutsch, Englisch und Türkisch gelehrt und geforscht. Rektor der TDU ist gegenwärtig der türkische Germanist und Linguist Prof. Dr. Cemal Yildiz.
Der Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) weist derzeit 1.435 offizielle Hochschulkooperationen zwischen deutschen und türkischen Hochschulen aus (Stand: 03/2025). 210 deutsche Hochschulen kooperieren mit 146 türkischen Hochschulen und 5 außeruniversitären Einrichtungen.
Internationale Mobilität zwischen Deutschland und der Türkei wird vom DAAD, der Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. 2014 schloss der DAAD eine Kooperationsvereinbarung mit dem türkischen Hochschulrat YÖK ab.
Die Türkei ist Programmland im ERASMUS Plus-Programm, das Mobilität in beide Richtungen in großem Umfang fördert: Zwischen 2022 und 2024 erhielten 1.510 Studierende, Praktikantinnen und Praktikanten sowie 92 Hochschullehrkräfte und Mitglieder des Hochschulpersonals aus Deutschland Finanzierung für einen Aufenthalt in der Türkei. Im Gegenzug kam die ERASMUS-Finanzierung für Aufenthalte in Deutschland 2.621 bzw. 554 Geförderten aus der Türkei zugute.
2023 (in Klammern die Zahlen für 2019 Pre-Covid) hat der DAAD unter eigenen Programmen Förderung für einen Aufenthalt in der Türkei an 264 (144) Studierende und Graduierte (inkl. Promovierende, Statusgruppen I-III) und 219 (145) Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Hochschullehrkräfte (inkl. Post-Docs, Statusgruppe IV) aus Deutschland vergeben. In den gleichen Kategorien erhielten 920 (925) und 186 (174) Geförderte aus der Türkei eine Unterstützung des DAAD, um eine Aktivität im eigenen Land oder einen Auslandsaufenthalt – darunter auch Deutschlandaufenthalte – durchzuführen.
2023 beherbergten Institute der Max-Planck-Gesellschaft (MPIs) 306 türkische Nachwuchs- und Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler. Die MPIs führten 28 Projekte mit Partnern in der Türkei durch.
iMOVE beobachtet die Aus- und Weiterbildungsbranche der wichtigsten internationalen Märkte. Die Analysen der Entwicklungen und Trends stellt iMOVE als Studien und Marktinformationen bereit.
Vor Ort in der Türkei tragen und unterstützen unter anderen folgende Einrichtungen die deutsch-türkische Kooperation:
- Die Türkisch-Deutsche Universität (TDU) in Istanbul hat den Lehrbetrieb im Wintersemester 2012/13 aufgenommen (siehe oben);
- Der DAAD unterhält seit dem Jahr 2000 ein Informationszentren in Istanbul (DAAD Türkei);
- Das Orient-Institut Istanbul (OIIST) war zwischen 1989 und 2008 als Nebenstelle des Orient-Instituts in Beirut tätig. Seit 2009 ist es ein eigenständiges turkologisches und regionalwissenschaftliches Forschungsinstitut im Verbund der Max Weber Stiftung. 2024 wurde ein neues Gebäude in Istanbul bezogen;
- Das Deutsche Archäologische Institut, heute unter der Zuständigkeit des Auswärtigen Amtes, verfügt seit 1929 über eine Abteilung in Istanbul (DAI Istanbul);
- Das Joint Lab "More-than-Moore". zwischen dem IHP – Leibniz-Institut für innovative Mikroelektronik und der Sabancı University.
Weitere Informationen
Links/Institutionen
- BIBB-GOVET: Türkei – Länder- und Projektinformationen zur Berufsbildung
- Deutsch-Türkische Industrie- und Handelskammer
- NUMOV - Nah- und Mittelost-Verein e.V.
- DAAD: Türkei – Länder- und Programminformationen zu Hochschulen
- TDU - Türkisch-Deutsche Universität
- DAI - Deutsches Archäologisches Institut
- OII - Orient-Institut Istanbul
Nachrichten
3Weitere Informationen
Nähere Informationen zu der Türkei erteilt im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) der DLR Projektträger.
Fachlicher Ansprechpartner für die Türkei ist:
Herr Stephan Epe
DLR Projektträger
Europäische und Internationale Zusammenarbeit
Tel: +49 228 3821-1490
E-Mail: stephan.epe(at)dlr.de
Impressum
Erscheinungsweise online unter
Eine Initiative vom:
Gemeinsame Betreiber des Portals Kooperation International und Herausgeber der Länderberichte sind:
Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR)
DLR Projektträger
Europäische und internationale Zusammenarbeit
Heinrich-Konen-Str. 1
53227 Bonn
VDI Technologiezentrum GmbH
Abteilung Innovationspolitik
VDI-Platz 1
40468 Düsseldorf
Zentrale E-Mail: info(at)kooperation-international.de