Bildungslandschaft: Vietnam
Indikatoren für Bildung
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Indikator |
Deutschland |
Stand |
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|---|---|---|---|
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Anteil öffentlicher Bildungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) [Prozent] |
2,89 |
4,54 |
2022/2022 |
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Wachstum des öffentlichen Bildungsanteils am BIP (Differenz des BIP-Bildungsanteils zu dem des Vorjahres) [Prozent] |
-0,06 |
-0,91 |
2022/2022 |
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Anteil internationaler abschlussorientierter Studierender aus dem Land [Prozent]* |
4,63 |
3,75 |
2022/2022 |
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Anzahl Studierender im Tertiärbereich insgesamt [Mio.] |
2,90 |
3,36 |
2022/2022 |
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Anteil internationaler abschlussorientierter Studierender im Land [Prozent]** |
0,27 |
12,00 |
2022/2022 |
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Anzahl Promovierender insgesamt |
11.700 |
200.307 |
2022/2022 |
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Anteil 25- bis 65-Jähriger mit einem Abschluss im Tertiärbereich [Prozent] |
14,69 |
29,85 |
2023/2022 |
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PISA-Ergebnisse: Lesen [Punktzahl (Platzierung)] |
462 (34) |
480 (21) |
2022 |
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PISA-Ergebnisse: Mathematik [Punktzahl (Platzierung)] |
469 (31) |
475 (24) |
2022 |
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PISA-Ergebnisse: Naturwissenschaften [Punktzahl (Platzierung)] |
472 (35) |
492 (22) |
2022 |
Weitere InformationenLinks/Institutionen
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Schulen und Hochschulen
Das nationale Bildungssystem umfasst einheitlich zwölf Schuljahre, unterteilt in eine Primarstufe und die Sekundarstufen I und II. Die Sekundarstufe II endet mit der Prüfung zur allgemeinen Hochschulreife, welche jedoch bisher nur bei sehr guten Leistungen direkt zur Aufnahme an einer Universität berechtigt. Im Allgemeinen verlangen die Hochschulen eine Aufnahmeprüfung, die seit 2014 zumindest an einigen ausgewählten Hochschulen wieder dezentral durchgeführt wird. Neben dem akademischen Zweig gibt es die Möglichkeit, schulische Berufsbildungsgänge in der Sekundarstufe I und II zu belegen, die mit einem Fachabiturabschluss enden.
Nach Abschluss des Abiturs bzw. des Fachabiturs stehen den Absolventen verschiedene Hochschulstudiengänge offen. Vollzeitstudiengänge an Hochschulen sind auf vier bis sechs Jahre angelegt, ein Fachhochschulstudium dauert drei Jahre. Die meisten größeren Hochschuleinrichtungen bieten neben Vollzeitstudiengängen verschiedene Formen des Teilzeitstudiums und unterschiedliche Intensiv- und Fernstudienangebote an.
Bis Ende der 1980er Jahre orientierte sich das vietnamesische Bildungssystem an osteuropäischen Standards. Anfang der 1990er Jahre erfolgte eine zunehmende Ausrichtung an westeuropäischen und US-amerikanischen Bildungsstandards und -abschlüsse. Neben dem bisherigen Promotionssystem wurden Masterstudiengänge eingeführt. Die universitäre Qualifizierung sieht drei Stufen vor:
- allgemeiner Hochschulabschluss, der dem amerikanischen Bachelor-Grad nahe kommt (cu nhan), in bestimmten Fachbereichen äquivalente Spezialabschlüsse, z.B. Medizin (bac si), Ingenieurswesen (ky su),
- Masterstudium (thac si),
- Doktorat (tien si).
Im Jahr 2022 waren 2,9 Millionen Studierende an höheren Bildungseinrichtungen eingeschrieben (siehe unter Bildungsindikatoren). Der DAAD stellt Länderinformationen zum Hochschulsystem in Vietnam bereit (DAAD: Bildungssystemanalyse Vietnam): Im November 2024 gab es in Vietnam 244 Hochschulen (truong dai hoc): 172 staatliche und 72 nicht staatliche. Der tertiäre Bildungsbereich wurde durch rund 450 berufsbildende Colleges (truong cao dang) komplementiert, die zum großen Teil dem Ministerium für Arbeit und Soziales (MoLISA) unterstellt sind. Vietnams Hochschulsektor ist komplex. Es gibt unter anderem fünf große multidisziplinäre Universitäten: die beiden Nationaluniversitäten in Hanoi und Ho-Chi-Minh-Stadt (VNU) sowie die drei Regionaluniversitäten: im Norden in Thai Nguyen und in Zentralvietnam in Hue und Danang. Die zahlreichen fachlich spezialisierten Hochschulen wurden unter einem übergreifenden Dach jeweils zu einer Universität mit einem breiten Fächerangebot zusammengefasst. Diese breitere Fächerung gilt auch für die Hanoi University of Science & Technology (HUST) und die Can Tho University im Mekongdelta.
Die beiden Nationaluniversitäten sind dem Premierminister unterstellt (anstatt dem Ministerium für Bildung und Ausbildung MoET). Sie sollen national und international Führungsrollen als Spitzenuniversitäten des Landes einnehmen, auch dank einer großzügigeren Finanzausstattung und mehr Autonomie bei der Entscheidungsfindung).
Qualitätssicherung und Akkreditierung sind in Vietnam zentralisiert und werden über das MoET veranlasst. Bis Dezember 2023 wurden laut Angaben des MoET 486 von 1.611 Studienprogrammen international akkreditiert. Für 1.125 von 6.500 Studienprogrammen liegen nationale Akkreditierungen vor. 187 von 244 Institutionen erhielten eine Systemakkreditierung.
Die Forschungsuniversitäten, die in Kooperation mit Deutschland und Frankreich aufgebaut wurden, sollen eine Vorbildfunktion einnehmen. Das Royal Melbourne Institute of Technology in Ho Chi Minh Stadt ist die bislang einzige private Universität, die in ausländischer Trägerschaft betrieben wird.
Weitere Informationen
Berufliche Bildung
Das Berufsbildungssystem Vietnams umfasst drei Formen beruflicher Bildungseinrichtungen, die sich nach Zugangskriterien, Dauer der Angebote und Abschlussmöglichkeiten unterscheiden:
- Berufszentren/Berufliche Trainingscenter (Vocational Training Center),
- Berufsschulen (Vocational Training Schools),
- Berufscolleges (Vocational Colleges).
Berufszentren bieten kurze Weiterbildungen (drei bis zwölf Monate), deren Angebot sich am Bedarf der lokalen Wirtschaft orientiert. Die Abschlüsse von Berufszentren gelten nicht als Qualifikation für den Zugang zu Berufsschulen oder Berufscolleges. Die Ausbildung an Berufsschulen dauert zwei bis drei Jahre. Der Abschluss an einer Technischen Berufsschule ermöglicht den Übergang an die Universität, zur fachgymnasialen Oberstufe oder zum Berufscollege. Der Abschluss an einer Vollzeitberufsschule hingegen ermöglicht ausschließlich den Besuch eines Berufscolleges. Das höchste Berufsbildungsniveau bieten die Berufscolleges. Hier wird zwischen "pädagogischen Berufscolleges" zur Ausbildung von Primarschullehrern, "medizinischen Berufscolleges" zur Ausbildung von Pflegekräften oberhalb des Krankenpflegerberufes und "technischen Berufscolleges" mit Angeboten in den Bereichen Wirtschaft, Finanzen, Kultur und Kunsthandwerk unterschieden. Der Abschluss an einem Berufscollege berechtigt zu einem Studium. Alle genannten Berufsbildungseinrichtungen sind rein schulisch ausgerichtet, ohne praktische Ausbildungsmodule in Betrieben.
Weitere InformationenLinks/Institutionen
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Weiterbildung
Die Bereitschaft, sich in der Freizeit und auf eigene Kosten weiterzubilden, ist in Vietnam sehr hoch. Ziel ist dabei sowohl die aktuelle Arbeitsplatzsicherung als auch die Weiterqualifizierung für neue Aufgaben. Beliebte Themen bei privaten Weiterbildungen sind kaufmännische Inhalte, Management, Sprachen, EDV oder Soft-Skills wie „Präsentationstechniken“ oder „Interkulturelle Kompetenz“. Diese Kurse werden sowohl von spezialisierten Bildungsinstituten als auch von Berufsbildungsinstitutionen und Hochschulen angeboten. Daneben führen Branchenverbände und Organisationen wie die Vietnam Chamber of Commerce (VCCI) ebenfalls Fort- und Weiterbildungen durch.